"Es gibt keine Wunderwaffe". Facebook werde weiter in die Verbesserung der Sicherheit investieren. Der Wettlauf mit Hackern und Regulierern setzt dem US-Konzern zu. Im dritten Quartal wuchs Facebook so langsam wie seit sechs Jahren nicht. Trotzdem zeigten sich Anleger zufrieden und begrüßten die Ankündigung Zuckerbergs, die Kosten fest im Blick zu haben. Die Aktie legte zum Handelsstart am Mittwoch um knapp neun Prozent zu.
Spätestens seit den Präsidentschaftswahlen vor zwei Jahren und dem damit verbundenen Datenskandal, bei dem persönliche Informationen von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern durch die britische Firma Cambridge Analytica missbraucht wurden, steht Facebook unter Beobachtung und muss sich Forderungen nach einer schärferen Aufsicht und strengeren Vorgaben stellen. Der US-Konzern entgegnet Kritikern, man nehme viel Geld in die Hand, um die Plattformen sicherer zu machen.
Das will Zuckerberg auch weiter tun. Ende 2019 werde Facebook beim Thema Sicherheit da sein, wo man sein müsse, sagte er. Bereits jetzt würden Spezialisten und Künstliche Intelligenz eingesetzt, um problematische Inhalte auf den von insgesamt 2,6 Milliarden Menschen weltweit genutzten Plattformen Facebook, dem Whatsapp-Messenger und dem Fotodienst Instagram zu entdecken. "Darin werden wir jede Woche und jedes Quartal besser." Aber es werde immer Dinge geben, die von den Systemen nicht aufgespürt würden. Ähnlich hatte sich Zuckerberg bereits auf seiner Entschuldigungstour im US-Kongress und vor dem EU-Parlament geäußert, als er zu den Vorwürfen Stellung nahm. Im September war bekanntgeworden, dass Hacker wegen einer Sicherheitslücke Zugriff auf Daten von 29 Millionen Nutzern hatten.
ZUCKERBERG VERSPRICHT LANGFRISTIGE KOSTENKONTROLLE
Nach dem Schock im Sommer, als Facebook mit einem schwachen Ausblick Anleger auf dem falschen Fuß erwischte, waren Anleger mit der Bilanz diesmal zufrieden. "Es war ein ziemlich gutes Quartal, obwohl alle mit einem Desaster gerechnet hatten", sagte Analyst Ivan Feinseth von Finanzdienstleister Tigress Financial Partners. Für den Markt seien die Zahlen eine "Erleichterung", sagte sein Kollege James Cordwell von Atlantic Equities.
Gut kam vor allem das Versprechen von Zuckerberg an, alles daran zu setzen, die Kosten langfristig besser in den Griff zu bekommen und nicht mehr stärker als den Umsatz steigen zu lassen. 2019 will der Konzern aus Menlo Park aber noch mal tief in die Taschen greifen, um die Sicherheit zu erhöhen, das Video-Angebot auszubauen, in Rechenzentren zu investieren, aber auch um eine Dating-App auf den Markt zu bringen. Dafür will Facebook zwischen 18 und 20 Milliarden Dollar in die Hand nehmen. Im dritten Quartal stiegen die operativen Kosten bereits um 53 Prozent auf fast acht Milliarden Dollar. Inzwischen beschäftigt der Konzern 33.600 Mitarbeiter und damit 45 Prozent mehr als im September des Vorjahres. Im Sommer hatte Facebooks Finanzchef David Wehner angekündigt, dass die Konzernmarge, die lange Zeit bei rund 50 Prozent lag, für die nächsten zwei Jahre auf etwa 35 Prozent sinken werde. Im dritten Quartal reichte es noch zu 42 Prozent nach 50 Prozent im Vorjahreszeitraum. Wehner gab sich nun zuversichtlich, bereits 2019 die Talsohle zu erreichen.
Das Nettoergebnis legte trotzdem um neun Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar zu. Der größte Teil kam aus der Werbung. Facebook profitiert weiter davon, Anzeigen zielgenauer als die Konkurrenz bei Nutzern unterzubringen. Dies will der Konzern nun vor allem bei Video-Inhalten ausbauen und damit Branchenführer YouTube vom Alphabet-Konzern stärker angreifen.
WACHSTUM KÖNNTE SICH IM VIERTEN QUARTAL ERNEUT ABSCHWÄCHEN
Von Juli bis September stieg der Umsatz um 33 Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar. Für das Schlussquartal rechnet Facebook mit einer weiteren Verlangsamung - damit droht das schwächste Wachstum seit dem Börsengang im Mai 2012. Investoren fragen sich seit längerem, wann Facebook die Zeit kaum noch wachsender oder sogar sinkender Mitgliederzahlen einläutet. Von Juli bis September reichte es zu einem Anstieg um zehn Prozent auf 2,27 Milliarden monatlich aktive Nutzer der Facebook-Plattform. Erneut verlor das Unternehmen eine Million Nutzer in Europa und führte dies auf die Folgen der verschärften EU-Datenschutzregeln zurück.
rtr