Das sind typischerweise Anleihen mit vergleichsweise kurzer Laufzeit von staatsnahen Firmen oder Anleihen, die als sehr ausfallsicher gelten. Dazu zählen etwa Schuldtitel der Deutsche Bahn, des französischen Versorgers Engie oder des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestle. Papiere mit Negativ-Rendite können über die Laufzeit hinweg dennoch Gewinn abwerfen. Die EZB hatte die Käufe im März im Rahmen ihrer Konjunkturhilfen angekündigt: Danach waren die Renditen mancher Titel unter die Null-Linie gerutscht.

Insgesamt erwarb die EZB bislang über 450 Firmenanleihen von mehr als 175 Gesellschaften, darunter deutsche Dax-Konzerne wie Bayer, Volkswagen, Deutsche Telekom und RWE. Die Renditen der Bonds lagen zwischen minus 0,3 und über drei Prozent. Bis Ende Juli nahmen die Euro-Wächter Firmenpapiere im Volumen von 13,2 Milliarden Euro in ihre Bücher. Fast sechs Prozent davon wurden direkt bei der Emission erworben - der Rest am Anleihemarkt. Die EZB startete die Käufe am 8. Juni.

Mit dem Kaufprogramm will die EZB dafür sorgen, dass die Anleihezinsen sinken. Unternehmen können sich dann günstiger finanzieren, was unter anderem mehr Spielraum für Investitionen schafft. Das kommt letztendlich der Wirtschaft im Euro-Raum zugute. Die Deutsche Bahn beispielsweise zapfte im Juli den Anleihemarkt an: Der Konzern begab eine fünfjährige Null-Kupon-Anleihe im Volumen von 350 Millionen Euro. Auch dieser Schuldtitel wirft eine negative Rendite ab. Die Käufe sind Teil des inzwischen auf 1,74 Billionen Euro angelegten Wertpapier-Kaufprogramms, mit dem die EZB Konjunktur und Inflation im Währungsraum anheizen will. Es soll noch bis mindestens Ende März 2017 laufen.

EMISSIONSTÄTIGKEIT NIMMT LAUT EZB ZU



Nach EZB-Einschätzung sorgte bereits die Ankündigung der Firmenanleihenkäufe im März dafür, dass die Unternehmen mehr Bonds anbieten. Laut Notenbank emittierten Firmen im zweiten Quartal mehr Euro-Schuldtitel als im Durchschnitt der letzten Jahre. Experten zufolge nahm die Ausgabe von Papieren, die für die EZB infrage kommen, seit Jahresbeginn um etwa sechs Prozent zu.

Die Zentralbank hat mit ihrem Programm den Anleihenmarkt bereits kräftig durcheinandergewirbelt. Laut den Experten der Deutschen Bank muss sie deshalb im weiteren Jahresverlauf mehr Anleihen direkt bei der Emission statt im Markt kaufen, um ihre Ziele zu erfüllen. "Sobald all die freien Bonds gekauft sind wird es schwerer und schwerer", so die Deutsche-Bank-Experten.

Für die EZB kaufbare Papiere müssen mindestens eine Rendite oberhalb des Einlagensatzes von minus 0,4 Prozent aufweisen und Laufzeiten von sechs Monaten bis 30 Jahren haben. Sie müssen zudem eine gute Bonität aufweisen - Anleihen von Banken sind ausgeschlossen. Experten taxieren das Volumen der grundsätzlich kaufbaren Anleihen auf 600 bis 800 Milliarden Euro.


rtr