Dazu zählen Exchange Traded Funds, kurz ETFs. Dabei handelt sich um Fonds, die jeweils einen zugrunde liegenden Index möglichst genau abbilden. Dieses simple Strickmuster trifft den Geschmack von immer mehr Investoren. Gerade einmal 15 Jahre ist es her, dass die Deutsche Börse ein spezielles Segment für den Handel mit ETFs eröffnete. Heute stehen auf der XTF-Plattform der Frankfurter annähernd 1100 passive Indexfonds zur Verfügung. Im Schnitt setzt die Deutsche Börse in diesem Bereich monatlich ein Volumen von rund 16 Milliarden Euro um. Damit ist sie nach eigenen Angaben der führende Handelsplatz dieser Art in Europa.
Imposantes Wachstum
Auch das Wachstum auf dem gesamten Kontinent beeindruckt. Vor Kurzem hat das Volumen des ETF-Markts in Europa die Schallmauer von 400 Milliarden Euro geknackt: Laut einer Studie von Deutsche Bank Markets Research lagen europaweit Ende September exakt 413,3 Milliarden Euro in ETFs. Damit haben sich die Assets under Management (AuM, siehe Glossar links) in den ersten drei Quartalen um rund 14 Prozent erhöht. Bleibt es bei diesem Tempo, könnte der europäische Markt 2015 das vierte Jahr in Folge mit prozentual zweistelligem Wachstum abschließen.
Noch ist das Segment die Domäne institutioneller Investoren. Allerdings entdecken auch Privatanleger die Stärken dieser Fondsgattung zusehends. Dabei handelt es sich nicht nur um aktive und erfahrene Börsianer, die tagtäglich auf der Jagd nach Chancen bei DAX und Co sind. "Die Bedeutung passiver Produkte in der langfristigen Vermögensbildung hat stark zugenommen", berichtet Roger Bootz. Der ETF-Experte leitet seit knapp einem Jahr bei der Deutschen Asset & Wealth Management den öffentlichen Vertrieb von passiven Anlageprodukten für die Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA).
Im Interview verweist er darauf, dass immer mehr Privatanleger Sparpläne mit passiven Indexfonds bestücken. Dominique Riedl, Geschäftsführer und Mitgründer der Informationsplattform justETF, stößt in dasselbe Horn: "Wir sehen definitiv einen starken Trend in Richtung ETF-Sparplan."
Doch längst treibt nicht nur die eingangs erläuterte Alternativlosigkeit beim Sparen das Geschäft. Punkten können passive Produkte vor allem mit ihren eigenen Stärken. "Ein zentrales Argument ist die sehr breite Streuung", sagt Roger Bootz. In der Tat reicht eine Order, um ganze Märkte, Regionen oder Sektoren abzudecken. Zum Standardprogramm der Branche zählt beispielsweise der MSCI World. In diesem Börsenindex sind rund 1600 Aktien aus mehr als 20 Industrieländern enthalten. Im ETF-Mantel ist der viel beachtete Index mittlerweile gegen eine jährliche Gesamtkostenquote, im Fachjargon Total Expense Ratio (TER), von 0,20 Prozent zu haben.
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Fallende Kosten
Stichwort Gebühren: In den vergangenen Jahren erlebte der Markt für börsengehandelte Indexfonds einen Preiskampf. Vor allem bei Produkten auf die großen Benchmarks wie DAX oder Euro Stoxx 50 haben die Anbieter die Kosten deutlich gedrückt. "Die jährlichen Pauschalgebühren für unsere Produkte auf diese Benchmarks liegen bei 0,09 Prozent", betont Deutsche-AWM-Experte Bootz. Es geht noch günstiger: Während Branchenkrösus iShares den S & P 500 gegen einen jährlichen Obolus von 0,07 Prozent abbildet, gibt sich die britische Emittentin Source beim US-Leitindex sogar schon mit fünf Basispunkten im Jahr zufrieden. Derweil bewegen sich die Gebühren für aktiv verwaltete Fonds noch immer zwischen einem und zwei Prozent. Hinzu kommen teils hohe Ausgabeaufschläge. Da zudem viele Fondsmanager daran scheitern, den Markt zu schlagen, schwindet die Begeisterung für diese Anlageform. "Die Basis der aktiven Aktienfonds erodiert zunehmend", stellt Ali Masarwah, Analyst bei der Ratingagentur Morningstar, fest. Ihr nach wie vor hoher Anteil von 77,5 Prozent am europäischen Markt für Aktienfonds reflektiert aus seiner Sicht die Vergangenheit.
Gleichwohl treibt das rasante Wachstum im ETF-Markt auch seltsame Blüten. Laufend lancieren die Emittenten Produkte mit dem Label "Smart Beta". Dabei handelt es sich um Fonds, denen modifizierte Indizes zugrunde liegen. Sie verzichten auf die klassische Gewichtung nach Marktkapitalisierung und ordnen eine Benchmark an Hand unterschiedlicher Muster. Häufig handelt es sich um Dividenden- oder Minimum-Volatilitäts-Strategien. Laut Deutsche Bank Markets Research lagen europaweit Ende September knapp acht Milliarden Euro in Smart-Beta-ETFs. Damit haben die AuM in dieser Kategorie in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres um 36 Prozent zugenommen. Dieses Wachstum zeigt, dass Smart-Beta-Fonds durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Allerdings fußen sie teilweise auf sehr komplexen Strategien. Daher sollten sich Interessenten ein genaues Bild machen, bevor sie zu einem solchen Vehikel greifen - das gilt auch und gerade bei einer langfristigen Vermögensplanung.
Generell sollten Anleger ein paar weitere wichtige Grundregeln beachten. Zunächst einmal gilt es, die eigene Risikopräferenz abzuschätzen. Wer die Chancen der Aktienmärkte nutzen und einen entsprechend hohen Anteil in diese Anlageklasse stecken möchte, muss sich ihrer Gefahren bewusst sein. Gerade in Krisenzeiten kommt es immer wieder zu empfindlichen Rückschlägen. Der langfristigen Erfolgsbilanz tut dies jedoch keinen Abbruch, wie ein Blick auf das vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) erstellte Renditedreieck zeigt. Demnach konnten sich Anleger, die in den vergangenen 20 Jahren im DAX positioniert waren, über eine jährliche Durchschnittsrendite von acht Prozent freuen.
Streuen lässt sich das Risiko durch die Beimischung weiterer Anlageklassen. Gerade der Anleihenmarkt entwickelte sich historisch weit weniger schwankungsanfällig als die Aktienkurse. Einen wertvollen Diversifikationsbeitrag können auch Rohstoffe liefern, wenngleich diese Anlageklasse derzeit weit im Abseits steht. Die Negativtendenz ist vor allem auf die komfortable Versorgungslage bei vielen Waren zurückzuführen. Auf Dauer dürfte sich das jedoch wieder ändern. Dafür spricht zum einen die stetig wachsende Weltbevölkerung. Zum anderen zwingt die Preiskorrektur den Sektor zu teils drastischen Sparmaßnahmen, was wiederum ein fallendes Angebot nach sich ziehen sollte. Unabhängig davon können Rohstoffe in einem langfristig ausgerichteten Depot ihre Wirkung als effektiver Inflationsschutz entfalten. Vor diesem Hintergrund haben wir die derzeit arg gebeutelte Anlageklasse in unsere ETF-Portfolios aufgenommen.
Auf Seite 3: Drei Geschmacksrichtungen
Drei Geschmacksrichtungen
Auf der Seite 7 finden Sie drei Vorschläge, wie die langfristige Vermögensplanung mittels passiver Finanzprodukte aussehen könnte. Neben einem offensiven Depot, bei dem der Schwerpunkt auf den Chancen der Aktienmärkte liegt, haben wir eine ausgewogene Zusammenstellung vorgenommen. Hinzu kommt eine konservative Variante. Hier geben neben breit diversifizierten Aktienfonds Staatsanleihen aus Deutschland und den USA den Ton an. Bei der Auswahl der einzelnen Positionen erhalten ETFs den Vorzug, die über eine gewisse Größe verfügen. Außerdem sollten sie bei den Gebühren und der Tracking-qualität überzeugen können. Hinsichtlich der Ertragsverwendung greifen wir überwiegend auf thesaurierende Fonds zurück. Bei diesen Varianten fließen Dividenden oder Zinsen in das ETF-Vermögen ein. Gerade in der langfristigen Anlage macht dies Sinn, da hier nicht die laufenden Erträge, sondern die Maximierung des zukünftigen Vermögens im Fokus steht.
Natürlich gibt es unzählige weitere Möglichkeiten, ein ETF-Depot zu bestücken. Nützliche Informationen und konkrete Anlagevorschläge finden Anleger auf spezialisierten Portalen. "Wir verstehen uns als Supermarkt für ETF-Portfoliostrategien", bringt Dominique Riedl das Credo von justETF auf den Punkt. Das Stuttgarter Fintech-Unternehmen bietet auf seiner Internetseite mehrere Musterdepots an. Zudem können die Nutzer mit einem eigens entwickelten Planer ihr persönliches Portfolio entwerfen. Auf fertige Anlagelösungen mit unterschiedlichen Chance-Risiko-Charakteristiken stoßen Anleger dagegen bei Konkurrenten wie Fintego oder Easyfolio. Ungeachtet der jeweiligen Ausrichtung verfolgt dieser junge Dienstleistungssektor ein gemeinsames Ziel: Sparen soll endlich wieder Spaß machen.
Auf Seite 4: Glossar
Glossar
Assets under Management (AuM)
: Summe des durch die ausgegebenen Fondsanteile verwalteten Vermögens.Diversifikation
: Breite Streuung des Vermögens über mehrere Investments mit dem Ziel, das Gesamtrisiko eines Portfolios zu reduzieren.Net Asset Value (NAV)
: Wert der durch den Fonds gehaltenen Positionen zu einem bestimmten Zeitpunkt. Über den Vergleich des NAV mit dem Börsenkurs können Anleger die Handelsqualität beurteilen.Physische Replikation
: Ein ETF bildet einen Index ab, indem er Aktien sämtlicher Indexmitglieder oder einen repräsentativen Teil davon (Samplingverfahren) kauft.Synthetische Replikation
: Der ETF hält einen Wertpapierkorb und gibt die daraus erzielten Erträge an einen Swap-Partner weiter. Im Gegenzug erhält er die Performance des Index.Total Expense Ratio (TER)
: Gesamtkostenquote eines ETFs, die neben der Managementgebühr weitere Aufwendungen wie zum Beispiel die Depotkosten des Anbieters umfasst.Tracking Error
: Standardabweichung des Renditeunterschieds zwischen ETF und Benchmark.Tracking-Differenz
: Unterschied zwischen Fonds- und Indexperformance über einen bestimmten Zeitraum.Wertpapierleihe
: ETF gibt Wertpapiere an Drittpartei weiter und erzielt daraus einen Ertrag. Wie bei der synthetischen Replikation grenzen strikte Vorgaben das dabei entstehende Kontrahentenrisiko ein.Auf Seite 5: "Abbildung großer Märkte ist unser Kerngeschäft"
Auf Seite 5: "Abbildung großer Märkte ist unser Kerngeschäft"
FOTO Roger Boot
Welche Rolle spielen ETFs in der privaten Vermögensbildung?
Die Bedeutung passiver Produkte hat in diesem Bereich stark zugenommen. Privatanleger investieren immer häufiger in kostengünstige ETFs, etwa über langfristig angelegte Sparpläne der Direktbanken. Daneben zeigt sich ein weiterer Trend. Vermögensverwalter, Dachfondsmanager und andere Asset-Manager nutzen die Vorteile der Indexfonds und setzen sie verstärkt in Vorsorgeprodukten für Privatanleger ein. Beispielsweise hat das Analysehaus Morningstar festgestellt, dass in einigen Dachfondskategorien bereits 25 bis 30 Prozent des Vermögens in ETFs steckt - deutlich mehr als noch vor einem Jahr.
Was genau spricht für die langfristige Vermögensbildung mithilfe von ETFs?
Ein zentrales Argument ist die breite Streuung, die Anleger über den abgebildeten Index erreichen. Genauso wichtig sind die niedrigen ETF-Gebühren. Im Vergleich zu anderen Anlagealternativen, die teilweise bis zu zwei Prozent jährliche Pauschalgebühren verlangen, gibt es besonders kostengünstige Core-ETFs auf große Bluechips-Indizes wie DAX oder Euro Stoxx. Die jährlichen Pauschalgebühren für unsere Produkte auf diese Benchmarks liegen bei 0,09 Prozent. Da ein Vermögen erst über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte aufgebaut wird, belasten hohe laufende Gebühren die Wertentwicklung stark. Flexibilität ist ein weiteres Argument. Das gilt, unabhängig vom eingesetzten Produkt, insbesondere für Sparpläne. Hier können die Raten jederzeit geändert oder komplett ausgesetzt werden. Weiterer Pluspunkt: Da Indexfonds fortlaufend an den Börsen gehandelt werden, können Sparer jederzeit zwischen den Anlageklassen umschichten.
Worauf sollten Anleger achten, wenn Sie ein ETF-Depot aufbauen möchten?
Die Anforderungen an die Strukturierung eines ETF-Depots sind dieselben wie bei gewöhnlichen Portfolios mit anderen Instrumenten. Das heißt, zuerst müssen das Anlageziel, der Investmentzeitraum sowie die Höhe der Schwankungen, die in der Ansparphase akzeptiert werden sollen, klar formuliert sein. Einfach ausgedrückt: Die Aktienquote kann höher sein, je länger der zeitliche Horizont und je höher die Risikoakzeptanz ist. Anleger sollten sich zudem aktiv entscheiden, in welchen Index respektive Markt sie investieren. Unabhängig davon spielen die Wahl der einzelnen ETFs sowie die Kosten eine wichtige Rolle.
Hier stoßen Anleger immer häufiger auf komplexe Produkte - Stichwort "Smart Beta". Droht die Branche damit nicht, ihre Kernkompetenzen zu verwässern?
Wenn man die aktuell größten ETFs und die höchsten Zuflüsse ansieht, dann sehe ich die Kernkompetenzen der ETF-Branche dadurch sogar noch gestärkt. Die größten Produkte unseres Hauses bilden bekannte Indizes wie Euro Stoxx 50, DAX und MSCI Europa mit Fondsvolumen von jeweils mehr als drei Milliarden Euro ab. Europaweit sind allein 2015 bereits 20 Milliarden Euro in passive Fonds auf breite europäische Aktienindizes geflossen. Kurzum: Die Abbildung der großen Kapitalmärkte ist ganz klar das Kerngeschäft der ETF-Anbieter.
Allerdings fließt auch sehr viel Geld in Smart-Beta-Produkte …
Natürlich gibt es auch ETFs, die spezielle Indizes abbilden. Aber auch diese Fonds stehen nicht im Widerspruch zu den Kernkompetenzen der Branche. Es sind streng regelbasierte, passive Anlageinstrumente, die einen effizienten und kostengünstigen Zugang zu einem Anlagemarkt bieten.
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ETF-Sparpläne: Einfach, günstig, chancenreich
Mit ein paar Klicks können Anleger den Grundstein für eine langfristige und erfolgreiche Vermögensbildung legen. Direktbanken bieten dazu eine große Fondsauswahl und attraktive Konditionen.
Für immer mehr Privatanleger sind Exchange Traded Funds (ETFs) erste Wahl. Aktuelle Zahlen, die diese Aussage stützen, kommen von der DAB Bank. Ende August entfielen mehr als 30 Prozent der von Kunden des Direktbrokers gehaltenen Fondsvermögen auf diese Fondskategorie. Seit 2011 hat sich ihr Anteil damit um nahezu 50 Prozent erhöht.
Festmachen lässt sich der Vorstoß passiver Investments in die private Geldanlage auch an der Entwicklung der Sparpläne. Die Kunden von Comdirect, Consorsbank, DAB Bank, ING-DiBa und Onvista Bank haben allein im September mehr als 30 Millionen Euro neu in diese Anlageform gesteckt. Damit nahm das Volumen seit Jahresbeginn um 53 Prozent zu. Eine von der Fachpublikation "Extra-Magazin" zusammen mit den fünf Brokern erstellte Analyse zeigt zudem, dass die Zahl der Sparpläne in den ersten acht Monaten 2015 um 48 Prozent auf knapp 198 000 gestiegen ist.
Das starke Wachstum kommt nicht von ungefähr. Schließlich können Anleger ihr Vermögen auf diese Weise gerade bei den Direktbanken einfach und kostengünstig in passiven Fonds verteilen. Sie müssen dazu lediglich einen Sparbetrag, bei einigen Häusern reichen bereits 25 Euro, festlegen und den zu ihren Präferenzen passenden ETF auswählen. Natürlich ist auch das Besparen mehrerer Fonds möglich. Unabhängig davon liegt ein Hauptvorteil dieser Verträge im sogenannten Cost-Average-Effekt. Für ihren festen regelmäßigen Geldeinsatz bekommen Anleger eine bestimmte Anzahl an ETF-Anteilen. Die Menge hängt von dem am jeweiligen Stichtag gültigen Kurs ab. Bewegt sich der zugrunde liegende Index auf hohem Niveau, kommen relativ wenige Stücke neu ins Depot. Dagegen kauft der Sparer in Zeiten niedriger Kurse eine größere Anzahl.
Volle Flexibilität
Durch den aus dieser Vorgehensweise resultierenden Durchschnittspreis entsteht ein antizyklisch bestücktes Portfolio. Was wiederum dazu führt, dass das Market-Timing eine untergeordnete Rolle spielt. Auf lange Sicht ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der regelmäßig aufgestockte Plan deutlich besser abschneidet als eine Einmalanlage. Ungeachtet dessen ist der Sparer sowohl hinsichtlich der Einzahlungsintervalle als auch in puncto Investmentsumme völlig frei. Steht beispielsweise mehr Geld zur Verfügung, kann er seine Rate aufstocken. In Zeiten schrumpfender Mittel lässt sich der Vertrag problemlos aussetzen oder beenden.
Naturgemäß können die Kosten den Erfolg einer langfristigen Vermögensbildung wesentlich beeinflussen. Hier spielt Anlegern der harte Wettbewerb zwischen den Direktbanken in die Hände. "ETF-Sparpläne zählen mittlerweile zum Standardangebot der Onlinebroker", erklärt Dominique Riedl, Geschäftsführer der Informationsplattform justETF. Obwohl die Gebühren generell nicht hoch sind, rät er Interessenten dazu, die verschiedenen Aktionen der Banken zu beachten. In der Tat bieten mehrere Häuser das kostenfreie Sparen mit zahlreichen Fonds an. So gilt das etwa bei der DAB Bank momentan für sämtliche sparplanfähigen ETFs von Comstage und db X-trackers. Mit Maxblue verzichtet ein weiterer Broker bei den Produkten der beiden größten deutschen Anbieter auf die Transaktionsgebühren.
Laut Dominique Riedl stehen bei den Direktbanken mittlerweile rund 580 ETFs auf mehr als 400 Indizes zur Verfügung, mit denen ein Sparplan bestückt werden kann. Wobei sich das Geschäft auf bekannte Börsengradmesser wie MSCI World oder DAX konzentriert. Das ist auch gut so. Eine langfristige Vermögensbildung sollte auf etablierten und vor allem aussichtsreichen Märkten basieren - zwei Bedingungen, die beide Indizes allemal erfüllen.
Auf Seite 7: Beispieldepots - Drei Varianten, drei Risikoprofile
Offensiv: Schwerpunkt auf Aktien
Der DAX bildet den Kern für das offensive ETF-Portfolio. Dazu mischen wir mehr als 2700 weitere Aktien aus Europa, den USA und Japan. Mit einem Anteil von 15 Prozent geht der MSCI Emerging Markets an den Start - er gilt als der wichtigste Börsengradmesser für Schwellenländer. Auch am Rentenmarkt agiert das Depot offensiv. Ein Viertel des Volumens liegt in europäischen Hochzinsanleihen. Der breite Rohstoffindex DBLCI - OY Balanced rundet die Allokation ab.
Ausgewogen: Eine gesunde Mischung
Um nicht nur im Gesamtdepot, sondern auch innerhalb der Anlageklassen für eine gute Balance zu sorgen, greifen wir auf breit diversifizierte Indizes zurück. Für zusätzliche Stabilität soll der S & P US Dividend Aristocrats sorgen. In dieser Benchmark sind nur die an der Wall Street notierten Unternehmen enthalten, die ihre Dividenden in jedem der vergangenen 20 Jahre erhöht haben. Einen globalen Ansatz verfolgen wir auch bei Staats- und Unternehmensanleihen.
Konservativ: Erhöhtes Sicherheitsniveau
Keine Chance ohne Risiko. Aus diesem Grund verzichten wir auch im konservativen Depot nicht auf Aktien. Allerdings beläuft sich ihr Anteil nur auf ein Drittel. Mit 45 Prozent dominiert das Anleihensegment - mit Schwerpunkt auf soliden Schuldnern. Auch Gold soll nicht fehlen. Hier weichen wir auf den ETC-Markt aus: Euwax Gold ist eine mit dem Edelmetall hinterlegte Schuldverschreibung.
Auf Seite 8: ETF - Prinzipien außer Kraft
ETF: Prinzipien außer Kraft
Die extremen Kursausschläge an der US-Börse am 24. August waren für ETFs ein Desaster. ETF-Anleger sollten daher unbedingt einige Investmentregeln beherzigen.
Wer vor dem Bildschirm saß und beobachtete, was an den Weltbörsen passierte, der kam sich am 24. August wie im Tollhaus vor. Nachdem Konjunkturängste im Reich der Mitte den Shanghai-Composite-Index um 7,5 Prozent gedrückt hatten, standen auch die Aktienmärkte in Europa stark unter Druck. Der Höhepunkt war aber nicht das Tagesminus von 4,7 Prozent beim DAX, sondern der wurde zu Handelsbeginn an der Wall Street erreicht. Denn der Dow Jones Industrial Average verbuchte da mit 1089 Punkten kurzzeitig den größten Punktverlust aller Zeiten.
Noch turbulenter ging es im Segment für börsengehandelte Exchange Traded Funds (ETFs) zu. Durchaus liquide Produkte wie etwa der iShares Core S & P 500 brachen kurzzeitig um 26 Prozent ein, und in anderen Fällen erreichten die Abschläge locker mehr als 40 Prozent. Erschreckend daran war nicht nur das Ausmaß der Verluste, sondern die im Vergleich mit dem zugrunde liegenden Basiswert deutlich größeren Einbußen. Das darf ja so eigentlich nicht sein, schließlich ist es das zentrale Grundkonzept, dass ETFs nur den jeweiligen Index nachzeichnen und diese passiven Konstrukte nicht plötzlich ein aktives Eigenleben zu führen beginnen.
Die Gründe für die Kurskapriolen führen Marktexperten auf mehrere Einflussfaktoren zurück. Eine mitentscheidende Rolle sei die Börsenvorschrift "Rule 48" gewesen. Durch deren Einsatz mussten nämlich die Market-Maker vorbörslich keine Kurse stellen. Dies hätte eigentlich stabilisierend wirken sollen, erwies sich in der Realität aber als zusätzlich verunsichernd.
Hochfrequenzhandel mit am Pranger
Kritisch gesehen werden auch im Markt platzierte Stop-Loss-Kurse, da in einem volatilen Umfeld diese Sicherungsleinen eine nach der anderen reißen und so den Abwärtssog verstärken. Eine Mitschuld wird außerdem dem automatisierten Hochfrequenzhandel zugewiesen. Aber auch die mit rund 1300 extrem hohe Zahl an Handelsstopps wird als problematisch eingestuft. Diese Handelsaussetzungen, von denen rund 80 Prozent auf ETFs entfielen, verhinderten eine zügigere Annäherung an den inneren Wert.
An besagtem 24. August war der Spuk jedenfalls nach einer Dreiviertelstunde vorbei und die ETF-Kurse hatten sich wieder normalisiert. Der Glaube an Effizienz und Verlässlichkeit von ETFs hat trotzdem einen Knacks bekommen. Zumal die Vorbehalte schon durch frühere Vorfälle genährt worden sind. So wurde beispielsweise auch im Nachgang des Flash Crash vom 6. Mai 2010, als der Dow Jones in nur sechs Minuten fast 1000 Punkte verlor, die Rolle der ETFs kritisch hinterfragt. Die Sorgen um systemimmanente Risiken, die das Segment eventuell bergen könnte, wird auch deshalb nicht kleiner, weil ETFs immer beliebter werden.
Drei Viertel der von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers befragten Branchenvertreter gehen bis 2020 von einer weiteren Verdoppelung des weltweit in ETFs verwalteten Vermögens auf fünf Billionen Dollar aus, nachdem es sich in den vergangenen fünf Jahren bereits auf 2,6 Billionen Dollar mehr als verdoppelt hat. Bei einem Marktanteil von mehr als 70 Prozent sind die USA klar führend, Europa dürfte den Rückstand aber in Zukunft etwas verringern.
Auch abgesehen von der Volumendifferenz ist nach Einschätzung von Thomas Merz von UBS Asset Management die Situation in den USA nicht mit Europa zu vergleichen. Denn die Handelsregeln inklusive der Handelsstopps seien in den USA für unterschiedliche Instrumente wie Futures, Derivative, Einzelaktien oder ETFs weitgehend unsynchronisiert, was eben auch zu unterschiedlichen Kursfeststellungen führe. Von einer Mitschuld der ETFs an den jüngsten Marktverwerfungen könne aber keine Rede sein, auch weil die Differenz zwischen weltweiter Marktkapitalisierung und dem in ETFs gehaltenen Vermögen zu groß sei. Wie Merz vorrechnet, bewegen sich die in ETFs investierten Gelder gemessen an dem insgesamt in Anlagefonds investierten Kapital lediglich im einstelligen Prozentbereich.
Besser nicht zum Börsenschluss handeln
Trotzdem wäre es fahrlässig, aus den August-Erfahrungen keine Lehren zu ziehen. Anbieter wie ETF-Marktführer Blackrock sehen das ähnlich und dringen selbst auf neue Regelungen. Auch die US-Börsenaufsicht SEC hat zuletzt immer wieder Reformbedarf am ETF-Markt angemeldet. Veränderungen bei den Handelsvorschriften und womöglich auch bei den Zulassungsbedingungen sind vor diesem Hintergrund wahrscheinlich. Auf den Prüfstand sollten dabei auch Hebel- oder Short-Produkte kommen, die längst nicht mehr so leicht zu verstehen sind wie herkömmliche Indexfonds und damit dem einfachen Grundkonzept zuwiderlaufen.
Die als passives Anlagekonstrukt gestalteten ETFs entbinden auch sonst Privatanleger nicht davon, Anlageregeln zu beherzigen. Dazu zählt Ali Masarwah, Chefredakteur beim Fondsanalyse-Haus Morningstar, Folgendes: "Limits setzen, nicht zu nah am Börsenstart oder -schluss handeln, weil dann die Spannen zwischen Geld- und Briefkurs tendenziell höher sind, möglichst dann handeln, wenn die Börse, an welcher der Basiswert gehandelt wird, offen ist und genau auf die Liquidität des Basiswerts und die Qualität der Ausführung am jeweiligen Marktplatz achten. Auch den im Tagesverlauf einsehbaren indikativen Nettoinventarwert mit dem Börsenkurs zu vergleichen wäre nicht falsch."
Ergänzend gibt Masarwah noch einen allgemeinen Tipp: "Privatanleger sollten ETFs als langfristige Investmentvehikel verstehen und nicht als Tradinginstrumente. Nur weil man Intraday handeln kann und jederzeit Realtime-Kurse bei vielen ETFs bekommt, heißt das nicht, dass man versuchen sollte, mit ETFs den Markt zu timen. ETFs sind Fonds und Fonds sind Langfrist-Anlagevehikel." So zu handeln dürfte der Performance gut tun und nebenbei helfen, die Wiederholung eines 24. August zu verhindern.
Jürgen Büttner
Auf Seite 9: "Smart Beta kann das Risiko spürbar senken"
"Smart Beta kann das Risiko spürbar senken"
FOTO Daniel Ung
Wie jede Aktienanlage sind auch Indexfonds mit Risiken behaftet. Wie lassen sich diese minimieren?
Es gibt eine Reihe von Indizes und Produkten, die das Marktrisiko deutlich senken - Stichwort: Smart Beta.
Wie erklären Sie diesen Fachbegriff?
Hier wird nicht einfach nur ein gängiger Aktien-, Renten- oder Rohstoffindex nachgebildet, sondern es fließen zusätzlich statistische und fundamentale Kriterien ein.
Zum Beispiel?
Ein sehr anschauliches Beispiel sind unsere Low-Volatility-Indizes. Dazu wählen wir - etwa aus dem US-Leitindex S & P 500 - die 100 Aktien mit den geringsten Kursschwankungen aus, was das Risiko per se deutlich senkt. Außerdem gewichten wir die einzelnen Aktien nicht wie üblich nach Börsenwert, sondern nach ihrer Schwankungsanfälligkeit. Die stabilste Aktie erhält das höchste Gewicht. Und das lässt sich sogar noch erweitern.
Wie?
Indem wir die Dividendenrendite als zweites Kriterium hinzufügen. Die Kombination aus geringer Volatilität und hoher Dividende wird stark nachgefragt. Vor allem im Bondmarkt spielt die Kombination aus Value-Kriterien und niedriger Volatilität eine bedeutende Rolle. Für Versicherer und Pensionskassen ist das angesichts des Niedrigzinsumfeldes ein Riesenthema.
Welche weiteren Trends haben Sie ausgemacht?
Neben ethischen Investments wie unserem S & P 500 Catholic-Values Index sind Multi-Asset-Produkte stark im Kommen. Dabei werden verschiedene Anlageklassen gemischt, zum Beispiel Aktien und Anleihen, es können aber auch Immobilien oder Infrastrukturprojekte eingebunden werden.
JEC