Die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen haben den großen Schritt minutiös vorbereitet. Alle technischen Details sind längst geklärt, wie das in den Jahren nach der Finanzkrise auf die Riesensumme von 4,5 Billionen Dollar angeschwollene Portfolio der Notenbank nach und nach eingedampft werden soll. Jetzt müsse nur noch der "Startschuss zum Abbau der enormen Bilanz" fallen, meint Fed-Beobachter Bernd Weidensteiner von der Commerzbank. Zudem warteten Anleger gespannt darauf, ob noch eine Zinserhöhung im laufenden Jahr signalisiert werde.
Die Fed hatte den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld zuletzt im Juni angehoben und auf die bis heute gültige Spanne von 1,0 bis 1,25 Prozent gehievt. Yellen hat am Mittwochabend Gelegenheit, vor der Presse den weiteren Kurs abzustecken. Sie dürfte dabei auch den aktualisierten Zinsausblick der Währungshüter kommentieren: Die spannende Frage wird sein, ob die Fed-Führungsmitglieder im Mittel weiter einen dritten Schritt nach oben in diesem Jahr signalisieren. Die Notenbank, die neben Vollbeschäftigung auch eine Inflationsrate von zwei Prozent anstrebt, kann bislang nur den ersten Teil ihres Pflichtenheftes abhaken.
NIEDRIGE INFLATION SORGT FÜR KOPFSCHMERZEN
Die Preise steigen nicht so schnell wie erhofft. Zuletzt hatten allerdings anziehende Benzinkosten für etwas mehr Preisauftrieb gesorgt. "Der jüngste, auch vorübergehenden Effekten geschuldete Anstieg dürfte die Währungshüter jedoch kaum zu einer schnelleren geldpolitischen Straffung verleiten", meint Volkswirt Lucas Kramer von der Postbank. Er geht davon aus, dass die Fed erst im Dezember den Leitzins auf die neue Spanne von 1,25 bis 1,50 Prozent anheben wird. Zuvor müsse aber nun der Bilanzabbau angepackt werden.
Konkret plant die Notenbank, ihren Bestand an Staatsanleihen allmählich zu senken. Auslaufende Papiere sollen anders als bisher jeweils in Stufen nicht mehr ersetzt werden. Damit preschen die Washingtoner Geldpolitiker international voraus und steigen geldpolitisch auf die Bremse: Weder in Japan noch in der Euro-Zone ist ein solches Manöver absehbar. Die EZB denkt derzeit zwar darüber nach, wie sie ihre Anleihenkäufe im kommenden Jahr herunterfahren kann. Auch wenn das monatliche Kaufvolumen ab Januar sinken sollte, würde die Bilanzsumme der EZB damit doch noch immer ausgeweitet. Um es mit Bundesbankchef Jens Weidmann zu sagen: "Wir sprechen geldpolitisch nicht über eine Vollbremsung, sondern darüber, das Gaspedal nicht noch ständig weiter durchzutreten."
Die amerikanische Notenbank will die Geldpolitik künftig auf eine weniger lockere Linie trimmen, da in den USA die Konjunkturerholung früher als auf dieser Seite des Atlantiks Fuß gefasst hat. Die als Anti-Krisenmaßnahme eingeführte große Geldschwemme will nicht mehr so recht zu dem aktuellen Konjunkturbild passen: Denn die US-Wirtschaft läuft auf Hochtouren. Zwischen April und Juni stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einer Jahresrate von 3,0 Prozent - das stärkste Plus seit mehr als zwei Jahren.
Zuletzt bekräftigte zudem Finanzminister Steve Mnuchin die Absicht, noch dieses Jahr eine Steuerreform auf den Weg zu bringen, die der Konjunktur mehr Schub verleihen soll. Allerdings könnten die bereits absehbaren negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Hurrikans "Harvey" und "Irma" die geldpolitischen Pläne der Fed durcheinanderwirbeln. Der Blick auf frühere Unwetterkatastrophen zeigt jedoch, dass sich die Fed selbst von starken Stürmen nicht von ihrem Kurs abbringen ließ.