Auch Peter Kenny, Chef-Marktstratege des Brokerhauses Clearpool, äußert sich optimistisch: "Im Grunde steht Facebook für den Wandel im Einzelhandel, in sozialen Netzwerken und praktisch jedem Detail im Leben der Leute." Anleger fingen gerade erst an, den Wert dieser Plattform zu erkennen.
Vergangene Woche gab Facebook dank steigender Werbeeinnahmen auf Smartphones und Tablets einen 140-prozentigen Gewinnsprung bekannt. Daraufhin stieg die Aktie zeitweise auf ein Rekordhoch von 76,74 Dollar und der Börsenwert kratzte an der 200-Milliarden-Dollar-Marke. Mit aktuell rund 190 Milliarden Dollar ist Facebook in die Top 15 der wertvollsten im S&P-500 -Index gelisteten US-Unternehmen vorgestoßen. AT&T und Coca-Cola kommen jeweils nur auf etwa 180 Milliarden Dollar.
Kein anderes Unternehmen legte einen derartig rasanten Aufstieg hin. Apple - mit knapp 600 Milliarden Dollar Börsenwert der Primus im S&P 500 - brauchte mehr als 30 Jahre, um die Marke von 190 Milliarden Dollar zu überspringen. Der Suchmaschinen-Betreiber Google, der ähnlich wie Facebook sein Geld vor allem mit Online-Werbung verdient, übersprang diese Marke etwa fünf Jahre nach dem Börsendebüt. Facebook schaffte dies in gerade einmal zwei Jahren.
Dabei sah es zunächst nicht danach aus. Nach dem von technischen Pannen begleiteten Börsendebüt im Mai 2012 ging es mit der Aktie erst einmal steil abwärts. Es dauerte mehr als ein Jahr, bis der Kurs wieder den Ausgabepreis von 38 Dollar erreichte.
Auf Seite 2: ÜBERBEWERTET? JA, ABER...
ÜBERBEWERTET? JA, ABER...
Die Hausse der vergangenen Monate macht Facebook aber nicht nur zu einem der wertvollsten Unternehmen, sondern auch zu einem der am höchsten bewerteten. Nach Daten von Thomson Reuters StarMine ist das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) der Aktie 42. Das bedeutet, dass der Kurs 42 Mal so hoch ist wie der Gewinn je Aktie. Damit ist dieser Titel teurer als 90 Prozent aller von StarMine verfolgten Dividendenpapiere. Zum Vergleich: Das durchschnittliche KGV aller S&P-500-Titel liegt aktuell bei knapp 19. Die 30 Dax -Werte kommen auf gut 15.
Dennoch wagt kaum ein Anleger, gegen Facebook zu wetten. Dem Datenanbieter Markit zufolge sind lediglich 0,4 Prozent aller verfügbaren Papiere Teil sogenannter Leerverkäufe. Im August 2012 habe die Quote bei 80 Prozent gelegen. Bei diesen Deals leihen sich Investoren Aktien, um diese sofort wieder abzustoßen. Dabei spekulieren sie darauf, dass sie die Papiere bis zum Rückgabetermin billiger wieder zurückkaufen können.
Da bislang niemand am weiteren Ergebnis-Wachstum von Facebook zweifele, hielten sich Investoren trotz der Überbewertung mit Leerverkäufen zurück, erklärt Stephen Massocca, Geschäftsführer von Wedbush Equity Management. "Aber: Würde ich Facebook auf diesem Niveau kaufen?" Seine Antwort sei eindeutig, da er auf Unternehmen mit langfristigem Kurspotenzial setze. "Ich würde die Aktie nicht einmal mit der Kneifzange anfassen."
Reuters