Rundumschutz gegen moderate Kursverluste und zugleich unbegrenzt von steigenden Kursen des Basiswerts profitieren - das versprechen klassische Bonuszertifikate. Und als wäre das noch nicht genug, werfen die Papiere zum Teil auch dann noch eine gewisse Verzinsung ab, wenn sich am Kurs des Basiswerts (meist eine Aktie, ein Index oder auch ein Rohstoff) bis zum Laufzeitende überhaupt nichts tut oder er sogar leicht fällt.

Um alle drei Komponenten unter einen Hut zu bringen, sind Bonuszertifikate so konstruiert, dass ihre Besitzer bei Fälligkeit eine vorab festgelegte Auszahlung erhalten. Gezahlt wird dieser sogenannte Bonusbetrag jedoch nur dann, wenn der Basiswert während der gesamten Laufzeit eine zu Beginn festgelegte Wertuntergrenze (Barriere) nicht berührt oder unterschreitet; denn falls es zu einem Barrierebruch kommt, funktioniert das Bonuspapier wie ein Index- oder Aktienzertifikat. Teilschutz und Verzinsung sind dann perdu.

Sollte der Basiswert am Laufzeitende sogar über dem Bonusbetrag notieren, partizipieren die Anleger dagegen unbegrenzt an dessen Kursentwicklung. Was sich etwas kompliziert anhört, lässt sich anhand eines Beispiels leicht verdeutlichen: Bei einem Indexstand von rund 3770 Punkten ist ein Bonuszertifikat auf den Euro Stoxx 50 mit Laufzeit bis September 2016 mit einer Sicherheitsschwelle bei 2750 Punkten und einem Bonuslevel von 4170 Zählern derzeit für 38,56 Euro zu haben.

Berührt oder unterschreitet der wichtigste europäische Aktienindex bis zum Laufzeitende kein einziges Mal die Marke von 2750 Punkten, wird bei Fälligkeit pro Anteil ein Hundertstel des dann aktuellen Indexstands, mindestens jedoch 41,70 Euro, ausgezahlt. Eine Rendite von rund acht Prozent ist in diesem Fall somit sicher. Gleichzeitig - und hier liegt der eigentliche Reiz des Derivats - partizipieren die Anleger in vollem Umfang an einem Indexanstieg über das Bonuslevel hinaus. Wird die besagte Barriere dagegen verletzt, orientiert sich die Auszahlung am Laufzeitende ausschließlich am dann aktuellen Kurs des Euro Stoxx 50.

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Sicherheit statt Dividende

Finanziert werden Sicherheitspuffer und Verzinsung durch die Dividenden, die der Emittent einbehält, sowie ein eventuelles Aufgeld, das sich im Preis des Zertifikats im Vergleich zum aktuellen Indexniveau widerspiegelt. Gerade bei Papieren auf Performanceindizes fällt dies mangels Dividenden in der Regel relativ hoch aus. Wird die Sicherheitsschwelle verletzt, kommt es damit zu Verlusten, die deutlich höher sein können als bei einem Direktinvestment in den jeweiligen Basiswert. Im Zweifel sollte der Sicherheitspuffer, also der Abstand zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswerts und der Barriere, deshalb etwas großzügiger gewählt werden. Alles in allem sind Bonuszertifikate insbesondere für Anleger interessant, die zwar grundsätzlich von steigenden Aktienmärkten überzeugt sind, sich aber gleichzeitig gegen moderate Rückschläge absichern möchten.

Der in der Regel wichtigste Einflussfaktor auf die Kursentwicklung von Bonuszertifikaten ist naturgemäß der Kurs des Basiswerts. Zudem kann auch die für die Zukunft erwartete Schwankungsintensität (implizite Volatilität) eine wichtige Rolle spielen. Notiert der Basiswert nur knapp oberhalb der Sicherheitsschwelle, jedoch ohne dass diese bereits verletzt worden ist, erhöhen steigende Kursschwankungen tendenziell das Risiko eines Barrierebruchs, was zu sinkenden Kursen des Bonuszertifikats führt.

Der Grund liegt in der Konstruktion: Ein Bonuszertifikat besteht aus dem Basiswert und einem angehängten Down-and-out- Put, der bei Erreichen der Barriere wirkungslos wird. Damit ist jeglicher Zusatznutzen dahin. Liegt der Kurs des Basiswerts hingegen in der Nähe des Bonusbetrags, wirken zunehmende Schwankungen bei sonst unveränderten Bedingungen eher preissteigernd. Schließlich erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für ein Überschreiten des Bonuslevels und damit die Chance auf eine höhere Rückzahlung.

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Gekappte Variante als Alternative

Für Investoren, die wegen der diversen geopolitischen Risiken die Bäume derzeit nicht in den Himmel wachsen sehen, können Capped-Bonuszertifikate sogar noch interessanter sein als ihre klassischen Pendants. Zwar ist beim Gewinn durch die Auszahlungsobergrenze (Cap) ein Maximalbetrag festgelegt - eine unbeschränkte Partizipation an den Kursgewinnen gibt es also nicht, die anderen Features, wie etwa der Abstand zur Barriere, können deshalb aber entsprechend großzügiger ausfallen.

Knapp oberhalb der Barriere weisen Capped-Bonuszertifikate ein ähnliches Kursverhalten bezüglich etwaiger Volatilitätsveränderungen auf wie die Klassiker ohne Höchstbetrag. Klar: Das Risiko des Barrierebruchs ist das Gleiche. Ähnlich wie bei Discountzertifikaten führen zunehmende Schwankungen jedoch auch in der Nähe des Caps tendenziell eher zu rückläufigen Kursen, da die Wahrscheinlichkeit, dass es zur Auszahlung des Höchstbetrags kommt, dann sinkt.



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