Der Schritt von Facebook war lange erwartet worden. Allein die Bekanntgabe schickte Online-Partnervermittler wie die Tinder-Mutter Match oder Sparks Networks, das hinter religiös orientierten Angeboten wie JDate und ChristianMingle steht, zumindest zwischenzeitlich auf Talfahrt.
Nach Ansicht von Analysten dürfte es sich für Facebook auszahlen, Mitgliedern bei der Partnersuche zu helfen. Allein die Suche, Kontaktaufnahme und gesamte Kommunikation dürfte Singles dazu bringen, mehr Zeit in dem Netzwerk zu verbringen und es zudem häufiger zu besuchen. Zudem könnte es dazu beitragen, dass der US-Konzern bei Jüngeren wieder beliebter wird. Die Facebook-Aktie legte 1,1 Prozent zu. Zuckerberg betonte, dass Privatsphäre und Datenschutz bei der neuen Anwendung eine zentrale Rolle spielten. Das weltgrößte soziale Netzwerk hatte im März zugegeben, dass die britische Politikberatung Cambridge Analytica die Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern zu Unrecht in die Hände bekam und im US-Wahlkampf zugunsten von US-Präsident Donald Trump einsetzte.
SCHÄRFERER WETTBEWERB FÜR TINDER & CO.
Der Einstieg von Facebook dürfte ein "großes Problem" für andere Partnervermittler darstellen, sagte Analyst James Cordwell von der Investmentfirma Atlantic Equities. Bisher gilt Match, der Konzern steht hinter den Dating-Apps Tinder und OkCupid, als Marktführer. Das US-Unternehmen büßte nach der Ankündigung fast ein Viertel an Börsenwert ein. Die Anteilsscheine der Match-Muttergesellschaft IAC verbilligten sich um 17 Prozent. In Deutschland dürften Anbieter wie Parship, Elitepartner und der Rocket-Internet-Zögling Edarling ebenfalls vor dem US-Konzern zittern, der weltweit mehr als 2,2 Milliarden Mitglieder zählt und auch in Deutschland auf mehr als 30 Millionen kommt.
Auf der Entwicklerkonferenz stellte Facebook einen Prototypen für seinen Dienst vor, der in Kürze an den Start geht. Er soll demnach völlig optional und komplett von bestehenden Facebook-Profilen getrennt sein. Ein Klick auf ein Herzsymbol bringt Nutzer direkt zu ihrem Dating-Profil, sofern sie eins erstellt haben. Mögliche Treffer hängen von gemeinsamen Vorlieben, Hobbies und Freunden ab. Die Einführung einer Wischfunktion, für die Tinder bekanntgeworden ist, ist zunächst nicht vorgesehen. Es gehe um langfristige Beziehungen, sagte Zuckerberg, nicht um "einmalige Geschichten". Details will Facebook-Produktchef Chris Cox in den nächsten Monaten veröffentlichen.
Seit dem Datenskandal setzt Facebook verstärkt auf Transparenz und baut den Schutz der Privatsphäre aus. Bald will das Unternehmen eine neue Löschfunktion für Nutzerdaten zur Verfügung stellen, die das Entfernen von Informationen wie die Liste besuchter Websites oder Apps leichter machen soll. Bis diese Kontrollfunktion in das Netzwerk eingebaut wird, soll es allerdings noch einige Monate dauern.