"Falls sie sich eines Fehlverhaltens schuldig gemacht haben oder über das Fehlverhalten ihrer Kollegen hinwegsehen, können sie sich nicht länger hinter der kollektiven Verantwortung des Leitungsorgans verstecken."

Mersch, der Vize-Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) ist, betonte: "Integrität und Kompetenz in der Führungsetage einer Bank gehören zu den wichtigsten Verteidigungslinien im Kampf gegen Misswirtschaft und Betrug. Leider haben diese Verteidigungslinien mitunter ihre Schwächen."

Der Luxemburger Mersch, dessen achtjährige Amtszeit bei der EZB regulär am 14. Dezember dieses Jahres endet, beklagte in diesem Zusammenhang die unzureichende Vereinheitlichung der europäischen Regeln. Die Integration des europäischen Bankensektors sei in mehreren Bereichen noch nicht abgeschlossen. "Das gilt auch für die Regeln zur Eignung von Mitgliedern der Leitungsorgane. Unzureichende Führungsstrukturen und abweichende nationale Regeln lassen sich immer weniger hinnehmen", schreibt Mersch. "Die EZB arbeitet daran, noch höhere Anforderungen an die Führungsgremien europäischer Banken zu erreichen. Diese Bemühungen sollten nicht durch eine unvollständige und uneinheitliche Umsetzung von EU-Recht in nationales Recht untergraben werden."

Die EZB beaufsichtigt seit November 2014 die größten Banken und Bankengruppen im Euroraum direkt, derzeit sind dies 115 Institute, die für fast 82 Prozent des Marktes im Währungsraum der 19 Länder stehen.

dpa-AFX