Die Europäische Zentralbank EZB erhöht ihre Zinsen für den Euroraum wie erwartet um 0,5 Prozentpunkte. Doch reagieren Dax, EuroStoxx 50 und Co ähnlich geschockt wie gestern nach der Zinserhöhung der Fed?
Die Zinsen in der Eurozone betragen nun 2,5 Prozent. Damit sind sie immer noch deutlich niedriger als die 4,5 Prozent in den USA. Nach der Zinserhöhung gestern Abend durch die Fed, stürzte die Märkte ein. Lesen Sie hier nochmal alles dazu.
Bei den vergangenen beiden Zinserhöhungen hatte die EZB noch jeweils 0,75 Prozentpunkte erhöht.
Durch die höheren Zinsen in den USA hatte der Dax deutlich verloren und notierte heute auch vor der Entscheidung der EZB mit rund einem Prozent im Minus bei unter 14.300 Punkten. Direkt nach der Entscheidung der EZB sackte der Dax nochmal kurz, aber keinesfalls dramatisch ab. Er fiel auf etwa 14.250 Punkte.
Der EuroStoxx war geringfügig im Minus bei 3.915 Punkten und veränderte sich nach der Zins-Entscheidung kaum.
Der Euro hatte nach der US-Zinserhöhung gestern Abend verloren und notierte vor der EZB-Entscheidung mit 0,62 Prozent im Minus bei 1,0618. Kurz nach den Zinsen zeigte er sich minimal erholt.
Gold und Silber waren heute mit 1,65 Prozent bzw. 3,33 Prozent kräftig im Minus.
Die Kryptowährungen waren vor der Zins-Entscheidung leicht im Minus. Nach den Zinsen veränderten sich die Edelmetalle sowie die Kryptos kaum.
Das bedeutet die Zinserhöhung der EZB für die Märkte
Oft ist es so, dass sich Trader und Investoren in den Minuten nach der Verkündung neu aufstellen. Insofern kommt es zu großen Bewegungen des Marktes, die bis zum Handelsschluss wieder ganz anders aussehen können.
Die Märkte reagierten kaum auf die neuen Infos und verhielten sich damit ruhiger als gestern Abend nach der Fed. Insgesamt sagte die Fed, noch "deutlich und in einem gleichmäßigen Tempo" steigern. Und bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 sollen die Bestände aus dem Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) um monatlich 15 Milliarden Euro reduziert werden. Das verringert die Liquidität am Markt und schmeckt den Anlegern daher nicht. Deswegen reagierten die Märkte leicht negativ auf diese Zinsanhebung, die in ihrer Höhe so erwartet worden war.
Zudem sagte die EZB, die Inflation sei noch deutlich zu hoch und werde noch lang über den Ziel von rund 2,0 Prozent sein.
Insofern können Anleger davon ausgehen, dass die Zinsen in der Eurozone wohl noch weiter erhöht werden.
Einschätzung zur EZB von Carsten Mumm, Chefvolkswirt Donner & Reuschel
Die Anhebung der EZB-Leitzinsen um 50 Basispunkte entsprach den Markterwartungen und dürfte daher kaum für Kursbewegungen gesorgt haben. Auch der angekündigte Beginn der Bilanzreduktion ab März um zunächst monatlich 15 Mrd. Euro durch eine sinkende Wiederanlage fälliger Wertpapiere im Rahmen des APP-Wertpapierkaufprogramms hat wohl kaum überrascht. Bemerkenswerter war hingegen der Hinweis, demzufolge die Zinsen noch deutlich und in gleichmäßigem Tempo steigen müssen, um eine zeitnahe Rückkehr zum Inflationsziel zu erreichen. Das kann als Ankündigung interpretiert werden, dass zumindest in den folgenden Sitzungen des EZB-Rats Anfang Februar und Mitte März jeweils ein weiterer Zinsschritt in Höhe von 0,50 Prozentpunkten zu erwarten ist. Allerdings verweist die EZB wie üblich auch auf die Abhängigkeit weiterer Beschlüsse von der aktuellen Datenlage und damit auch von den eigenen Inflations- sowie bedingt Wachstumsprojektionen. Diese wurden heute für die Eurozone im Jahr 2023 auf 6,3 Prozent Inflation nach oben sowie 0,5 Prozent Wachstum nach unten angepasst. Wenn man allerdings bedenkt, dass der bisherige geldpolitische Straffungszyklus noch einige Monate braucht, bis der Bremseffekt in der Realwirtschaft voll ankommt, sind schon jetzt sinkende Projektionen im Laufe des ersten Quartals wahrscheinlich. Damit könnte dem Plan weiterer Zinserhöhungen schneller als heute erwartet die Berechtigung entzogen werden. An den Kapitalmärkten dürfte der Fokus in den kommenden Wochen daher auf volkswirtschaftlichen Datenveröffentlichungen und der Berichtssaison der Unternehmen für das 4. Quartal liegen. Dabei ist eine Abschwächung der Wachstums-, Inflations- und Gewinndynamik zu erwarten.