Als Triebfeder sehen die mehr als 50 von Reuters befragten Fondsmanager und Aktienstrategen die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Auch der schwache Euro und der niedrige Ölpreis sollten die Unternehmensgewinne und Kurse antreiben. Der EuroStoxx50 sollte demnach bis Ende 2015 ebenfalls um 14 Prozent auf 3467 Zähler klettern. Als Risiko sehen die Experten die Turbulenzen in Russland.
Die Bilanz von Dax und EuroStoxx 50 für 2014 sieht bislang ernüchternd aus: Seit Jahresbeginn hat sich der Dax trotz der jüngsten Berg- und Talfahrt unter dem Strich kaum bewegt, der EuroStoxx büßte in dieser Zeit knapp zwei Prozent ein. "Nach dem verlorenen Jahr dürfte der EuroStoxx 2015 eine gute Entwicklung zeigen, da sich strukturelle Reformen, die Geldpolitik und der schwache Euro auszahlen werden", sagte Roland Kaloyan, Aktienstratege bei Societe Generale. Ähnlich optimistisch äußerte sich auch Amundi-Experte Eric Mijot: "Der starke Rückgang der Ölpreise und die anhaltende Flut an Liquidität durch die Zentralbanken sind zwei positive Faktoren für die Börsen."
Nutznießer des Ölpreis-Rückgangs sind unter anderem die Fluggesellschaften wie Lufthansa oder Air France, für die Treibstoff ein großer Kostenfaktor ist. Aber auch die Konsumwerte sind im Aufwind, weil die Verbraucher immer weniger für Benzin und Heizöl ausgeben müssen. Den US-Einzelhändlern verhalf dieser Effekt bereits zu einem starken Start ins Weihnachtsgeschäft. Lebensmittel-Hersteller wie Nestle oder Danone profitieren zudem von niedrigeren Produktionskosten.
Die Krise in Russland, einem wichtigen Handelspartner und Rohstoff-Lieferanten, stellt den Experten zufolge das größte Risiko dar. Die Wirtschaft des Riesenreichs ist wegen der westlichen Sanktionen von Import und Export abgeschnitten, der Rubel verliert drastisch an Wert, der freie Fall des Ölpreises verschärft die Lage zusätzlich. Die ersten Anleger sehen schon Parallelen zur Rubel-Krise von 1998, als Russland zahlungsunfähig war und nur mit Milliardenhilfen von IWF und Weltbank über Wasser gehalten werden konnte.
Reuters