Statt wie bisher geduldig auf die Zinswende hinzuarbeiten, macht sie nun Tempo: "Das bedeutet aber nicht, dass es zwingend zu einer Anhebung im Juni kommt. Wir können das jedoch nicht ausschließen", sagte Notenbank-Chefin Janet Yellen.
Viele Experten rechnen damit, dass die Fed im Sommer die historisch niedrigen Zinsen von null bis 0,25 Prozent anheben und bald eine weitere Erhöhung folgen lassen wird. Die Zentralbanker selbst schätzen, dass der Schlüsselzins Ende 2015 bei 0,625 Prozent liegen wird. Noch im Dezember hatten sie mit 1,12 Prozent ein weit höheres Niveau veranschlagt.
Die Aussicht auf einen relativ sanfte Straffung der Geldpolitik gab der Wall Street Aufwind. Der Dow-Jones-Index legte nach dem Zinsentscheid zu. Der Euro gewann zum Dollar mehr als zwei Prozent. Yellen betonte, die Notenbank habe sich nicht auf einen Zeitpunkt für eine Zinserhöhung festgelegt, allerdings hatte sie bereits Anfang des Jahres eine Anhebung im April de facto ausgeschlossen.
Die Notenbanker strichen auf der geldpolitischen Sitzung einen Passus aus ihrem Text, in dem sie bislang ein "geduldiges" Vorgehen signalisiert hatten. Stattdessen will die Fed handeln, wenn sich der Arbeitsmarkt weiter aufhellt. Ferner wollen sich die Währungshüter einigermaßen sicher sein, dass sich die niedrige Inflation mittelfristig wieder auf die Zielmarke von zwei Prozent zubewegen wird.
Nach Ansicht von Fed-Beobachter Harm Bandholz von der Großbank Unicredit hat Yellen damit die Tür für eine Zinserhöhung im Juni weit aufgestoßen, zumal die erste Bedingung schon "weitgehend erfüllt" sei. In der Tat kommt Yellen ihrem Ziel Vollbeschäftigung immer näher - zuletzt lag die Arbeitslosenquote bei nur noch 5,5 Prozent. Seit mehr als einem Jahr sind Monat für Monat mehr als 200.000 Jobs entstanden. Eine solche Boomphase am Arbeitsmarkt haben die USA seit mehr als 20 Jahren nicht mehr erlebt.
ABKEHR VOM KRISENMODUS
Die neue Wortwahl der Fed ebnet den Weg für eine Abkehr vom Krisenmodus, den die Fed Ende 2008 mit ihrer Nullzinspolitik eingeschaltet hat. "Das bedeutet aber nicht, dass wir ungeduldig werden", betonte die Notenbankchefin. "Es müsste aber schon ein Konjunktureinbruch dazwischenkommen, dass die Zinserhöhung in diesem Jahr noch abgeblasen wird", meint Ökonom Christian Schulz von der Berenberg Bank: "Im Juli dürfte es soweit sein."
Die Geldpolitik steht dann vor einer Zäsur, an den Märkten werden die Karten neu gemischt: Die Fed hatte mit Nullzinsen und massiven Konjunkturspritzen mit dafür gesorgt, dass die Wirtschaft gut aus der Krise kam und mittlerweile wieder brummt. Zugleich half sie mit ihrer laxen Geldpolitik dabei, dass die Aktienmärkte immer neue Höchststände erklimmen konnten.
Mit der ersten Zinserhöhung in den USA seit Juni 2006 könnte das jahrelange Kursfeuerwerk bald an Leuchtkraft verlieren: Die Märkte müssen ohne die Antriebskraft der Notenbank auskommen, Kredite werden für Firmen und Verbraucher teurer. Und der Dollar wird gegenüber dem Euro und anderen Währungen wohl stärker, womit es die US-Exporteure auf den Weltmärkten schwerer haben dürften. Auch dem Dax in Frankfurt droht mittelfristig eine Korrektur, wie Experten warnen.
Nach Ansicht von Thomas Gitzel von der VP Bank werden sich die Börsianer erst zum Jahresende darauf einstellen müssen: "Die US-Inflationsrate ist immer noch weit von der Zwei-Prozent-Marke entfernt. Daher wird die Fed mindestens bis zu den Herbstmonaten mit der Zinserhöhung warten." rtr