Evotec gilt als Gewinner des Trends in der Pharmabranche, die Entdeckung und frühe Entwicklung von Wirkstoffen an andere, kleinere Dienstleister auszugliedern. "Hierfür hat das Unternehmen eine weltweit führende Technologieplattform entwickelt", schrieb der Analyst Falko Friedrichs von der Deutschen Bank jüngst in einer Studie. Mit dieser könne das Unternehmen in einem sehr aufgesplitteten, gleichzeitig aber stark wachsenden Geschäft mehr Marktanteile an sich ziehen.
Allerdings sind Analysten jüngst vorsichtiger geworden angesichts der hohen Kursgewinne. Zwar rät aktuell ein Viertel der Experten auf einem Kursniveau von über 20 Euro noch immer zum Kauf. Die deutliche Mehrheit votierte jedoch nur noch mit "Halten". Auch Friedrichs hatte die Aktie Ende August auf "Halten" abgestuft. Langfristig seien die Wachstumschancen zwar gut. Auf Sicht von zwölf Monaten machte er jedoch nicht mehr viel Aufwärtspotenzial aus. Aktuell handelte die Aktie 1,7 Prozent niedriger auf 21,25 Euro.
Die Aktien von Morphosys hatten im November vergangenen Jahres einen fast zwei Jahre dauernden Abwärtstrend beendet. Seitdem ging es von Kursen um 40 Euro in der Spitze bis auf knapp 75 Euro nach oben. Kurstreiber war vor allem das Schuppenflechte-Mittel Tremfya. Mit einem von Analysten geschätzten jährlichen Umsatz im Milliarden-Euro-Bereich könnte es zu einem sogenannten Blockbuster für das TecDAX-Unternehmen werden. Zulassungen für das Mittel sowie klinische Studien für weitere Anwendungen trieben den Kurs nach oben.
Analysten sind denn auch voll des Lobes für die Aktie. Gleich mehrere Banken und Analysehäuser hatten die Papiere in den vergangenen Wochen zum Kauf empfohlen, darunter die Berenberg Bank, die Deutsche Bank und die Commerzbank. An diesem Freitag gesellte sich noch JPMorgan zu den Optimisten, die US-Investmentbank hob Morphosys von "Neutral" auf "Übergewichten". Das von 62 auf 85 Euro erhöhte Kursziel räumt dem Papier weitere rund 20 Prozent Aufwärtspotenzial ein.
Doch es gibt auch Skeptiker: Jamila El Bougrini vom Investmenthaus Bryan Garnier stufte Morphosys von "Kaufen" auf "Neutral" ab. Zwar könnten es in den kommenden Wochen positive Nachrichten zu fortgeschrittenen Partnerprogrammen geben, doch könnten sie genauso gut negativ sein, schrieb der Analyst. Er nannte das Risiko, dass Partner sich aus Kooperationen zurückziehen könnten.
Sehr risikoreich sei auch die Indikation des Antikörpers "Gantenerumab" für den Einsatz gegen Alzheimer, an der Morphosys gemeinsam mit dem Schweizer Pharmariesen Roche arbeite. Für diese Anwendung kalkuliert der Analyst mit einem maximalen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro. Entsprechend groß wäre das Enttäuschungspotenzial, sollte der in der klinischen Phase III befindliche Antikörper am Ende doch nicht zum Einsatz kommen. Am Freitag handelte das Papier 0,4 Prozent leichter auf 73,38 Euro.