Laut Gerüchten aus mehreren Quellen soll in Kürze von Facebook ein Whitepaper veröffentlicht werden, das eine ausführliche Beschreibung der Funktionsweise des geheimnisvollen Kryptowährungsprojekts enthält, das bei Facebook intern "Libra" genannt wird.
Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen sogenannten Stable Coin. So nennt man eine virtuelle Währung, die an ein oder mehrere Assets aus der "realen Welt" gekoppelt ist. Am meisten verbreitet sind Stable Coins, die direkt an große Währungen wie US-Dollar oder Euro gebunden sind. Die Wertentwicklung von Stable Coins hat keine Eigendynamik wie bei Bitcoin und Co, sondern bildet genau die Wertentwicklung des jeweiligen Assets ab. Deswegen sollte der Emittent der ausgegebenen Stable Coins auch die entsprechende Menge an realen Assets als Sicherheit hinterlegt haben. In der Vergangenheit erhoben sich bei der Kryptowährung Tether allerdings berechtigte Zweifel, ob diese wirklich komplett durch hinterlegte US-Dollar gedeckt ist.
Besonderheiten des Facebook-Coins
Es kursieren einige plausible Vermutungen zum oft auch GlobalCoin genannten Facebook-Coin. So soll er an mehrere globale Währungen gekoppelt werden. Er könnte damit ein Gegengewicht zu den staatlichen Währungen insbesondere in Entwicklungsländern werden, die unter einer schleichenden oder galoppierenden Entwertung leiden.
Angeblich soll die Facebook Foundation das Projekt leiten. Diese würde dadurch sehr mächtig und könnte sogar in die Funktion einer Zentralbank hineinwachsen. Teilweise wird auch spekuliert, dass es auf den Facebook-Coin Zinsen geben könnte. Denn das Geld müsste bei der amerikanischen Notenbank FED geparkt werden, die aktuell 2,35 Prozent Zinsen auf das bei ihr hinterlegte Geld von Partnerbanken zahlt. Würde Facebook dieses Geld dann nicht - zumindest teilweise - an die Coin-Inhaber auszahlen, könnte leicht ein Shitstorm losbrechen. Transaktionen mit dem Coin sollen umsonst sein.
Die Auswirkungen
Der Facebook-Coin hätte beträchtliche Implikationen bezüglich der realen Welt. Diskussionen um den Weg zur Facebook-Weltherrschaft würden zunehmen. Der GlobalCoin hätte das Zeug zu einer Art Weltreservewährung. Seriöse Schätzungen gehen derzeit von etwa 25 Millionen Bitcoin-Usern weltweit aus. Dagegen nähert sich die Zahl der Facebook-User der Marke von 2,5 Milliarden. Deswegen sollen auch große Zahlungsdienstleister wie Visa, Mastercard oder Paypal das Kryptoprojekt von Facebook unterstützen.
Nebenbei: Auswirkungen gäbe es auch auf die Facebook-Aktie. Der Coin könnte für Facebook neben dem Anzeigengeschäft zu einer völlig neuen Einnahmequelle werden. Ein Barclays-Analyst hat schon zusätzliche Einkünfte bis 2021 von bis zu 19 Milliarden Dollar prognostiziert.
Eine Konkurrenz zum Bitcoin - wie vielfach vermutet - würde der Facebook-Coin jedoch nicht. Im Gegenteil. Ein GlobalCoin könnte die Zahl der Bitcoin-User, die derzeit etwa bei einem Prozent der Facebook-User liegt, nach oben schnellen lassen. Denn der Facebook-Coin wird auch gegen die wichtigsten Kryptowährungen handelbar sein, allen voran Bitcoin.
Dadurch könnten viele Facebook-User, die bisher nichts mit Kryptowährungen zu tun hatten, dazu animiert werden, in Bitcoin und Co zu investieren. Dies könnte mittel- und längerfristig zu deutlichen Kursanstiegen des Bitcoin-Kurses führen.
Denn: Im Gegensatz zu Facebooks Global Coin ist das Angebot beim Bitcoin strikt limitiert. Eine Flucht von vielen Menschen aus ihren heimlich oder offen inflationierten oder reglementierten "realen" Währungen klappt deshalb mit dem GlobalCoin mit seiner Bindung an die traditionellen Währungen nicht. Mit dem Bitcoin dagegen schon - zu steigenden Preisen.