Konjunktur-Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) liefert widersprüchliches Bild: Ausblick aufgehellt, Lagebeurteilung stürzt ab
Mit zwei faustdicken Überraschungen wartet der sogenannte ZEW-Index im August auf: Zwar beurteilen die befragten Börsenprofis die wirtschaftlichen Aussichten für die kommenden sechs Monate nicht mehr ganz so düster wie im Vormonat. Das entsprechende Barometer verbesserte sich unerwartet stark um 2,4 Punkte auf minus 12,3 Punkte zu, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) heute mitteilte.
Dafür trübt sich die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage in Deutschland im August stärker als erwartet um 11,8 auf minus 71,3 Punkte ein. So schlecht beurteilten die Experten die Lage zuletzt im Herbst 2022. Die Wirtschaft leidet im Inland unter Inflation und hohen Energiepreisen, im Ausland bekommen die exportorientierten deutschen Unternehmen die schwache Weltwirtschaft und schleppende Nachfrage zu spüren.
Der Indikator basiert auf einer Umfrage unter 148 Analysten und Profi-Anlegern. Zumindest gingen die Befragten von einer leichten Verbesserung der Lage bis Jahresende aus, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. Bemerkenswert sei, dass sich die Einschätzung der Lage in den USA deutlich verbessert habe und sich daraus die verbesserten Erwartungen für Deutschland ergäben. Doch auch die Erwartungen lägen weiter im negativen Bereich.
Warten auf eine Stimmungswende
Volkswirte verwiesen auf weitere Rezessionssignale der August-Zahlen. „Vor allem die desolate Lagebeurteilung nährt Rezessionsängste“, sagte Hauck-Aufhäuser-Lampe-Chefvolkswirt Alexander Krüger. Der Pessimismus sitze „tief und fest“, das Warten auf eine Stimmungswende gehe weiter. Auch LBBW-Experte Elmar Völker sprach von „weiterhin großen Rezessionssorgen“.
Die deutsche Wirtschaft war im vierten Quartal 2022 und im ersten Quartal 2023 geschrumpft und stagnierte im zweiten Quartal 2023. Die meisten Volkswirte gehen inzwischen für das Gesamtjahr 2023 von einer ebenfalls schrumpfenden Wirtschaftsleistung aus.
(mit Material von Reuters und dpa)