Aktien aus dem Biotech-Bereich sind nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Diese Börsenweisheit gilt auch für Evotec: Auf die Kursgewinne von knapp 700 Prozent zwischen Anfang 2016 bis Oktober dieses Jahres folgte ein Crash von rund 50 Prozent. Der herbe Rücksetzer ist vor allem einigen Hedgefonds zuzuschreiben.
Vor wenigen Wochen kamen verstärkt Gerüchte auf, dass beim Biotech-Dienstleister ab 2020 wichtige Service- und Meilensteinzahlungen wegfallen könnten. Im Fokus steht der Standort in Toulouse, wo Evotec zusammen mit Sanofi große Kooperationen eingegangen ist. Die Mitarbeiterzahl wurde von 207 auf 360 ausgebaut, rund 80 bedienen Sanofi als Kunde. Wenn der Vertrag in gut zwei Jahren ausläuft, drohen Umsatzeinbußen von rund 25 Mio. Euro. Evotec muss dies kompensieren, noch bleibt ausreichend Zeit.
Zur Einordnung: Durch den Absturz sackte der Börsenwert des TecDAX-Unternehmen um rund 1,3 Mrd. Euro auf aktuell knapp zwei Mrd. Euro. Vor diesem Hintergrund stellt der Rücksetzer eine klare Kaufgelegenheit dar. Zu dieser Einschätzung kommt auch Falko Friedrichs von der Deutschen Bank: Evotec sei ausgezeichnet positioniert und die Anleger müssten auf dem aktuellen Bewertungsniveau für die Produktpipeline praktisch nichts bezahlen, so der Experte.
Dafür spricht auch die unverändert gute operative Entwicklung. Im dritten Quartal legte der Umsatz um 49 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 67,5 Mio. Euro zu und lag damit deutlich über den Konsensschätzungen von 60 Mio. Euro. Allerdings sprangen auch die operativen Aufwendungen (u.a. Forschungskosten) mit 79 Prozent kräftig an und erreichten 92 Prozent des Umsatzes. Die Ebit-Marge sank von 27 auf elf Prozent, das Periodenergebnis von 8,7 auf 2,9 Mio. Euro. Trotz der rückläufigen Ergebnisse wurde der Ausblick für 2017 bestätigt, der Umsatz soll um mehr als 40 Prozent zulegen. Für Forschung und Entwicklung werden Aufwendungen von rund 20 Mio. Euro veranschlagt.
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Dickes Auftragspolster
Anleger können daher recht zuversichtlich auf 2018 blicken, zumal der Trend zum Outsourcing von Forschung und Entwicklung anhalten dürfte. Auch die Aptuit-Übernahme sollte sich deutlich positiv auf die Geschäftsentwicklung auswirken. Mit dem Zukauf reicht die Wertschöpfungskette nun bis zur Einreichung klinischer Studien von potenziellen neuen Medikamenten. "Für 2018 haben wir die beste Auftragslage, die wir je im Unternehmen gesehen haben", sagte Vorstandschef Werner Lanthaler vor wenigen Tagen. Neben der Auftragsforschung sind die Forschungsallianzen mit Pharmakonzernen wie Bayer, Sanofi und Celgene eine wichtige Säule. In den kommenden Wochen könnten noch einige Meilensteinzahlungen für Forschungserfolge fließen. Natürlich ist hier auch immer wieder mit Enttäuschungen und damit Entwicklungsrisiken zu rechnen.
Nach der übertriebenen Euphorie im Spätsommer hat sich mit dem Rücksetzer die Bewertungssituation deutlich entspannt, die Aktie bietet nun ein wesentlich attraktiveres Chance-Risiko-Profil. Lediglich technisch ausgerichtete Trader dürften aktuell die Luft anhalten, weitere Verluste gilt es zu vermeiden. Die Erholung in den vergangenen drei Tagen stimmt aber zuversichtlich. Zuletzt bestätigte die Aktie eine im Sommer ausgebildete Unterstützung bei elf/zwölf Euro. Solange der Bereich hält, bestehen gute Chancen für eine anhaltende technische Erholung. Hält die Nachkaufzone allerdings nicht, drohen Verluste von rund 30 Prozent bis etwa 7,80 Euro.
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Empfehlung der Redaktion
Grundsätzlich sind die Aussichten für die Aktie gut, der Rücksetzer sollte sich als attraktive Nachkaufchance erweisen. Allerdings gilt es auch die Risiken im Blick zu behalten. Neben Enttäuschungen bei den Forschungsprojekten könnten Hedgefonds weitere Attacke einleiten. Bei Evotec sollten daher nur sehr risikobereite Trader mit geringen Summen einsteigen. Um auch kleinere Erholungen verstärkt zu nutzen, bieten sich Bull-Scheine wie die WKN PR5SYD an. Der Hebel fällt mit 3,1 moderat aus bei einem Spread von 0,5 Prozent.
Basiswert |
Evotec |
---|---|
Kurs Basiswert |
13,33 EUR |
Produkt |
Knock out Bull |
WKN |
PR5SYD |
Emittent |
BNP Paribas |
Fälligkeit |
endlos |
Hebel |
3,1 |
Basispreis |
9,18 EUR |
Knock Out |
10,09 EUR |
Kurs Zertifikat |
4,24 EUR |
Spread |
0,5 % |
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD).