Volkswirte sagten dazu in ersten Reaktionen:

STEFAN KOOTHS, IINSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT, KIEL

"(...) die Risiken der Nullzinspolitik werden von Monat zu Monat größer. Magerrenditen treiben Anleger in immer riskantere Anlagen, es drohen systematische Fehlinvestitionen. Zur Bewältigung der weiterhin schwelenden Euro-Krise trägt die Politik des ultrabilligen Geldes wenig bei - die Probleme werden nur vertagt, nicht gelöst."

KRISTIAN TÖDTMANN, DEKA-BANK



"Ich bin ziemlich baff. Die größte Überraschung ist für mich, dass der negative Einlagensatz nun wieder im Spiel ist. Das hätte ich so nicht erwartet, weil wir doch vor einem Jahr die Aussage bekommen haben, dass die Zinsen ihre Untergrenze erreicht hätten. Es gibt für mich thematisch eine sehr klare Verknüpfung zwischen dem Euro-Wechselkurs und einer Möglichkeit einer nochmaligen Einlagensatz-Änderung. Im Prinzip ist das hier, dass sich die EZB gegen die Fed stellt, wenn die Fed nicht anfängt, ihre Geldpolitik zu straffen und eine gewisse Aufwertung des Dollar zulässt. Dann muss die EZB mehr tun".

Zur EZB-Überprüfung von QE im Dezember: "Das hat uns nicht überrascht, das war in unseren Prognosen drinnen. Wir gehen davon aus, dass die Käufe über September 2016 hinaus verlängert werden, nicht unbedingt, dass die Monatskäufe aufgestockt werden. Das war für mich nicht verblüffend."

DWIGHT BOLDEN, METZLER BANK



"EZB-Chef Mario Draghi hat erneut betont, dass die Zentralbank bereit ist, zu handeln, falls es nötig wird. Noch sind konkrete Maßnahmen bis zum Jahresende allerdings nicht absehbar. Das Kaufprogramm läuft ja noch eine ganze Weile, das heißt, es gibt noch genug Zeit zu reagieren."

RALF UMLAUF, HELABA



"Einen Beschluss zur Ausweitung des QE-Programms gab es nicht, wohl aber den Hinweis auf eine Neueinschätzung des laufenden Programms im Dezember."

"Marktteilnehmer, die einen Beschluss zur QE-Ausweitung erhofft hatten, bekamen zumindest einen Hinweis auf einen möglichen Schritt der EZB im Dezember. Es ist wenig wahrscheinlich, dass die EZB die damit forcierten Erwartungen bezüglich einer Ausweitung dann enttäuschen möchte. Dennoch: Vor allem der Ausblick für die binnenwirtschaftlichen Entwicklungen lässt Zuversicht der EZB erkennen, dass sich die eingeschlagene Erholung der Wirtschaft fortsetzt, ebenso der Verweis auf die gelockerten Kreditbedingungen. Demgegenüber werden Risiken von der globalen Konjunkturdynamik herausgestellt, ebenso wie die niedrigen Inflationsraten."

ANDREAS BLEY, BVR



"Noch mehr billiges Geld! Erneut ist eine geldpolitische Lockerung zu befürchten. Die von Draghi für Dezember in Aussicht gestellte Entscheidung birgt mehr Risiken (Vermögenspreisblasen!) als Vorteile. Sie ist auch unnötig: Die niedrige Inflation ist eine Folge der niedrigen Ölpreise und nicht der schwachen Konjunktur."

MICHAEL SCHUBERT, COMMERZBANK



"Die Aussagen von Draghi waren ja sehr klar: Sie schauen, wie die Projektionen laufen, und dann entscheiden Sie, wie Sie mit QE weitermachen".

"Eine große Überraschung ist bei Draghis Aussagen für uns nicht dabei, da wir schon vorher den Dezember als Datum für eine mögliche Änderung erwartet hatten".

"Wir erwarten im Dezember eher eine Aufstockung (der Anleihenkäufe), möglicherweise begleitet von einer offenen Verlängerung, dass sie nämlich nicht mehr sagen bis September 2016, sondern ein offenes Ende proklamieren".