Es werde eine Normalisierung der Geldpolitik in mehreren Schritten geben, sagte der Fed-Chef von Atlanta, Dennis Lockhart, am Montagabend im kalifornischen Berkeley. Frühere Äußerungen, wonach er "sehr bereit sei" für einen ersten Schritt im September wiederholte Lockhart allerdings nicht. Manche Analysten und Volkswirte gehen nun davon aus, dass die US-Währungshüter wegen der weltweiten Börsenturbulenzen von einer Zinswende im nächsten Monat abrücken. Die Leitzinsen in den USA liegen seit der Finanzkrise Ende 2008 auf dem Rekordtief von null bis 0,25 Prozent.

"Ich erwarte, dass die Normalisierung der Geldpolitik - das sind die Zinssätze - irgendwann in diesem Jahr startet", so Lockhart. Noch vor vierzehn Tagen hatte er allerdings davon gesprochen, dass der Zeitpunkt der Anhebung nahe sei. Auf die Börsenturbulenzen und die Konjunkturschwäche in China ging Lockhart nur am Rande ein. "Gegenwärtig machen es Entwicklungen wie die Aufwertung des Dollar, die Entwertung der chinesischen Währung und der weitere Ölpreisverfall schwierig, die Wirtschaftsentwicklung vorauszusagen."

Am Montag hatte der Shanghai-Composite wegen Konjunktursorgen 8,5 Prozent eingebüßt und setzte seine Talfahrt am Dienstag mit einem Minus von 7,6 Prozent fort. Die Wall Street schloss am Montag 3,6 Prozent schwächer.

Manche Experten gehen nun davon aus, dass die Fed auf ihrer nächsten Sitzung am 16. und 17. September wegen der Turbulenzen noch warten wird. Die Analysten der Großbank Barclays halten es für möglich, dass sie sogar bis März 2016 die Zügel still halten könnte. Zwar rechtfertige die gute Konjunktur in den USA erste Zinserhöhungen, die Fed werde aber nicht die Märkte weiter destabilisieren wollen. Sollte sich die Lage entspannen, könnte die amerikanische Notenbank aber auch Ende 2015 schon handeln.

"Es wäre verrückt, die Zinsen anzuheben, wenn die Märkte so in Aufruhr sind", sagte auch Martin Barnes, Chefvolkswirt vom Analysehaus BCA Research im kanadischen Montreal. Für einige Experten ist ein Zinsschritt im September allerdings noch nicht vom Tisch. Sie verweisen darauf, dass sich die Börsen auch schnell wieder drehen könnten. Zudem stehen diesen Monat weitere Daten zum US-Arbeitsmarkt an, die das Bild einer US-Konjunktur in robuster Verfassung bestätigen könnten. "Es ist erst August und die Märkte bewegen sich schnell" sagte etwa Michael Feroli, Volkswirt beim Bankhaus JP Morgan Chase.

Reuters