Für private Anlässe und geschäftliche Erfolge hat Evotec-Vorstandschef und Weinliebhaber Werner Lanthaler immer einen guten Veltliner auf Lager. Und für den gebürtigen Österreicher gab es zuletzt reichlich Anlässe zum Feiern. Die zahlreichen Erfolgsmeldungen bescherten der Hamburger Biotechfirma im Börsenjahr 2016 ein Kursplus von 77 Prozent und damit die zweitbeste Performance unter allen TecDAX-Werten.

Jüngster Kurstreiber war eine mit der US-Biotechfirma Celgene abgeschlossene Kooperation. Dabei identifiziert Evotec über die firmeneigene Stammzellen-Bibliothek Substanzen, die als Heilmittel gegen neurodegenerative Erkrankungen wie Amyotrophe Lateralsklerose, Alzheimer oder Parkinson infrage kommen.

Auf diesen Krankheitsgebieten hat die auf fünf Jahre angelegte Vereinbarung exklusiven Charakter - und spült Evotec 45 Millionen US-Dollar als Vorabzahlung in die Kasse. Dazu kommen 250 Millionen US-Dollar beim Erreichen klinischer Meilensteine. Für jedes zugelassene Medikament würde Evotec eine Umsatzbeteiligung im unteren zweistelligen Prozentbereich erhalten. Ähnlich gestrickt sind andere Allianzen, die Evotec in den letzten Jahren etwa mit Sanofi in der Krebsforschung oder mit Bayer gegen Nierenkrankheiten geschlossen hat. Die Kosten und Risiken für die klinischen Studien an Patienten tragen die Partner, während Evotec lediglich die präklinische Forschung im Labor finanziert. Hier testen automatisierte Analysesysteme von Evotec biologische Substanzen auf ihre Fähigkeit, bestimmte Moleküle zu blockieren, die als Krankheitsauslöser eine Schlüsselrolle spielen. Insgesamt 70 Projekte laufen derzeit - und je weiter diese fortschreiten, desto mehr zahlen sie sich aus.

Zukäufe sind möglich



Den Medikamentenentwicklern bringt diese Auslagerung der Frühphasenforschung flexiblere Kostenstrukturen. Die für 2016 gesetzten Ziele von 15 Prozent Umsatzplus und einem gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelten bereinigten Konzernergebnis auf Ebitda-Basis hat Evotec Lanthaler zufolge "komfortabel" erreicht. "Außerdem können wir als cashpositive Firma weitere Zukäufe zu extrem guten Bedingungen finanzieren. Gerade in den USA, wo wir mehr als 60 Prozent unserer Erlöse erzielen, haben wir noch viel zu tun." Die mittlerweile optisch hohe Bewertung der Aktie lässt außer Acht, dass in den aktuellen Analystenschätzungen für 2017 und 2018 weder die Einnahmen aus dem Celgene-Abkommen noch künftige Erfolgszahlungen enthalten sind. Evotec bleibt bei nachgezogenem Stoppkurs ein Favorit unter den europäischen Biotechs.