Chart 1 - Intradaychart auf Ein-Stunden-Basis
Schon gestern wiesen wir darauf hin, dass nach sechs Tagen im Plus die Chancen für einen weiteren positiven Handelstag extrem gering sind. Dabei handelte es sich nicht nur um ein Bauchgefühl: Mit dem selten hohen Abstand zum Monatsmittelkurs (21-Tage-Linie) und dem Anstieg auf das von zahlreichen Wendepunkten geprägte Niveau knapp über der 9800er-Marke war die Gefahr einer Atempause des Marktes hoch.
Nachdem der DAX am Dienstag trotz dieser Widrigkeiten weiter gekauft wurde, ist das Risiko von Gewinnmitnahmen heute natürlich noch einmal exorbitant gestiegen. Seit dem Zwischentief vom 16. Oktober hat der Index nun 1567 Punkte hinzu gewonnen - das sind 18,75 Prozent Plus in 1,3 Monaten. Zugegeben, letztendlich hat der DAX damit nur den im September gestarteten Kurseinbruch wieder aufgeholt und notiert nun wieder leicht über dem Niveau, das er bereits Anfang Januar erreicht hatte.
Doch beeindruckend ist vor allem das Tempo der aktuellen Rally - zuletzt zeigte sich eine vergleichbar schnelle und steile Erholung im Herbst 2011, damals crashte der DAX aber zuvor auch um gut ein Drittel seines Wertes, und hatte entsprechend großes Aufholpotenzial. Mittel- bis langfristig ist die aktuelle Entwicklung ein gutes Zeichen, da sie die Bereitschaft der Marktteilnehmer in den Index zu investieren zeigt. Kurzfristig lässt sich eine Rally aber nicht mehr ohne eine Pause bis Weihnachten durchhalten. Wenn vergleichbare Anstiege nur drei oder vier Mal in Extremphasen der vergangenen zehn Jahre zu finden sind, ist die Wahrscheinlichkeit für ein weiteres Plus nun objektiv betrachtet sehr gering.
Die 10.000er-Marke dürfte daher heute nur mit einer sehr geringen Chance fallen, auch wenn eine Zone mit stärkerem Verkaufsinteresse erst nahe am Allzeithoch bei 10.030/10.050 Punkten erkennbar wird. Und selbst wenn es dazu kommt, wird der Markt spätestens dort stagnieren. Für Anleger ist die nur geringe Reststrecke an dieses Kursziel das vergleichbar dazu hohe Risiko nicht wert. Korrekturen sollten vor einem Neueinstieg auf der Long-Seite oder dem Aufstocken von Positionen abgewartet werden. Interessanter ist der Blick nach Süden, wo bei 9830/40 Punkten im Ein-Minuten-Chart eine Kaufzone erkennbar ist, ebenso bei 9810/20 und 9780/90 Zählern.
Das Realisieren von Profiten in diese Zielbereiche ist das Mindeste, womit Anleger rechnen sollten. Im Stundenchart ist dann die Zone um 9500 (200-Tage-Durchschnittskurs) und 9600 Punkten das erste markantere Areal im Chart, an dem eine erhöhte Nachfrage zu erwarten ist. Sollte der DAX vor dem nächsten Aufwärtsimpuls noch einmal so weit zurück fallen, bietet sich hier eine interessante zweite Kaufgelegenheit, um in den laufenden kurzfristigen Aufwärtstrend hinein zu kommen.
Chart 2 Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.
Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Nach der Rückeroberung der 200-Tage-Linie ist nun der Bereich um 9720/9891 Punkte die nächste Orientierungsmarke. Hier liegen seit Jahresbeginn mehrere Wendepunkte und Zwischenhochs im Chart. Ein Ausbruch nach oben würde einen Anstieg bis 10.030/10.050 wahrscheinlich machen, wo im Sommer um das Allzeithoch wiederholt Verkäufe aufgetreten waren. Prallt der Index dagegen ab, ist im Tageschart bei rund 8820/8900 Punkten ein Areal mit häufiger Nachfrage erkennbar. Doch Rückschläge in diesem Ausmaß sind aus heutiger Sicht das deutlich unwahrscheinlichere Szenario.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
www.index-radar.de