Angesichts einer Serie enttäuschender US-Konjunkturdaten sehen Investoren die Wahrscheinlichkeit einer US-Zinserhöhung bei gerade einmal zwölf Prozent. "Mehr als eine temporäre Erleichterungsrally ist bei einem erneuten Zögern der US-Notenbank am Mittwoch nicht zu erwarten", betont Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. "Es könnte sogar zu einem Verlust an Vertrauen kommen." Schließlich habe die Notenbank die Schwäche der US-Konjunktur im ersten Halbjahr als vorübergehend gewertet.
Wenige Stunden vor ihren US-Kollegen gibt die Führung der Bank of Japan (BoJ) ihre Zinsentscheidung bekannt. Insidern zufolge will sie den Satz auf Einlagen bei der Zentralbank noch weiter ins Minus drücken, um die Kreditvergabe und damit die Wirtschaft anzukurbeln. Eine erneute Ausweitung der Wertpapierkäufe sei dagegen nicht zu erwarten, sagt Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner. "Schließlich hält die BoJ schon über ein Drittel aller japanischen Staatsanleihen."
EXPERTEN WARNEN VOR TURBULENTEM HERBST
Auch über die neue Woche hinaus sollten sich Investoren auf Kursturbulenzen einstellen, rät Lukas Daalder, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Robeco. Risikofaktoren gebe es viele: "Für ein böses Erwachen könnten die hohen Bewertungsniveaus von US-Aktien sorgen sowie unter Druck stehende Unternehmensgewinne, unsichere Perspektiven in China, hohe Schuldenstände und die Wahlen in den USA im November." CMC-Analyst Stanzl verweist zudem auf das gegen Jahresende anstehende Referendum zur geplanten Verfassungsreform in Italien. Ministerpräsident Matteo Renzi hat seine politische Zukunft an diese Abstimmung geknüpft. Bei vorgezogenen Neuwahlen könnte Umfragen zufolge die europaskeptische "Fünf Sterne"-Bewegung zur stärksten Kraft aufsteigen.
DÜNNER KALENDER BEI KONJUNKTURDATEN UND FIRMENBILANZEN
Konjunkturdaten stehen in der neuen Woche nur wenige auf dem Terminplan. In den USA werden am Donnerstag unter anderem die Frühindikatoren veröffentlicht. Am Tag darauf folgen die Stimmungsbarometer der Einkaufsmanager aus Deutschland und der Euro-Zone. Auf Unternehmensseite legt der Deutsche Post-Rivale FedEx am Dienstag seine Zwischenbilanz vor.
rtr