Evonik hatte in den vergangenen Jahren auf die Märkte in den Schwellenländern gesetzt und kräftig in Asien investiert - erst am Donnerstag kündigte der Konzern an, die Planungen für eine weitere Futtermittel-Anlage dort aufzunehmen. Engel setzt auf einen steigenden Wohlstand und Fleischkonsum in der Region: "Wir stehen fest zu den Schwellenländern."
Doch zunächst einmal muss sich Engel mit den Folgen sinkender Preise auseinandersetzen. Der operative Gewinn - das bereinigte Ebitda - werde 2016 wohl auf zwei bis 2,2 Milliarden Euro schrumpfen. Im vergangenen Jahr waren es noch 2,465 Milliarden. In diesem Rahmen hatten eigentlich auch von Reuters befragte Analysten den Ertrag im laufenden Jahr erwartet. Evonik-Aktien brachen um über zwölf Prozent ein, sie mussten den größten Tagesverlust seit dem Börsengang im Frühjahr 2013 verkraften.
Evonik steht mit seinem trüben Ausblick nicht allein. Der deutsche Branchenprimus BASF erwartet wegen der Konjunkturabkühlung in China und dem Ölpreisverfall 2016 einen Ergebnisrückgang. Der Branchenverband VCI ist ebenso vorsichtig und hatte seine Prognose kassiert: Das Ende des Wirtschaftsbooms im Reich der Mitte treffe viele Kunden der Chemiebranche.
AUF FETTES JAHR FOLGT MAGERKOST
2015 hatte Evonik Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert, die Aktionäre um die Essener RAG-Stiftung und den Finanzinvestor CVC sollen eine deutlich erhöhte Dividende von 1,15 (Vorjahr: 1,00) Euro je Aktie erhalten. Evonik rechnet nun zwar nicht damit, dass die Kunden weniger Produkte nachfragen, das Mengenwachstum halte an. Das "sehr hohe Preisniveau" lasse sich aber nicht halten.
Der Konzern sitzt auf prall gefüllten Kassen, hat aber trotz wiederholter Bemühungen bisher keine großen Zukäufe präsentieren können. "Wir haben die Pläne noch nicht ganz aufgegeben", sagte Engel. Übernahmen müssten zum Konzern passen und sich rechnen. Branchenkreisen zufolge hatte Evonik in der Vergangenheit unter anderem die Konkurrenten DSM und Clariant ins Visier genommen. Dabei ist die Chemiebranche in Bewegung. In den USA schmieden etwa Dow Chemical und DuPont einen neuen Branchengiganten.
Reuters