Trotz aller Berichte über eine Abwanderung der Jugend wächst das weltweit größte soziale Netzwerk rasant und konnte damit den Aktienmarkt positiv überraschen. Facebook-Papiere (Facebook) verteuerten sich um 14,05 Prozent auf 61,05 US-Dollar. Sie waren damit zweitbester Wert im Auswahlindex Nasdaq 100 (NASDAQ 100), der 1,86 Prozent höher schloss.

    "Nicht mehr ganz so cool, aber dafür umso profitabler", beschreibt Experte Daniel Saurenz von Feingold Research Facebook im vierten Quartal. Offenbar hätten die US-Amerikaner den Transfer auf die mobilen Geräte sehr gut hinbekommen, denn die Werbeerlöse stiegen rasant. Für ein finales Bild sollte man aber die Zahlen vom Jahresanfang abwarten, denn speziell vor Weihnachten könnten Firmen einmalig und gezielt bei Facebook geworben haben. Dennoch unterstreiche die Bilanz die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells. Im Vergleich zum Kurznachrichtendienst Twitter sieht Saurenz weit mehr als ein reines Hoffnungsprojekt in Sachen Profitabilität. Er warnte jedoch: "Die Facebook-Aktie ist auf dem aktuellen Niveau aber gut bezahlt."

ANAYLSTEN REAGIEREN POSITIV

    Auch die Aktienexperten vieler großer Banken reagierten positiv: Morgan-Stanley-Analyst Scott Devitt erhöhte sein Kursziel für die Facebook-Aktie von 62 auf 72 Dollar und bleibt bei seiner Kaufempfehlung "Overweight". Carlos Kirjner von Bernstein Research lobte auch die erneut wesentlich besser als erwartet ausgefallenen Zahlen und ging mit seinem Ziel auf 65 Dollar hoch. Seine Anlageempfehlung bleibt mit "Market-Perform" allerdings neutral. Auch Scott Kessler S&P Capital IQ bleibt auf "Hold", hob seine Kurserwartung auf Sicht der kommenden 12 Monate aber von 58 auf 72 Dollar hoch.

    Die Nutzer halten Facebook trotz aller Unkenrufe über coolere Konkurrenten die Treue. Das sorgt für sprudelnde Werbeeinnahmen und dicke Gewinne. Die Börsianer, die noch vor kurzem am Konzern gezweifelt hatten, waren positiv überrascht und trieben die Aktien bis auf ein Rekordhoch von 62,50 Dollar. Zum Börsengang im Mai 2012 hatte das Papier 38 Dollar gekostet und war danach zeitweise unter 18 Dollar gestürzt. Vor allem die Einnahmen aus dem sogenannten mobilen Geschäft - also Smartphones und Tablets - sind seitdem stark gestiegen. Das brachte vielen Anlegern den Glauben an das Geschäftsmodell von Facebook zurück.

dpa-AFX

Einschätzung der Redaktion:

Am 4. Februar 2004, also vor exakt zehn Jahren, gab der damalige Harvard- Student Mark Zuckerberg den Startschuss für Facebook. Bereits Ende des Gründungsjahres zählte das soziale Netzwerk eine Million User. Heute ist die Milliardengrenze überschritten, und mehr als 700 Millionen Menschen greifen täglich zu. Der gigantische Erfolg wurde 2012 mit dem Börsengang gekrönt. Auch wenn der Start etwas holprig verlief, wurden die Zweifler eines Besseren belehrt: Der Titel setzte im Zuge sich verbessernder Geschäftszahlen zu einer rasanten Erholung an. Das Resultat: Die Aktie markierte jüngst ein Allzeithoch bei 59,31 Dollar. Die Rally geht mit einem operativen Comeback einher. Erzielte Facebook 2012 im mobilen Bereich noch keine Erlöse - für die Kritiker war dies beim Börsengang der Kern des Problems, denn Smartphones und Tablets laufen dem PC den Rang ab -, schaffte der inzwischen 29-jährige Zuckerberg innerhalb kürzester Zeit die Wende. Bereits im zweiten Quartal 2013 kamen 41 Prozent der gesamten Werbeeinnahmen aus mobiler Werbung. Von Juli bis September wuchs dieser Bereich um weitere zwei Drittel. Dem Konzern gelingt es zudem, anders als beispielsweise Yahoo oder Google, höhere Anzeigenpreise durchzusetzen. Diese Fortschritte lassen auch die Gewinne sprudeln. Ein Vorjahresverlust wurde in den ersten neun Monaten in knapp eine Milliarde Dollar Gewinn verwandelt. Und auch die Zahlen fürs Schlussquartal sind hervorragend. Mit einem 2014er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von fast 49 ist die Aktie zwar alles andere als billig. Dennoch hat das Papier angesichts der intakten Wachstumsstory weiter Potenzial. Ein Kursziel von 50 Euro sollte in jedem Fall erreichbar sein. Kaufen.

Christian Ingerl