Allerdings sei nicht die Zeitdauer, sondern die Qualität der Nutzung entscheidend - auch für Werbekunden. Finanzchef David Wehner betonte, Facebook habe im Schlussquartal seine durchschnittlichen Anzeigenpreise um 43 Prozent angehoben. Nach anfänglichen Verlusten drehte die Facebook-Aktie daraufhin nachbörslich ins Plus und legte um 1,4 Prozent zu.

Die Zeit, die Menschen auf einer Plattform wie Facebook, Snapchat oder Twitter verbringen ist ebenso wie die Intensität entscheidend für Werbekunden, die mit ihren Anzeigen das größtmögliche Publikum ansprechen wollen. Ob Snapchat oder andere Anbieter letztlich als Profiteure aus der Teilüberholung des zentralen "News Feed" bei Facebook hervorgehen, ist noch unklar. Die fürs operative Geschäft zuständige Managerin Sheryl Sandberg versicherte jedenfalls, durch die Neuerungen entstünden "mehr Möglichkeiten zur Monetarisierung". Analysten sahen dies ähnlich. Die geringere Verweildauer müsse sich letztlich nicht negativ auswirken, sagte Pivotal-Experte Brian Wieser. Die meisten Börsianer ignorierten zudem, dass in dem wichtigen US-Heimatmarkt sowie in Kanada erstmals seit der Gründung von Facebook die Zahl der täglichen Nutzer um 700.000 auf 184 Millionen zurück gegangen ist.

Trotzdem steigerte das Unternehmen aus Menlo Park die Erlöse im vierten Quartal um 47 Prozent auf knapp 12,97 Milliarden Dollar. Dabei kamen 98 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf von Anzeigen, größtenteils für Werbung auf mobilen Geräten. Facebook gibt sein Geld derzeit mit vollen Händen aus. Laut Wehner werden die Ausgaben im laufenden Jahr um 45 bis 60 Prozent zulegen. Die Investitionen des Netzwerks, zu dem auch Whatsapp und Instagram gehören, lagen im Schlussquartal bereits bei 2,26 Milliarden Dollar. Der Gewinn des 2004 gegründeten Konzerns mit nunmehr 2,13 Milliarden monatlich aktiven Nutzern stieg um ein Fünftel auf fast 4,27 Milliarden Dollar. Wegen der US-Steuerreform hat das Unternehmen nach eigenen Angaben seine Rückstellungen um 2,27 Milliarden Dollar erhöht.

HOHE AUSGABEN FÜR GUTE STIMMUNG



Facebook sieht sich derzeit an vielen Ecken mit Gegenwind konfrontiert. Zum einen geht es um russische Einmischung in den US-Wahlkampf 2016. Beiträge von teils gefälschten Nutzerprofilen erreichten rund 126 Millionen Nutzer. Dies brachte den Konzern ins Visier des US-Kongresses und führte zu zahlreichen Veränderungen bei dem Netzwerk. Der Konzern will nun gegen Desinformationen bei Wahlkampagnen aber auch im Alltag kämpfen. So kündigte Facebook bereits vor einige Zeit an, die Zahl der Mitarbeiter, die sich mit dem Thema Sicherheit beschäftigen, auf 20.000 zu verdoppeln.

Ebenfalls für einige Kosten dürfte die Transparenzoffensive in Europa sorgen. Kürzlich kündigte Facebook zum Start einer neuen EU-Gesetzgebung an, seine Datenschutzregeln offener darzulegen. Der Konzern veröffentlichte die Bestimmungen erstmals und legte gleichzeitig eine Informationskampagne auf. Zudem ist es künftig möglich, die gesamten Einstellungen zur Privatsphäre zentral zu bearbeiten.

rtr

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Einschätzung der Redaktion



Die Facebook-Aktie befindet sich ungebrochen im Höhenflug. Die Zahlen untermauern einmal mehr die Marktmacht des weltgrößten sozialen Netzwerks. Werbekunden kommen nicht an Facebook vorbei. Die Bewertung ist angesichts der anhaltend starken Wachstumsraten nicht zu hoch. Die Aktie bleibt ein Kauf.

Kursziel: 200 Euro
Stoppkurs: 129,80 Euro

Von Florian Westermann