Er rechne damit, dass die Notenbanker ihr Kaufprogramm um neun Monate verlängern und das Volumen von 80 Milliarden Euro pro Monat zunächst beibehalten. "Ein Abschmelzen dieser monatlichen Käufe muss natürlich irgendwann kommen, aber ich glaube noch nicht im Jahr 2017."

An den Finanzmärkten hat gerade ein Medienbericht für Aufsehen gesorgt, wonach die Währungshüter das Kaufvolumen in monatlichen Schritten um je zehn Milliarden Euro verringern könnten. Ein EZB-Sprecher wies den Bericht der Agentur Bloomberg auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zurück und sagte, der EZB-Rat habe das Thema nicht diskutiert. An den Finanzmärkten sprachen einige Experten derweil von einem Testballon, mit dem die EZB womöglich eine erste Reaktion der Märkte ausloten wolle. Die Spekulationen über ein allmähliches Zudrehen des EZB-Geldhahnes verschreckten die Anleger.

Ziel der Anleihenkäufe ist es, der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen und die aus Sicht der EZB viel zu niedrige Inflation im Euro-Raum nach oben zu treiben. Das Gesamtprogramm soll noch bis mindestens Ende März 2017 laufen und dann einen Umfang von 1,74 Billionen Euro haben.

BONDS WERDEN KNAPP - "AB SOMMER NICHT GENUG BUNDESANLEIHEN"



Krämer geht nicht davon aus, dass die EZB wegen der anstehenden Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU über die künftigen Handelsbeziehungen ihr Anleihenprogramm verlängert. "Das sehe ich nicht als Hauptrisiko." Denn trotz der größeren Unsicherheit seit dem britischen Anti-EU-Referendum sei der von vielen befürchtete Konjunktureinbruch ausgeblieben. Vielmehr habe die Notenbank-Spitze um EZB-Präsident Mario Draghi im Blick, dass die Kerninflation noch niedrig und die wirtschaftliche Situation noch "sehr angeschlagen" sei. In diesem Umfeld werde die EZB vorerst ihr Kaufprogramm fortsetzen. Zudem dürften die Europäer im Hinterkopf haben, dass eine Ankündigung der US-Notenbank Fed zum Absenken ihrer Anleihenkäufe vor gut drei Jahren "die Börsen ziemlich durcheinandergebracht hat", so der Commerzbank-Chefökonom. "Und ich erwarte nicht, dass die EZB das schon im März nächsten Jahres wagen wird."

Krämer rechnet vielmehr damit, dass Draghi noch in diesem Jahr ankündigt, die Käufe über das Frühjahr 2017 hinaus zu verlängern. Zugleich müsse die EZB Schritte einleiten, damit die - nach den Programmvorgaben kauffähigen - Anleihen nicht knapp werden. "Sie muss sich darauf einstellen, ab Frühsommer nicht mehr genug Bundesanleihen zu haben."

rtr