Bereits die Zahlen für 2016 trieben die Evotec-Aktie stark an. Im vergangenen Jahr vervielfachte sich das Ergebnis von Steuern, Zinsen und Abschreibungen mit einem Plus von 314 Prozent auf 36 Millionen Euro. "2016 war für Evotec ein sehr starkes Jahr und es wurden zahlreiche Fortschritte erzielt. Durch verschiedene neue und erweiterte Kooperationen erreichten wir mit unseren Finanzergebnissen eine neue Dimension", kommentierte Evotec-Chef Werner Lanthaler die Ergebnisse. Mit den Zahlen gab Lanthaler zudem "einen sehr positiven Ausblick auf 2017". Der Umsatz soll um mindestens 15 Prozent steigen, während sich das Ebitda "signifikant" verbessern soll. Die Annahme beruht laut der im Hamburg beheimateten Evotec auf dem derzeitigen Auftragsbestand, den absehbaren Neuverträgen und Vertragsverlängerungen sowie den Aussichten auf Meilensteinzahlungen.

Eine solche Meilensteinzahlung konnten die Hanseaten in der vergangenen Woche vereinnahmen. Die Hamburger haben im Diabetes-Forschungsbündnis mit dem Pharmakonzern Sanofi einen wichtige Hürde in der vorklinischen Entwicklung genommen und dafür drei Millionen Euro erhalten. Es handelt sich um den ersten Meilenstein im Zuge der 2015 begonnenen Zusammenarbeit. Die Partnerschaft garantiert Evotec früheren Angaben zufolge Zahlungen von mindestens 250 Millionen Euro innerhalb von fünf Jahren. Evotec und Sanofi wollen dabei eine Therapie zum Ersatz von Betazellen entwickeln, indem sie aus menschlichen Stammzellen neue Betazellen gewinnen. Betazellen nähmen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Diabetes ein. Der Kampf gegen die Volkskrankheit Diabetes ist ein Milliardenmarkt für die Pharma- und Biotech-Konzerne. Von der Krankheit sind derzeit weltweit 415 Millionen Menschen betroffen.

Der jüngste Entwicklungserfolg zeigt wie gut das Geschäftsmodell von Evotec funktionieren kann. Das Unternehmen wird von großen Pharmakonzernen als Auftragsforscher für die Präklinische Entwicklung ihrer neuen Wirkstoffe angeheuert. Den Medikamentenherstellern bringt die Vergabe der Frühphasenforschung an einen Dienstleister flexiblere Kostenstrukturen, während der TecDax-Konzern von dem anhaltenden Trend der Forschungsauslagerung profitiert. Weitere Pluspunkte des Modells sind, dass die vorklinische Untersuchung und Identifizierung von Wirkstoffen mit 10 bis 15 Millionen Dollar deutlich weniger kostet, als die Erforschung eines neuen Medikaments mittels Tests am Menschen.

Dieses Basisgeschäft kombiniert Evotec mit der Entwicklung eigener Wirkstoffkandidaten. Welche Möglichkeiten in dem Bereich stecken zeigen die jüngsten Partnerschaften. Mit Bayer wird an Mitteln gegen Nierenerkrankungen geforscht und Ende des vergangenen Jahres wurde mit Celgene eine neue Kooperation geschlossen. Es geht um neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer. Im Rahmen der Vereinbarung erhielt Evotec eine Vorabzahlung in Höhe von 45 Millionen Dollar und hat Anspruch auf Meilensteinzahlungen von bis zu 250 Millionen sowie Umsatzbeteiligungen im unteren zweistelligen Prozentbereich aus den jeweiligen einlizensierten Programmen.

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Einschätzung der Redaktion



Mit der Auftragsforschung verdient Evotec genug Geld, um seine eigenen Entwicklungen voranzutreiben und gleichzeitig Gewinn zu machen. An der Börse kommt diese Kombination augenscheinlich sehr gut an. Die Aktie hat ein starkes Momentum aufgebaut. Natürlich können Rückschläge bei der Medikamentenentwicklung den Kurs überraschend belasten, aktuell aber sollten Anleger die Gewinne laufen lassen und sich mit einem nachgezogenen Stoppkurs absichern. Neben dem immer währenden Risiko von Forschungsrückschlägen wird nach den starken Kursgewinnen auch ein technische Konsolidierung immer wahrscheinlicher. Als neue Stoppmarke bietet sich - wenn auch sehr eng gesetzt - der zuletzt überwundene Widerstandbereich bei 9,40 Euro an.

Kursziel: 11,00 Euro

Stoppkurs: 9,40 Euro