Familienunternehmen sind die Eckpfeiler der meisten Volkswirtschaften, werden als wirtschaftliches Phänomen aber nur unzureichend vom Research abgedeckt. Das Credit Suisse Research Institute hat sich diesem Ungleichgewicht angenommen und zahlreiche Gründe ermittelt, warum familiengeführte Unternehmen in der Regel so erfolgreich und somit aus Anlegersicht attraktiv sind.

Das Research des Credit Suisse Research Institutes zu Familienunternehmen weltweit reicht bis 2008 zurück. Dabei definiert man familiengeführte Unternehmen als Firmen, bei denen die Gründer oder deren Nachkommen eine direkte Beteiligung von mindestens 20 Prozent halten oder mindestens 20 Prozent der Stimmrechte auf sich vereinen. Der CS Family 1000 Report, der erstmals 2017 veröffentlicht und kürzlich aktualisiert wurde, basiert auf einer Datenbank aus 1000 börsennotierten Familienunternehmen. Dieses breite Universum erstreckt sich um den gesamten Globus, wobei 40 Prozent der Unternehmen in Asien angesiedelt sind.

Das hervorstechende Merkmal familiengeführter Unternehmen ist deren Performance. Die Analysten bei der Schweizer Großbank haben festgestellt, dass Unternehmen in Familienbesitz in allen Regionen überdurchschnittlich abgeschnitten haben. Dabei finden sich die Familienunternehmen mit der besten Wertentwicklung seit 2006 in Deutschland, Italien, China und Indien. Die jüngsten Erkenntnisse verdeutlichen, dass die Unternehmen im beobachteten Universum die breiteren Aktienmärkte jährlich im Schnitt um 340 Basispunkte pro Jahr und 2017 sogar um 724 Basispunkte übertroffen haben.

Gestützt wird dieser Trend durch die Tatsache, dass familiengeführte Unternehmen auch aus finanzieller Sicht besser abschneiden als Nicht-Familienunternehmen. Das Wachstum des Umsatzes und des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte (EBITDA) fällt stärker, die EBITDA-Margen höher, die Cashflow-Erträge besser und die Verschuldung moderater aus. Darüber hinaus deutet eine Stil- und Bonitätsanalyse des verfolgten Universums auf eine starke Tendenz in Richtung Qualität hin. Zudem erfolgt die Finanzierung organischer und scheinen Unternehmen in Familienbesitz in Bezug auf ihre Geschäftsentwicklung einen konservativeren langfristigen Schwerpunkt zu setzen: Sie weisen höhere Investitionsausgaben und ein stärkeres Asset-Wachstum auf und stützen sich bei der Erwirtschaftung von Aktionärserträgen weniger auf Aktienrückkäufe.

Familiengeführte Unternehmen scheinen auch Innovationen einen größeren Stellenwert beizumessen, da die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) höher ausfallen. Die F&E-Finanzierung gestaltet sich für Familienunternehmen einfacher, da sie geringere Ausschüttungsquoten aufweisen. Vergleicht man das Wachstum und die Cashflow-Erträge nach Sektor und Größe (Small versus Large Caps), so wird deutlich, dass der «Familienfaktor» ein weitgehend universelles Phänomen darstellt und tatsächlich erkennbar ist. Auf den nachfolgenden Seiten stellen wir fünf von der Credit Suisse als kaufenswert eingestufte Aktien von Familiengesellschaften aus Europa und China vor.

Auf Seite 2: Bouygues





Bouygues-Aktie



Als interessantes Familienunternehmen stellt die Credit Suisse Bouygues heraus. Das Kursziel für das französische Konglomerat bewegt sich im Zuge einer bestehenden Kaufempfehlung bei 45,00 Euro. Das heißt, bei einem aktuellen Kurs von 37,50 Euro ergibt sich ein Aufwärtspotenzial von 20 Prozent. Das KGV für 2018 wird auf 13,6 taxiert und die Dividendenrendite auf 4,4 Prozent.

Wie es heißt, zählt die Gesellschaft zu den beliebtesten Familienunternehmen, die man abdeckt. Die Hauptaktionäre des Unternehmens sind Martin und Oliver Bouygues, die 21 Prozent über die Holdinggesellschaft SCDM halten sowie Mitarbeiter. Als Mischkonzern seien hier die wichtigsten Kurstreiber für die Aktie das Baugewerbe (Nummer eins in der Bauindustrie weltweit) und das Telekommunikationsgeschäft in Frankreich.

Das Baugeschäft sollte sich allmählich verbessern, da das Unternehmen von großen nordamerikanischen Infrastrukturplänen und von hochwertigen "Smart City"-Aufträgen wie "Grand Paris" profitiere. Die Rentabilität in der Telekommunikation dürfte sich aufgrund der starken Dynamik im Mobilfunkgeschäft verbessern, wo Bouygues dank seiner Servicequalität auf Platz zwei vorgedrungen ist und in der Vergangenheit die schlechteste Netzqualität hatte.

Nach einem auch saisonal bedingt schwachen ersten Quartal sei der Bericht zum zweiten Quartal aus Sicht der Credit Suisse als sehr solide einzustufen gewesen, was insbesondere den Fortschritt der Bouygues-Strategie im Bau- und Telekommunikationsgeschäft zu verdanken gewesen sei. Hier hätten sich jeweils die erwarteten Verbesserungen eingestellt.

Ein gewisses Aufwärtspotenzial für den Kurs wittert man auch für den Fall, sobald die Konsolidierung in der Telekommunikation auch wieder in Frankreich um sich greift. Dazu könnte es eventuell schon in naher Zukunft kommen, da die Regulierungsbehörde in jüngster Zeit eine nachsichtigere Politik bei der Beurteilung von Übernahmeaktivitäten verfolge. Bouygues werde jedenfalls bereits als Übernahmeziel für größere Spieler wie Orange angesehen. Berichte deutete aber auch darauf hin, dass Bouygues Anfang dieses Jahres selbst versucht hat, das französische Geschäft SFR von Altice zu übernehmen. Die Credit Suise stuft Bouygues als Begünstigten der Konsolidierung angesichts der erheblichen Synergien und Rationalisierungen auf dem französischen Telekommunikationsmarkt ein und hat deswegen den Titel auch in die hauseigene M&A 15-Liste aufgenommen.

Charttechnik





Die Aktien von Bouygues mussten die von März 2003 bis Oktober 2007 eingefahrenen Gewinne anschließend bis Ende 2012 fast wieder komplett abgeben. Danach konnte sich die Notiz begleitet von volatilen Ausschlägen bis Oktober 2017 von 17,60 Euro auf 66,26 Euro nach oben arbeiten. Doch seitdem geht es wieder bergab und der dabei aufgebaute mittelfristige Abwärtstrend ist weiter intakt.

Profil



Bouygues SA ist eine Unternehmensgruppe, die in der Baubranche, im Bereich Medien und in der Telekommunikation international tätig ist. Die Geschäftsaktivitäten des Konzerns sind die Sektoren Bau mit den Bereichen Bouygues Construction, Bouygues Immobilier und Colas, Telekom mit Bouygues Telecom und Medien mit TF1 strukturiert. Im Weiteren hält die Gruppe eine Beteiligung von 28.30 Prozent an Alstom, einem weltweit tätigem Konzern im Energie- und Transportbereich. Über Bouygues Construction wird eine umfassende Palette an Dienstleistungen von der Bauanalyse, dem finanziellen und technischen Engineering über die Projektentwicklung und Konstruktion bis hin zur Instandhaltung und Wartung der Projekte angeboten.

Das eigene Immobilienportfolio der Gesellschaft mit Wohn- und Gewerbeimmobilien wird über die Tochtergesellschaft Bouygues Immobilier bewirtschaftet. Die TF1 Gruppe ist für den Bereich Medien zuständig und betreibt die frei empfangbaren Kanäle TF1, TMC, NT1, HD1 und LCI wie auch kostenpflichtige Themenkanäle. Bouygues Telecom ist als Mobilfunkanbieter und Internetserviceprovider aktiv und offeriert an Privatpersonen und Unternehmen eine breite Palette von Breitband-Dienstleistungen. Der Konzern ist weltweit in mehr als 100 Ländern präsent und hat seinen Hauptsitz in Paris, Frankreich.

Auf Seite 3: Pernod-Ricard





Pernod-Ricard-Aktie



Mit den Aktien von Pernod-Ricard streicht die Credit Suisse neben Bouygues einen weiteren Titel aus Frankreich als besonders interessant unter den börsennotierten Familienunternehmen heraus. Die Kaufempfehlung für den Spirituosenkonzern ist mit einem Kursziel von 153,00 Euro versehen. Das heißt, bei einer aktuellen Notiz von 138,45 Euro hat dieser Titel theoretisch 10,5 Prozent Luft nach oben. Wobei auch noch eine geschätzte Dividendenrendite von gut zwei Prozent hinzukommt.

Ganz allgemein heißt es zu Pernod-Ricard, es handele sich hierbei um ein Familienunternehmen, das noch immer von der Gründerfamilie geführt werde und seit 1975 schon von verschiedenen Generationen geleitet worden sei. Das Geschäft sei durch den Erwerb von Spirituosenanlagen aufgebaut worden, die hohe Eintrittsbarrieren aufweisen. So sei etwa viel Kapital nötig, um die Spirituosenbestande reifen können zu lassen.

Das Unternehmen werde konservativ geführt und biete ein starkes organisches Wachstum sowie hervorragende Renditen. Pernod-Ricard sei mit Blick auf dem im Getränkesektor zu beobachtenden Trend hin zu Premiummarken gut aufgestellt, wobei das insbesondere auch für die Schwellenländer gelte.

Was die Geschäfte angehe, habe die Gesellschaft zuletzt ein organisches Wachstum am oberen Ende des mittelfristig angestrebten Zuwachses im mittleren einstelligen Prozentbereich erzielt. Das Wachstumsprofil sei dabei viel breiter angelegt, als es der Markt diesem Wert zugestehe. In diesem Zusammenhang sei auch zu beachten, dass viele der organisatorischen Veränderungen und Markteinführungen der vergangenen Jahre jetzt erste Früchte tragen würden. Ebenfalls wichtig: Zum ersten Mal seit vielen Jahren sei das Geschäft in den USA (dem größten und profitabelsten Geschäft) wieder im Einklang mit dem Markt gewaschen.

Das Verhältnis von Nettoverschuldung zum EBITDA bewege sich bei dem 2,6-fachen, was dem niedrigsten Wert seit über einem Jahrzehnt entspreche. Dadurch dürfte Pernod in der Lage sein, auch größere M&A-Transaktionen durchzuführen. Allerdings hat sich CEO Alex Ricard dazu verpflichtet, keine überhöhten Zahlungen für Deals zu leisten und auch in der Vergangenheit finanzielle Disziplin bewiesen. Das geschätzte KGV von rund 22 für 2019 bewege sich leicht über dem Schnitt für Aktien aus dem Bereich Nahrungsmittel. Doch die zu erwarteten Verbesserungen auf der Ergebnisseite würde eine Neubewertung rechtfertigen, heißt es.

Charttechnik



Die Aktien von Pernod-Ricard können langfristig mit einer Wertentwicklung aufwarten, wie man sie allgemein von Familienunternehmen erwartet. Ist der Kurs doch von Januar 1988 bis Juni 2018 von 4,32 Euro auf 147,25 Euro gestiegen. In den vergangenen Monaten hat sich zwar eine Konsolidierung breit gemacht. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat es der Titel aber immer wieder geschafft, nach solchen Verschnaufpause wieder anzuziehen. Auch die jüngste Bewegung ist derzeit noch als trendbestätigend einzustufen, weil noch kein nachhaltiger Chartschaden angerichtet wurde.



Profil



Pernod Ricard ist eine Unternehmensgruppe, die in der Produktion und im Verkauf von Weinen und Spirituosen international tätig ist. Das umfangreiche Spirituosensortiment beinhaltet Whiskey, Rum, weisse Branntweine, Anisprodukte, Liköre, Cognac, Brandy und Magenbitter. Zu den bekanntesten nationalen und internationalen Marken zählen Ballantine’s, Chivas Regal, Jameson, The Glenlivet, ABSOLUT, Beefeater, Havana Club, Ricard, Pernod, Malibu, Kahlúa, Martell, Suze, Amaro und Ramazzotti.

Zusätzlich produziert und handelt Pernod Ricard mit Weinen und Champagners unter den Marken wie Jacob’s Creek, Montana, Mumm und Perrier-Jouët. Hauptabsatzmärkte sind die Vereinigten Staaten und Europa. Mit über 100 Produktionsstätten und Niederlassungen ist der Konzern international präsent. Pernod Ricard entstand 1974 durch den Zusammenschluss von Pernod und Ricard und hat seinen Hauptsitz in Paris, Frankreich.

Auf Seite 4: Easyjet





Easyjet-Aktie



Bei der britischen Billigfluggesellschaft Easyjet rät die Credit Suisse ebenfalls zum Kauf. Das Kursziel für das noch immer von Gründer Sir Stelios Haji-Ioannou und dessen Familie dominierten Unternehmens ist auf 20,59 Pfund festgezurrt. Das heißt, für eine Zielerreichung müsste dieser FTSE 100 Index-Vertreter bei einer aktuellen Notiz von 13,615 Pfund um 33,9 Prozent zulegen.

Die Credit Suisse sieht in EasyJet einen strukturellen Gewinner auf dem europäischen Kurzstreckenmarkt. Die Gesellschaft profitiere derzeit davon, dass die Konkurrenten Air Berlin und Monarch aus dem Markt ausgeschieden seien. Das Unternehmen konzentriere sich diszipliniert auf die Steigerung der Renditen aus einem hochwertigen Netzwerk von weitgehend primären Flughäfen und fokussiere sich dabei darauf, seine Position als Nr. 1 oder Nr. 2 an seinen wichtigsten Standorten aufrechtzuerhalten.

Die Gesellschaft habe eine nachgewiesen gute Erfolgsbilanz bei der Optimierung von Renditen zu bieten und nach Meinung der zuständigen Analysten sollte Easyjet weiterhin in der Lage sein. Marktanteile zu gewinnen, indem man die Kapazitäten um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz ausbaut. Beim angestrebten Volumenwachstum sei die Margenentwicklung entscheidend für die Fähigkeit, Barmittel an die Aktionäre auszuschütten.

Zu den Hauptrisiken zählten ein Überangebot auf dem europäischen Kurzstreckenmarkt, da Low Cost Carrier Wachstumsstrategien verfolgen. Hinzu kämen durch den Brexit regulatorische Risiken für die aus dem Vereinigten Königreich heraus angebotenen Dienste innerhalb der EU. Die Investitions- und Treibstoffkosten fallen auf Dollar-Basis an und dadurch sind die Kursbewegungen der Parität von Pfund/Dollar entscheidend.

Die Anlagestory bestehe hier aus einer günstigen Wettbewerbsposition und der vorhandenen Fähigkeit zur Selbsthilfe unter einem erneuerten Managementteam. Die Fokussierung auf die Steigerung der Einnahmen durch Urlauber, Geschäftsreisende und Loyalitätsprogramme könne allerdings einige Jahre benötigen, um signifikante Früchte zu tragen. Als nächster wichtiger Kurskatalysator sei wichtig, was die Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2017/18 am 20. November bringen. Die Aktie handele gemessen an den Schätzungen für 2019 mit einem Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDAR von 5,5 sowie mit einem KGV von 9,3.

Charttechnik



So wie das für einen Vertreter aus diesem volatilen Geschäftssegment meist üblich ist, weist der Chart von Easyjet volatile Kursausschläge auf. Von September 2004 bis April 2015 gelang es aber, den Kurs von 1,18 Euro auf 19,15 Euro deutlich nach oben zu schrauben. Das letztgenannte Datum zeigt aber auch, dass es seit geraumer Zeit nicht mehr weiter aufwärts geht. Vielmehr hat sich in den vergangenen Jahren ein breiter Seitwärtstrend entfaltet, der auch weiterhin intakt ist, wobei für die vergangenen Monate sogar ein Abwärtstrend zu konstatieren ist, der ebenfalls Bestand hat.



Profil



EasyJet plc ist eine europäische Fluggesellschaft, die auf Billigflüge spezialisiert ist. Mit einer Flotte von über 250 Airbus Flugzeugen fliegt EasyJet auf über 800 Routen in mehr als 30 Ländern und transportiert jährlich mehr als 70 Millionen Passagiere. Die preisgünstigen Flugangebote des Unternehmens basieren auf Kostenreduzierungen und maximale Flugzeugauslastung wie der Verzicht auf kostenlose Bordverpflegung, engere Flugzeugbestuhlung und einem Verkauf der Flugtickets direkt über das Internet.

EasyJet legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und investiert ständig in die neusten Technologien. Durch seine hohe Sitzplatzauslastung liegt der Carbon Footprint pro Passagier unter dem Wert von traditionellen Fluggesellschaften. EasyJet plc wurde 1995 von Sir Stelios Haji-Ioannou gegründet und hat seinen Hauptsitz in London, Großbritannien.

Auf Seite 5: Anta Sports Products





Anta Sports Products-Aktie



In China setzt die Credit Suisse bei den Familienunternehmen unter anderem auf Anta Sports. Dabei handelt es sich um einen chinesischen Sportbekleidungshersteller, der nach wie vor von Gründer Ding Shizhong kontrolliert wird. Das Kursziel beträgt in diesem Fall 50,00 Hongkong-Dollar. Bei einem aktuellen Kurs von 36,05 Hongkong-Dollar lässt das theoretisch Platz für einen Anstieg von 38,7 Prozent.

Kürzlich machte die Gesellschaft Schlagzeilen mit der Nachricht, ein Teil eines chinesisches Konsortium zu sein, das Interesse an einer Übernahme der finnischen Sportmarkenholding Amer Sports hat, zu der unter anderem die Skisportmarke Atomic, der Wanderschuhhersteller Salomon, der Tennisschlägerproduzent Wilson und der Fahrradausrüster Mavic gehören. Zusammen mit der in Hongkong ansässigen Beteiligungsgesellschaft FountainVest Partners hat man ein nicht bindendes Übernahmeangebot in Höhe von gut 4,7 Milliarden Euro vorgelegt.

In einer ersten Reaktion auf diese Meldung gab der Kurs von Anta Sports deutlich nach. Von Seiten der Credit Suisse hieß es dazu, die Anleger seien besorgt über eine deswegen steigende Verschuldung, ein dadurch bedingt künftig langsameres Konzernwachstum sowie die damit verbundene operative Unsicherheit. Zudem verwies man auf ein insgesamt zuletzt schwachen Konsumumfeld in China, wo sich das Wachstum des Sportswear-Segments Ende August und im September laut einem Channel-Check abgeschwächt habe.

Mit Blick auf Amer Sports ließ man ansonsten wissen, der Wert dieser Marke sei hoch einzuschätzen und berge Potenzial für den High-End-Nischenmarkt in China. Auch habe das Management von Anta bestätigte, dass die bestehenden Kreditlinien ausreichen, um die Transaktionskosten ohne Eigenkapitalplatzierung abzudecken. Die Credit Suisse hält außerdem langfristige Synergien und Neubewertungspotenziale für möglich, sollte der Übergang reibungslos verlaufen.

Eine Übernahme berge zwar einige Herausforderungen, der Markt habe aber auf die Nachrichten mit den starken Kursverlusten überreagiert, so das Urteil. Der Kursverfall biete eine gute Gelegenheit für langfristige Investitionen in ein globales Unternehmen mit guter Qualität und großen Vorteilen auf dem chinesischen Markt einzusteigen.

So sollte beispielsweise die verfolgte Mehrmarkenstrategie die langfristige Ausweitung des Marktanteils unterstützen. Anta sollte sich aufgrund dieser Faktoren weiterhin besser entwickeln als die heimische Sportbekleidungsindustrie. Als eine führende inländische Sportbekleidungsmarke sollte das Unternehmen weiterhin ein starkes Umsatz- und Gewinnwachstum verzeichnen, da man vom strukturellen Wachstumszyklus der chinesischen Sportbekleidungsindustrie profitiert. Das KGV für 2019 wird mit rund 19 angegeben und die Dividendenrendite auf fast 4,4 Prozent taxiert.

Charttechnik



Der Aktienkurs von Anta Sports hat von Juli 2021 bis Mai 2018 mit einem Anstieg von 4,06 Hongkong-Dollar auf 47,80 Hongkong-Dollar eine schöne Aufwärtsbewegung hingelegt. Seit einigen Monaten steckt der Wert aber in einer Korrekturbewegung. Damit sich das Chartbild nicht entscheidend eintrübt, geht es nun darum, nicht mehr unter das bisherige Jahrestief von 33,25 Hongkong-Dollar zu fallen.



Profil



Anta Sports ist das größte chinesische Sportbekleidungsunternehmen, das sich mit dem Design, der Herstellung und dem Marketing von Sportbekleidung beschäftigt. Zu den Marken unter der Leitung von Anta gehören die Kernmarke Anta, Fila, Descente, Sprandi, Kolon und KingKow. Es geht letztlich um das Design, die Entwicklung, die Herstellung und dem Marketing der ANTA Sportswear-Serie, um den Massenmarkt in China mit professionellen Sportprodukten wie Schuhen, Bekleidung und Accessoires zu versorgen. In den vergangenen Jahren arbeitete man an der Strategie "Single-Focus, Multi-Brand und Omni-Channel", um die Präsenz auf dem Sportbekleidungsmarkt in China zu stärken

Ende 2017 hatte das Unternehmen 10.983 Filialen in China, davon 9.467 Anta-Filialen und 1.086 Fila-Filialen. Die Marke Anta wurde 1991 gegründet, während Anta Sports Products Limited im Jahr 2007 den Gang an das Main Board der Hong Kong Stock Exchange vollzogen hat.

Auf Seite 6: Geely Automobile





Geely Automobile-Aktie



Mit Geely Automobile traut die Credit Suisse auch den Aktien eines anderen Familienunternehmens aus China viel zu. Das Kursziel für den Automobilhersteller bewegt sich bei 29,00 Hongkong-Dollar. Das bedeutet nichts anderes, als das bei einer aktuellen Notiz von 15,92 Hongkong-Dollar theoretisch die Chance auf Kursgewinne von 82,2 Prozent besteht.

Das Sagen hat hier der Gründe Li Shufu, der nach wie vor als Vorstandsvorsitzender agiert. Der chinesische Milliardär hatte unlängst auch für rund 7,5 Milliarden Euro knapp zehn Prozent der Daimler-Aktien erworben und stieg damit zum größten Einzelaktionär des deutschen Autobauers auf. Derzeit wird geprüft, inwiefern Daimler mit dem Geely-Konzern enger zusammenarbeiten können.

Wie es geht, Wachstum zu generieren, haben das die Chinesen in den vergangenen Jahren eindrucksvoll vorgemacht. In einer Credit Suisse-Rangliste liegt Geely jedenfalls auf dem dritten Platz, wenn es um das erzielte Umsatzwachstum und den generierten Cash Flow auf das eingesetzte Kapital geht. Für die vergangenen zehn Jahre wird das Umsatzwachstum mit im Schnitt 53 Prozent p.a. angegeben und das Cash Flow auf das eingesetzte Kapital mit im Schnitt 13,8.

Der Kurs hat zuletzt zwar unter dem Handelskrieg zwischen den USA und China gelitten sowie wegen der verschlechterten Verfassung des chinesischen Automarktes. Die Credit Suisse streicht aber heraus, dass sich im Vergleich zum stagnierenden Wachstum des chinesischen Pkw-Gesamtmarktes im Vergleich zum Vorjahr die starke Verkaufsdynamik bei Geely im August fortgesetzt (+30 Prozent auf 125.522 Einheiten) habe.

Dabei wird betont, dass das Wachstum im August sogar höher gewesen sei als das Wachstumsziel des Unternehmens für 2018 von 27 Prozent im Jahresvergleich. Das Wachstum im August sei hauptsächlich von Geelys Limousinenprodukten -Vison/Dihao GL/Dihao EV/Borui getragen worden sowie neuen Low-End-SUV-Produkten wie Vision X3 und Vision S1. Das KGV wird mit knapp neun angegeben und die erwartete Dividendenrendite mit rund 2,3 Prozent.

Charttechnik



Die Aktien von Geely Automobile wissen mit einem Anstieg von 0,23 Hongkong-Dollar auf 29,15 Hongkong-Dollar für den Zeitraum Oktober 2008 bis November 2017 langfristig gesehen zu überzeugen. Seit fast einem Jahr hat die Notiz aber zu kämpfen und in den vergangenen Monaten hat sich eindeutig ein Abwärtstrend entfaltet. Um eine Chance auf einen Wiederanstieg zu haben, ist es wichtig, nicht mehr unter dem kürzlich aufgestellte Jahrestief von 13,88 Hongkong-Dollar zu fallen.



Profil



Geely Automobile Holdings Limited ist ein chinesischer Automobilhersteller, der sich auf die Entwicklung, die Produktion und den Vertrieb von Personenkraftwagen konzentriert. Der wichtigste Markt ist China, aber auch der Mittlere Osten, Osteuropa sowie Zentral- und Südafrika werden für Geely immer bedeutender. Zum Portfolio zählen 30 Komplettmodelle sowie eine durchgehend erreichbare Service-Hotline und knapp 1.000 Werkstätten in China; im Ausland hält das Unternehmen weitere 500 Verkaufs- und Serviceeinrichtungen. Seit 2010 gehört zu dem Konzern auch Volvo aus Schweden und bei Daimler sind die Chinesen als Großaktionär am Ball.