David Wehner hat eigentlich einen ziemlich coolen Job. Wehner ist Finanzvorstand bei Facebook und darf regelmäßig neue Rekorde verkünden. Das war gestern nicht anders. Nach Börsenschluss lieferte das soziale Netzwerk seine Zwischenbilanz nach dem ersten Quartal und auf einer Skala von eins bis zehn entsprachen die Zahlen einer glatten Zehn.



Angetrieben von Werbung auf Smartphones und Tablets hat der Konzern satte 8,03 Milliarden Dollar im ersten Quartal umgesetzt - rund 50 Prozent mehr als noch vor Jahresfrist. Analysten hatten lediglich mit 7,83 Milliarden Dollar gerechnet. Beim Ergebnis ging es sogar um 77 Prozent auf drei Milliarden Dollar nach oben. Umgerechnet auf die Aktienzahl verdiente der Konzern damit 1,04 Dollar je Aktie. Die Wall Street hatte Facebook gerade 0,87 Dollar je Anteilsschein zugetraut.

Insgesamt stieg die Anzahl der Facebook-Nutzer zum Jahresstart um weitere 80 Millionen. Weltweit loggten sich zuletzt 1,94 Milliarden Menschen mindestens ein Mal im Monat bei dem sozialen Netzwerk ein, 1,28 Milliarden Hardcore-Nutzer besuchen die Seite sogar täglich. "Wir hatten einen guten Jahresstart", kommentierte Facebook-Gründer- und Boss Mark Zuckerberg die Entwicklung lakonisch.

Auch an der Preisfront sieht die Lage derzeit ziemlich rosig aus. "Wir sehen eine starke Nachfrage", versicherte Wehner. Doch dann trat der Herr über die Facebook-Finanzen überraschend kräftig auf die Euphorie-Bremse. Die Werbeeinnahmen dürften im zweiten Halbjahr "deutlich" zurückgehen. Man wolle Usern nicht noch mehr Werbung einspielen, sagte Wehner. Außerdem dürften die Kosten im Jahresverlauf um 40 bis 50 Prozent über dem Vorjahr liegen.

Das saß. Nachbörslich gab die Facebook-Aktie am Mittwoch Abend bis zu 4,2 Prozent ab, nachdem sie unmittelbar zuvor bei 153,60 Dollar noch ein Rekordhoch markiert hatte.

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Einschätzung der Redaktion



Facebook feiert ein Rekordquartal nach dem andern - mit beeindruckenden Steigerungsraten. Weltweit gibt es wohl nur ganz wenige Unternehmen dieser Größenordnung, die mal eben 77 Prozent Gewinnwachstum hinlegen - wenn überhaupt.

Doch nun könnte die Phase der satten Gewinnsprünge allmählich an ihr Ende kommen. Das legen zumindest die Aussagen von Facebook-Finanzchef David Wehner nahe. Man könne Usern nicht noch mehr Werbung einspielen, sagte Wehner.

Da wird ihm kaum ein User widersprechen. Und natürlich unterliegt auch Facebook dem Risiko, dass die Kids, mit denen das soziale Netzwerk so groß geworden, sich für neue Plattformen und noch coolere Kommunikationskanäle begeistern. Schon heute blickt man in mitleidvolle Gesichter, wenn man Teens nach ihrer Facebook-Nutzung fragt. Statt des Mainstream-Netzwerks, auf dem inzwischen auch die eigenen Großeltern unterwegs sind, teilt die Generation X ihr Leben lieber auf Snapchat - mit gaaanz vielen Emojis.

Zuckerberg weiß um dieses Problem nur zu gut. Nicht zufällig hat der Konzern etwa die beliebte Snapchat Stories Funktion, bei der Fotos in einer definierten Nutzergruppe etwa an Freunde gepostet werden und nach 24 Stunden automatisch wieder verschwinden, abgekupfert und den konzerneigenen Fotodienst Instagram sowie den Facebook Messenger entsprechend aufgerüstet.

Anleger können die Lage dennoch einigermaßen entspannt verfolgen. Trotz der Skandale um Fakenews und der jüngsten Verbreitung von Mord-Videos ist Facebook der unumstrittene Branchenprimus. Weltweit ist derzeit kein soziales Netzwerk erkennbar, dass auch nur ansatzweise in die Dimension von Facebook vorstoßen könnte. Das gilt nicht nur für die User-Zahl, sondern erst recht für die Werbeerlöse. So sucht etwa Twitter weiter verzweifelt nach einem Weg, wie man aus der eigenen Nutzerbasis endlich vernünftig Geld machen kann.

Auch fundamental ist die Facebook-Aktie weiter moderat bewertet. Auf Basis des US-Bilanzierungsstandards US-Gaap und auf sicht von zwölf Monaten hat das Papier ein KGV von 27. Selbst, wenn die Zuwächse künftig abkühlen sollten, wäre die Aktie damit noch längst nicht zu teuer.



Auch charttechnisch sieht’s gut aus. Die Aktie ist zuletzt zwar etwas heiß gelaufen, liegt aber weiter klar über ihrem 55- und 200-Tage-Durchschnitt. Wer schon investiert ist, setzt einen engen Stopp bei 138 Dollar. Alle anderen warten noch ab.

Kaufen.

Stopp: 138 Dollar.

Ziel: 165 Dollar.