Liebe Leserinnen und Leser,
eigentlich hatte ich bereits für heute eine Gegenbewegung wegen der sehr stark überverkauften Märkte erwartet. Aber offenbar ist der Fluchtreflex der Anleger größer als von mir erwartet. Es sieht so aus, als ob viele Anleger angesichts des Kursmassakers davon überzeugt sind, dass eine tiefe Rezession unausweichlich ist. Da zählt natürlich nicht das Argument, dass ein Markt deutlich überverkauft ist. Aber dennoch bin ich davon überzeugt, dass auch diesmal wieder blitzschnell die Leerverkäufer ihre Positionen eindecken und eine Bärenmarktrally einleiten werden.
Bedenklich stimmt mich, dass dem Bullenlager keine Gegenreaktion gelingt, und dass trotzdem keine richtige Panik aufkommen will. Denn meiner Meinung nach sollte ein wirklicher "Sell-Off" nicht nur von hohem Volumen, sondern auch von Angst begleitet sein, die ich aber noch nicht verspüren kann. Nun frage ich mich aber ob es sinnvoll ist, den Gedanken an eine Erholung aus einem extremen Zustand in den Normalzustand aufzuschieben, nur weil der Aktienmarkt noch stärker überverkauft ist als zuvor? Sicherlich nicht!
Vor etwa zwei Wochen habe ich in einer Point and Figure -Analyse darauf hingewiesen, dass der DAX in Richtung 8.500 Punkte unterwegs ist und lag damit tendenziell ganz ordentlich. Da das damalige Kursziel der P & F Technik nun praktisch abgearbeitet ist, ist nun die Zeit gekommen zu überlegen, für welche Richtung die Börsen sich in den kommenden Wochen entscheiden könnten.
Da nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch die Wechselkurse und Rohstoffe eine Menge Druck abgelassen haben, sollte man sich als besonnener Anleger ganz allmählich eine "Einkaufsliste" mit ausgebombten zyklischen Titeln überlegen. Vielleicht denken Sie nun, dazu wäre es aus technischer Sicht noch viel zu früh. Grundsätzlich und bei ausschließlicher Betrachtung der äußeren Charts mögen Sie sicherlich Recht haben. Falls Sie aber wie ich der Meinung sind, dass wir weder in eine vergleichbare Finanzkrise wie 2008 noch in eine ernste Rezession geraten, dann empfehle ich Ihnen, die folgenden Charts ernsthaft zu betrachten.
Auf Seite 2: S & P 500 fällt auf Unterstützungsniveau
S & P 500 fällt auf Unterstützungsniveau
Wer heute die traditionellen Kerzencharts betrachtet, wird wenig Hoffnung für die Seite der Käufer schöpfen können. Zu deutlich sind wir unter die 200-Tage-Linie gefallen uns zu sehr erinnern die Charts an ein gefährliches Doppel-Top. Daher zeige ich Ihnen heute den wichtigsten US Aktienindex als besonnenen P & F Chart, der sich auf das Ergebnis des Kampfes zwischen Angebot und Nachfrage konzentriert.
Natürlich erkennen Sie auch hier die Gipfelbildung im Umfeld der wichtigen Marke bei 2.000 Punkten und das massive Verkaufssignal bei 1.930. Trotzdem wird aber deutlich, dass der allgemeine Aufwärtstrend, gemessen an der positiven Unterstützungsgeraden, noch völlig intakt ist. Wichtig ist auch zu wissen, dass Verkaufssignale oberhalb dieser Geraden eine geringere Wirkung haben als solche, die sich unterhalb davon ereignen. Nun kommt es darauf an, ob die Bullen in der Lage sind, die sehr wichtige Unterstützungsgerade zu verteidigen. Aus zwei Gründen betrachte ich die Chance dafür als recht hoch. Einerseits zieht auch in einem gesunden Aufwärtstrend diese Gerade den Kurs regelmässig magisch an. Dies ist sogar der Normalfall und nicht die Ausnahme. Ungewöhnlich ist hingegen eine große Entfernung des Kurses von der Unterstützungsgerade, wie wir es in den vergangenen Monaten gesehen haben. Eine schmerzhafte Korrektur von Zeit zu Zeit ist also sogar positiv und notwendig, um neue Käufer anzulocken.
Aber es gibt einen weiteren Grund, warum das gegenwärtige Niveau des S & P 500 Index von 1.830 sehr aussichtsreich für eine Gegenbewegung ist. Hier befindet sich zum einen das bisherige Projektionsziel, welches häufig erreicht wird bevor sich der Kurs neu orientiert. Ebenfalls befinden wir uns nun auch in der Umgebung des Zwischenhochs zum Jahresbeginn, welches eine gute Unterstützung darstellt. Möglicherweise hat sich in den vergangenen Tagen der Kursdruck auch verstärkt, da institutionelle Anleger die bisherige Performance des Jahres schützen wollten. Da wir nun auf dem Niveau von Anfang Januar notieren, existiert dieses Verkaufsargument jetzt nicht mehr.
Ich will die kritische Situation hier nicht schönreden, Ihnen aber verdeutlichen, dass die Korrektur blitzschnell ein nahezu ideales Niveau für eine heftige Gegenbewegung erreicht hat. Ob diese dauerhaft oder nur ein Strohfeuer sein wird, kann natürlich erst später beurteilt werden.
Auf Seite 3: Der innere Markt
Der innere Markt
Der von mir beobachtete innere Markt gibt ein sehr differenziertes Bild. Auf der einen Seite zeigt der wichtigste Risikoindikator, der NYSE Bullish Percent, ganz eindeutig mittelfristig auf das Bärenlager. Demnach gehört die defensive Mannschaft auf das Spielfeld und wir sollten darauf achten, dass uns "Mister Market" nicht zu viele Punkte abknöpft.
Auf der anderen Seite aber deutet der kurzfristig relevante 50-Tage-Indikator auf die große Chance einer systematischen Gegenbewegung.
Wie Sie sich erinnern, zeigt dieser Indikator die Relation der Aktien an der New Yorker Börse, die oberhalb ihrer wichtigen Unterstützung der 50 -Tage- Linie handeln. Mittlerweile handeln wir tief in der unteren extremen Zone, die bei 30 % beginnt. Bitte beachten Sie aber, dass auch dieser Indikator eine Weile im überverkauften Bereich ausharren kann. Daher ergeben sich die guten Gelegenheiten erst, sobald wir in einer positiven X- Achse den kritischen Bereich von 30 % von unten nach oben durchstoßen. Trotzdem gehe ich aber davon aus, dass das Risiko nun kurzfristig recht gering ist - obwohl sich genau jetzt die Medien mit negativen Schlagzeilen überschlagen.
Der Grundstein für eine baldige Gegenbewegung scheint mir gelegt, da auch in der gegenwärtigen Krisensituation die Aktienmärkte ihr bekanntes Schema beibehalten und immer wieder in ihren "normalen" Zustand zurück schnellen werden. Dies ist insofern nicht ungewöhnlich, da sich die Gewohnheiten der Menschen nicht ändern werden. Auch in diesen Tagen werden wir Anleger vielmehr von Angst und Gier als von unserem gesunden Menschenverstand getrieben.
Auf Seite 4: Relation der gehandelten Titel oberhalb der 50-Tage-Linie
Relation der gehandelten Titel oberhalb der 50-Tage-Linie
Auch wenn man es hier wegen der zu kurzen Zeitachse nicht erkennt, handeln wir auf dem tiefstem Stand seit dem Sommer 2012, also dem Höhepunkt der europäischen Staatsschuldenkrise. Gemessen an dieser Systematik sind die Märkte also mehr als fällig für eine deutliche Gegenbewegung - auch wenn es dafür aus heutiger Sicht keinen Anlass gibt. Dies aber wiederum ist der "normale Wahnsinn" der Börse und die jeweiligen Gründe bekommen wir wie üblich demnächst von der Presse nachgereicht.
Auf Seite 5: Volatilität schnellt nach oben
Volatilität schnellt nach oben
In den vergangenen Tagen ist die Volatilität, die auch als das Angstbarometer der Börsianer bezeichnet wird, förmlich explodiert. In wenigen Wochen hat sich die Schwankung der Aktienkurse verdreifacht und befindet sich heute auf einem Niveau, welches seit fast drei Jahren nicht mehr gesehen wurde.
Vordergründig ist die Verdreifachung der impliziten Schwankung der Aktienkurse nicht positiv. Aber auch hier gilt, dass der gezeigte "Vola-Spike" mit Sicherheit nicht lange bestehen bleiben und sich wieder abbauen wird.
Bitte beachten Sie auch, dass der Anstieg der Volatilität an Dynamik verliert. Mittlerweile hat sich ein "Abendstern" gebildet, der von einem negativen Kerzenkörper bestätigt wurde. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich mindestens kurzfristig die Volatilität der verringert als vergrößert. Dies wiederum wäre ein Zeichen für eine bald beginnende Bärenmarktrally.
Obwohl kein ehrlicher Analyst vorhersehen kann, wo genau sich das Ende dieser Fahnenstange befindet, ist die Überlegung dahinter die folgende: gute Kaufgelegenheiten ergeben sich, wenn die Nervosität hoch und die Kurse gedrückt sind. Die außergewöhnliche Überhitzung der markttechnischen Indikatoren MACD und RSI deutet darauf hin, dass sich die Volatilität in den nächsten Tagen eher ab- als aufbauen wird. Auch diese Grafik deutet also auf eine baldige Gegenbewegung der Aktienkurse.
Auf Seite 6: DAX scheitert nach erstem Stabilisierungsversuch
DAX scheitert nach erstem Stabilisierungsversuch
Gerade in dieser stürmischen Zeit lohnt der Blick auf den besonnenen P & F Chart, der sich systematisch auf das Ergebnis des Kampfes zwischen Angebot und Nachfrage konzentriert.
Deutlich erkennen Sie im Chart, wie ohne größere Gegenwehr der Käufer die Unterstützungsgerade bei etwa 9.200 Punkten förmlich überrannt wurde, nachdem vorab schon zwei bedeutende Verkaufssignale bei 9.000 und 9.600 Punkten ausgelöst wurden.
Wieder einmal macht es der deutsche DAX besonders gründlich und hat die ersten beiden Erholungsversuche glattweg verweigert. Ganz im Gegenteil sogar ist er von unten bis an sein neues Widerstandsniveau bei 8.850 herangelaufen, nur um dort wieder nach unten abzudrehen. Kein Wunder, dass das jüngste Verkaufssignal bei 8.700 Punkten kein gutes Bild der Verfassung des Bullenlagers abgibt.
Falls auf jetzigem Niveau von 8.400 Punkten die Bullen es nicht schaffen sollten, eine Gegenbewegung zu organisieren, wäre dies ein wirklich negatives Zeichen und würde die fehlende Motivation der Käufer unterstreichen. Dann müsste umgekehrt mit einem Test der runden Marke von 8.000 gerechnet werden. Wie ein Damoklesschwert schwebt über uns allerdings das Projektionsziel der P & F Technik bei unglaublichen 7.500 Punkten. Dieses wurde nämlich wegen der starken Dynamik der Abwärtsbewegung deutlich nach unten geschraubt.
Allerdings kann ich mir dies fundamental und wegen der mangelnden Attraktivität des Rentenmarktes nur sehr schwer vorstellen. Auf jeden Fall aber sollten Sie aber übergeordnet auch wegen des schwachen NYSE Bullish Percent auf der Hut bleiben - obwohl ich nun zunächst auf eine Erholung tippe.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Klaus Buhl