Liebe Leserinnen und Leser,
nun liegt die spannende Fußball-WM hinter uns und wir taumeln tiefer ins Sommerloch. Einige Analysten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft und der DAX Rückenwind durch den Gewinn des Titels erhalten. Mit dieser These kann ich mich nicht anfreunden, obwohl natürlich Wirtschaft und Psychologie viel gemein haben. Viel eher gehe ich davon aus, dass der DAX bis auf Weiteres ein Derivat der US-Börse bleibt und sich deren Rhythmus nicht wird entziehen können.
Daher bin ich gespannt, was von dem viel gepriesenen Optimismus bleibt, will Sie aber nicht mit den diversen und vielzitierten Statistiken traktieren, nach denen sich eine gewonnene Fußball-WM angeblich günstig auf das Kursverhalten der heimischen Börse auswirkt. Denn dafür ist die Grundgesamtheit viel zu klein - auch für diejenigen Länder, deren Kicker schon fünf Sterne auf dem Revers haben.
In den vergangenen Tagen schafften es die wichtigsten internationalen Indizes nicht, ihre jeweiligen Hochs zu verteidigen. Obwohl die Berichtssaison recht positiv begonnen hat und es nach wie vor kaum Zweifel am Fortbestehen der extrem lockeren Geldpolitik gibt. Auf der Gegenseite verhielten sich die Indizes aber recht robust und reagierten kaum auf den Warnschuss, den die Chefin der US-Notenbank FED abfeuerte. Immerhin thematisierte sie deutlich die angeblich zu hohe Bewertung einiger Aktien der Sektoren Internet und Biotech. Besonders viel würde ich auf derlei Versuche, die Investoren zu beeinflussen, nicht geben. Aber beachtenswert bleibt der Vorgang allemal, da die FED schließlich nicht jeden Tag in die Märkte eingreift.
Da es bekanntlich keinen großen Sinn macht, mit derlei subjektiven Einschätzungen den wirklichen Grad der Überhitzung der Märkte einzuschätzen, werfen wir einen Blick auf den wichtigsten Risikoindikator des inneren Marktes. Denn bekanntlich pendeln die Märkte pausenlos zwischen ihren überhitzten und überverkauften Zuständen, wobei es natürlich für den jeweiligen Marktzustand immer gute Gründe in den Medien gibt - wenigstens im Nachhinein. Genau hier aber setzt der wichtigste Risikoindikator des inneren Marktes an und zeigt Ihnen, welche Mannschaft aufs Spielfeld gehört. Je nachdem, ob die großen Investoren eher Kapital abziehen oder investieren, sollten Sie etwas vorsichtiger oder offensiver vorgehen. Im Gegensatz zum Artikel der Vorwoche, in dem ich die kurzfristige Verfassung des Marktes betrachtet habe, zeige ich Ihnen heute das übergeordnete Bild, welches sich auf einige Wochen bis wenige Monate bezieht.
Auf Seite 2: Die Bullen bleiben im Vorteil
Die Bullen bleiben im Vorteil
Die Grafik zeigt Ihnen die Relation der Kaufsignale zu den Verkaufssignalen gemäß P & F Technik an der US-Börse NYSE. Wie Sie an der rechten positiven X-Spalte erkennen, handeln aktuell etwa 72 % der an der New Yorker Börse gehandelten Titel auf einem Kaufsignal der P & F Technik. Dies ist eine sehr positive Marktbreite, da viele einzelne und nicht nur wenige hochkapitalisierte Aktien die Hausse mittragen. Diese Titel sind entsprechend der Philosophie der P & F Charts von der Nachfrage gelenkt und stützen den gesamten Markt. Sie sollten also in derartigen Marktphasen versuchen, "Mr. Market" möglichst viele Punkte abzuknöpfen.
Umgekehrt wird es erst kritisch, wenn der Indikator in einer negativen 0-Spalte unter die wichtige Marke von 70 % fallen sollte. Dies würde bedeuten, dass wichtige Investoren in substanziellem Umfang Kapital aus dem Markt ziehen.
Doch wie gesagt, von diesem Punkt sind wir heute noch ein Stück weit entfernt und befinden uns in einem objektiv günstigen Marktzustand. Dennoch sollten Sie beachten, dass wir derzeit im übertragenen Sinne eine ausgedehnte Hochdruckzone erleben. Sie sollten sich fragen, wie lange diese Schönwetterperiode noch anhalten wird, bzw. wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Sommers ohne störende Tiefs wohl sein mag? Immerhin handeln wir schon länger in der oberen extremen Zone und irgendwann nehmen die mutigen und frühen Investoren ihre Gewinne mit. Obwohl heute alles im Lot ist, schadet es nicht, einen Fuß über der Bremse zu halten (und die Stopps zu beachten), keinesfalls aber überstürzt aus dem Markt zu flüchten.
Auf Seite 3: NASDAQ: extrem starker Aufwärtstrend
NASDAQ: extrem starker Aufwärtstrend
Wenn man den gelassenen P & F Chart der Wachstumswerte an der US- Börse NASDAQ mit dem ungewöhnlich starken Trend betrachtet, kann einem schon schwindelig werden.
Erneut hat sich im Juni (Ziffer 6) ein Kaufsignal gebildet, als sich die rechte positive X-Achse über die vorhergehende schob. Der "Punch" der Käufer ist also auf diesem Niveau stärker als noch im Frühjahr. Durch dieses ansteigende dreifache Kaufsignal ist die runde Marke von 4.000 Punkten in greifbare Nähe gerückt.
Doch obwohl der Aufwärtstrend eindeutig intakt ist, könnte das sprichwörtliche "Gummiband" etwas überdehnt sein. Immerhin haben wir uns aktuell um etwa 65 % von der aufsteigenden Unterstützungsgeraden entfernt, was einer ungewöhnlich großen Distanz entspricht. Dies unterstreicht zwar die Intensität des Trends, aber Sie sollten trotzdem im Hinterkopf behalten, dass dies nicht gerade alltäglich ist und die Börsen immer wieder in ihren "Normalzustand" zurückkehren. Beachten Sie also das Niveau von 3.450 Punkten. Hier würde ein Verkaufssignal ausgelöst werden und die Verkäufer wären wenigstens temporär im Vorteil. Aber wie gesagt, davon sind wir noch ein Stück weit entfernt.
Auf Seite 4: DAX wieder auf Kurs
DAX wieder auf Kurs
Das sieht doch wieder versöhnlich aus für die heimischen Aktien. Ob da der Gewinn des WM Titels nicht doch etwas Rückenwind verschafft hat? Auf jeden Fall handelt der P % F Chart des DAX wieder in einer positiven X- Spalte und sogar erneut oberhalb seiner positiven und aufsteigenden Unterstützungsgeraden.
Trotzdem sollten Sie beachten, dass der Kurs eingeklemmt bleibt unterhalb der fallenden negativen Widerstandsgeraden. Ebenfalls bleibt das Verkaufssignal intakt, welches sich gebildet hat, als der Index jüngst unter die Marke von 9.750 Punkten gefallen ist. Daher bleibt auch das negative Projektionsziel von 9.400 Punkten bestehen. Da wir wieder oberhalb der Unterstützungsgeraden handeln, sehe ich aber gute Chancen für die Bullen, dieses Kursziel zu verhindern. Aber neue Positionen würde ich erst eingehen, wenn die Käufer erfolgreich die Widerstandsgerade bei etwa 9.900 geknackt haben. Auf der Unterseite sollten Sie sehr vorsichtig werden, sobald wir unter das Niveau der letzten 0-Spalte bei 9.650 Punkten fallen. Dann könnte es richtig ungemütlich werden und ein Test der Region von 9.400 wäre nur eine Frage der Zeit. Bitte beachten Sie auch, dass dort die sehr wichtige und nach wie vor steigende 200- Tage- Linie verläuft, an der sich bekanntlich viele Investoren orientieren.
Bitte beachten Sie auch mein Gratis E-Book und meinen Gratis- Börsenbrief wenn Sie sich über die Philosophie der P % F Charts informieren wollen.
Nun wünsche ich Ihnen aber noch einige schöne Sommertage und viel Erfolg mit Ihren Positionen.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".