Können sich Anleger bald auf Kursfeuerwerke einstellen? Die Europäische Zentralbank hat heute erstmals die Zinsen seit 2019 gesenkt – das ist an der Börse los
Darauf haben Anleger schon lange gewartet: Die Europäische Zentralbank (EZB) verkündete heute die erste Leitzinssenkung seit fast fünf Jahren.
Da diese von Anlegern bereits jedoch schon erwartet worden war, reagieren diese relativ gelassen. So liegt der DAX derzeit „nur“ 0,41 Prozent im Plus und steht bei 18.652 Punkten. Ähnlich sieht es beim europäischen Pendant, dem Euro Stoxx 50 aus, der 0,46 Prozent im Plus liegt und bei 5.059 Punkten steht.
Die EZB senkt nach ihrer beispiellosen Serie von Leitzinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation wieder die Zinsen im Euroraum. Nach knapp neun Monaten auf Rekordhoch verringern die Euro-Währungshüter den Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent. Zugleich wird der Zins, zu dem sich Kreditinstitute frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, auf 4,25 Prozent gesenkt.
Anleger dürften nun gespannt auf die Aussagen der EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der anschließenden Pressekonferenz warten. Die Notenbankchefin werde „nicht darum herumkommen, über die Zukunft zu sprechen. Und dann werden die Börsianer jeden noch so subtilen Hinweis auf die Goldwaage legen", schrieb Analyst Thomas Altmann von QC Partners in einem Marktkommentar.
EZB senkt Zinsen – das sagen die Experten
Und so äußern sich von Reuters befragte Experten zur Zinssenkung:
ULRICH REUTER, SPARKASSENPRÄSIDENT (DSGV): "Es war richtig, den bereits signalisierten und an den Märkten erwarteten Zinsschritt zu vollziehen. Damit nutzt die EZB den Spielraum aus der Preisentwicklung, den sie hat, um die Bremse für die Wirtschaft jetzt ein wenig zu lockern. Allerdings sind die letzten Meter bei der Inflationsbekämpfung die schwierigsten. Vorsicht bleibt geboten. Das schlimmste Szenario wäre ein erneuter Anstieg der Inflation, der die EZB zwingen würde, zu weitgehende Zinssenkungen zurückzunehmen. Das würde Vertrauen und Berechenbarkeit beschädigen."
ULRICH KATER, CHEFVOLKSWIRT DEKABANK: "Mit dieser Zinssenkung setzt die EZB die Alarmstufe bei der Inflation um einen Schritt herunter. Angesichts der deutlichen Beruhigung des Inflationsgeschehens ist das gerechtfertigt. Aber der Zinsschritt ist auch ein Wechsel auf die Zukunft: Noch ist das Inflationsziel nicht erreicht. Und es kann gut sein, dass eine hartnäckige Restinflation weitere Zinssenkungen in den kommenden Quartalen sehr schwierig gestalten wird."
JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFÖKONOM: "Ich halte es für verfrüht, dass die EZB bereits jetzt ihre Zinsen senkt. Leider hatte sie sich faktisch vorab auf diese Zinssenkung festgelegt, statt sich an den Daten zu orientieren, die in der Gesamtschau eine abwartende Haltung nahelegen. So steigen die Verbraucherpreise ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel seit Jahresanfang wieder stärker – und zwar mit einer auf's Jahr hochgerechneten Rate, die mit 3,5 Prozent deutlich über dem Inflationsziel der EZB liegt. Außerdem ist noch immer kein Abwärtstrend bei den weiter stark steigenden Tariflöhnen zu erkennen. Darüber hinaus erholen sich die konjunkturellen Frühindikatoren, sodass die Unternehmen bald wieder über mehr Preissetzungsmacht verfügen könnten."
Mit Material von dpa und rtr
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