Doch ein wichtiger Faktor bleibt in der gesamten Wirtschaft letztlich Fachwissen. Und das muss ständig aktuell gehalten werden - egal ob in Technik, Medizin, Pharma, Recht, Steuern oder Rechnungswesen. Hierauf spezialisierte Medien und Infodienste sind daher in einem spannenden Markt aktiv. Der ist außerdem von einem hohen Anteil an Abonnements geprägt, denn viele der Informationen sind im beruflichen Kontext Pflichtlektüre. Zugleich sind die Anbieter selbst von der Digitalisierung betroffen. So stieg bei deutschen Fachmedien laut dem Verein Deutsche Fachpresse (DF) von 2010 bis 2015 der Anteil digitaler Medien von 13,1 auf 19,6 Prozent.
Im Gesundheitswesen untersuchte die Arbeitsgemeinschaft LA-MED die Mediennutzung der dort Beschäftigten. Dabei maßen etwa Klinikärzte Kongressen, dem Kollegengespräch sowie Fachzeitschriften auch für die Zukunft eine hohe Bedeutung zu. Als zum Teil mindestens genauso wichtig stuften sie aber Online-Datenbanken, Fachzeitschriften-Portale, Apps und Wissensportale ein. Für die deutsche Fachpresse allgemein sieht der DF-Sprecher Stefan Rühling, dass qualitativ hochwertige Inhalte gute Vertriebserlöse garantieren. "Zudem haben Fachmedienhäuser frühzeitig ihr Portfolio entsprechend der Kundenbedürfnisse erweitert und in digitale Medien und Geschäftsfelder diversifiziert, die nun Weiterentwicklung und Wachstum tragen", so Rühling. Dazu zählen etwa fach- und branchenspezifische Software und Systeme, über die Daten und Wissen in Entscheidungsprozesse, Forschung oder Weiterbildung einfließen können.
Anleger, die in dem Gebiet investieren wollen, müssen sich im Ausland nach geeigneten Aktien umsehen. Hier haben die entsprechenden großen Anbieter die Digitalisierung bereits weit vorangetrieben. So gibt etwa der niederländische Anbieter Wolters Kluwer für sein Digitalgeschäft einen Umsatzanteil von 73 Prozent an, bei einer Wachstumsrate von aktuell fünf Prozent. Der auch absolut schrumpfende Printbereich macht nur noch 14 Prozent aus. Das Unternehmen aus dem Leitindex AEX ist spezialisiert auf die Bereiche Gesundheitswesen, Steuern und Buchhaltung, Recht sowie Governance, Risiko und Compliance. Über 60 Prozent ihres Umsatzes erzielen die Niederländer in Nordamerika, den Rest überwiegend in Europa. In den vergangenen Jahren ist Wolters Kluwer insgesamt zwar langsam, aber profitabel gewachsen, und auch die Schuldenquote fuhr das Unternehmen zurück. Die letzten Halbjahreszahlen, die leicht über den Erwartungen der Analysten lagen, deuten auf eine weiter positive Entwicklung hin.
Der britisch-niederländische Medienkonzern RELX (früher bekannt als Reed Elsevier) hat mit über einem Drittel Umsatzanteil einen Schwerpunkt im Bereich Wissenschaft und Medizin, zu dem etwa die Medizinzeitschrift "The Lancet" gehört. Hinzu kommen Software und Systeme für Risiko- und Business-Analysen sowie die Geschäftszweige Recht und Messen. Zwar ist die Aufteilung zwischen Digital und Print bei RELX ähnlich wie bei Wolters Kluwer. Insbesondere durch die Messesparte wächst aber das sogenannte Face-to-face-Geschäft. Mit über 500 Ausstellungen und mehr als sieben Millionen Teilnehmern sieht RELX sich hier sogar als weltweite Nummer 1. Insgesamt ist RELX operativ zwar profitabler als Wolters Kluwer. Die Aktien der britischen und niederländischen Muttergesellschaften sind gemessen am KGV aber teurer.
Schwerpunkt Messen
Mit einer Akquisition will aktuell Informa die Marktposition insbesondere in den USA stärken. Dazu übernehmen die Briten das US-Unternehmen Penton und bauen damit die Bereiche Messen sowie Informations- und Analysesysteme aus. 2015 hatte die ohne Akquisitionen nur schwach wachsende Sparte für akademische Publikationen mit 37 Prozent Umsatzanteil noch stark dominiert. Auch Informa ist in allen Sparten profitabel. Von Brexit-Risiken ist das Unternehmen mit nur elf Prozent Umsatzanteil im Königreich kaum betroffen. Die Aktie ist inzwischen aber recht teuer.
Bekannteste Marke sowie Marktführer im B2B-Informationsgeschäft ist Thomson Reuters. Das Agenturgeschäft von Reuters News spielt bei den Kanadiern aber nur eine Nebenrolle. Vielmehr richtet sich das Unternehmen mit Informations-, Analyse- und Transaktionssystemen überwiegend an die Finanzbranche. Hinzu kommen die Sparten Recht sowie Steuern und Rechnungswesen. Getrennt hat sich Thomson Reuters dagegen gerade von seinem Bereich für Wissenschaft und intellektuelles Eigentum. Printprodukte sind im verbleibenden Geschäft fast unbedeutend. Aktuell befindet sich Thomson Reuters allerdings auf einem mühsamen Weg zurück zu mehr internem Wachstum. Die Kanadier bewegen sich auf profitablen Geschäftsfeldern, sodass der weitere Umbau gelingen kann. Ein Kauf ist die Aktie aber noch nicht.