Gewaltige Heckflossen und blinkender Chrom-Zierrat - bereits in den 50er Jahren träumte man davon, sich einfach ins Auto setzen zu und ans Ziel bringen zu lassen. Ohne Kartenstudium, ohne stete Konzentration auf den Straßenverkehr. Damals war es eine Vision. Und heute? Ein offenbar realistisches Ziel. Eine Reise, bei der auch Investoren mit von der Partie sein können.

"Ob wir es mögen oder nicht - langsam, aber sicher übernehmen die Roboter den Job des Autofahrers", hieß es bereits 1958 in der Zeitschrift Popular Science, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Damals ging es um Tempomaten und ähnliche Assistenzsysteme. Heute ist die Technik deutlich weiter. 2005 zum Beispiel durchquerte ein Geländewagen von Volkswagen (VW) die amerikanische Mojave-Wüste. Ohne Fahrer. Automatisches Einparken gehört inzwischen für etliche Fahrzeuge zum Standard. Und das dürfte erst der Beginn einer weitreichenden Entwicklung markieren, an deren Ende das autonome Fahren steht. Das bringt einige Vorteile mit sich.

Offenkundigster Profiteur ist der Fahrer: Er kann sich zurücklehnen und hat Zeit für anderes. Sich auf einen Geschäftstermin vorbereiten etwa oder einfach Entspannen. Quasi einsteigen, abfahren, abschalten. Aber auch der Verkehrsfluss verbessert sich. Weil Computer schneller reagieren als Menschen, können Unfälle und damit Staus vermieden werden. Und das wiederum könnte die Kosten des Transports reduzieren.

Eine technologische Herkules-Aufgabe, denn das Auto muss dann erledigen, was bislang der Fahrer leistete: Mit den Witterungseinflüssen zurechtkommen, mit dem Zustand der Straßen, den Verkehr und das Umfeld im Auge behalten. Vor allem die anderen Autos und deren Verhalten: Bremsen, Beschleunigen, Abbiegen und dazu Regelverstöße einkalkulieren. Das alles soll der Computer übernehmen?

Dazu ist eine erhebliche Rechenleistung erforderlich. Volvo beispielsweise will bei einem Flottenversuch in diesem Jahr eine Computer-Plattform einsetzen, so rechenstark wie 150 Apple MacBook Pro. Und BMW plant allein 2017 die Einstellung von 500 IT-Experten, die auf künstliche Intelligenz spezialisiert sind. Das dürfte deutlich machen, dass längst nicht nur die klassischen Fahrzeughersteller zu den Nutznießern dieser Entwicklung gehören. Auch Tech-Giganten aus dem Silicon Valley arbeiten am fahrerlosen Auto. Google zum Beispiel kooperiert dazu mit Fiat Chrysler, Toyota bald möglicherweise mit Honda.



Aber auch die Halbleiterindustrie dürfte von einer steigenden Chip-Nachfrage profitieren. Zwischen 2017 und 2025, so zeigen Hochrechnungen, soll allein dieser Sektor jährlich um 60 Prozent zulegen.



Zwei Hindernisse voraus



Auch die Kunden scheinen mitzuziehen. Eine Studie belegt, dass von 2000 befragten Amerikanern mehr als drei Viertel immerhin darüber nachdenken würden, so ein selbstfahrendes Auto zu kaufen. Einen "Game-Changer" nennt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) daher die autonomen Fahrzeuge in einem Positionspapier aus dem Jahr 2015. Denn sie verwischen die klassischen Grenzen zwischen den Verkehrssystemen. Immerhin kann das selbstfahrende Fahrzeug alles sein: Taxi, Bus oder auch Privatfahrzeug.

Noch allerdings liegen vor allem zwei Hindernisse auf dem Weg zur fahrerlosen Zukunft des Straßenverkehrs. Zum einen ist es der Preis. Denn beispielsweise sind die entsprechenden Sensoren derzeit noch teuer. Deshalb dürfte die neue Technologie von oben nach unten eingeführt werden, mutmaßen Branchenexperten, vom Luxuswagen hin zum Lastesel. Zum anderen gibt es aber auch zahlreiche politische Vorgaben. Immerhin sind selbstfahrende Autos im Straßenverkehr noch längst nicht überall erlaubt.

Genau diese Gemengelage macht entsprechende Werte zum Zeitgeist-Investment. Denn die technologische und soziale Entwicklung dürfte dafür sorgen, dass selbstfahrende Autos eine Selbstverständlichkeit sind. Früher oder später. Gut für Investoren, die das Thema frühzeitig aufgreifen. Die klassischen Autohersteller sind dabei weniger die Profiteure, sondern jene Unternehmen, die zum Beispiel die Halbleitertechnologie bereitstellen.



Fazit: Die autonomen Fahrzeuge kommen - doch wer kommt mit? Aus Investorensicht nicht zwingend die Autohersteller, sondern vor allem Unternehmen, die wichtiges Zubehör für diese neue Art der Fortbewegung liefern.

Das autonome Fahren wird Teil einer Revolution bei öffentlichen Investitionen sein. Die ersten Einsätze selbstfahrender Autos könnten öffentliche Verkehrsmittel in den Innenstädten sein, oder auch Müllfahrzeuge, die ganz ohne Fahrer den Müll aus den Vororten abholen.
Valérie Plagnol


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