BÖRSE ONLINE: Die EU hat die CO2-Ziele für Neuwagen bis 2030 deutlich verschärft. Sind die strengeren Vorgaben für die deutschen Autobauer überhaupt umsetzbar?
Ferdinand Dudenhöffer: Die EU-Vorgaben sind anspruchsvoll, aber machbar. Für die deutschen Premiumhersteller sind die Vorgaben eher Chance als Risiko, denn deutsche Ingenieure haben immer wieder gezeigt, dass sie durch Spitzenleistungen Wettbewerbsvorteile und Alleinstellungen der Unternehmen im Markt schaffen. Durch die Vorgaben kann es gelingen, die deutschen Autobauer im Zeitalter der Elektromobilität zu Weltmarktführern zu entwickeln. Wir sollten keine Angst haben, sondern Mut, die Zukunft zu gestalten.
Zunächst müssen die Autohersteller aber erst einmal nachrüsten, und das kostet Geld. Was bedeutet das für die Ergebnisentwicklung?
Die nächsten fünf Jahre werden in der Tat investitionsintensiv, und die Rückflüsse aus den Investitionen werden wir erst mittel- und langfristig sehen. Die Gewinne werden also in den nächsten fünf Jahren unter Druck kommen. Aber es wäre Unsinn, bei dem billigen Geld jetzt nicht alles auf die Zukunft zu setzen. Es sollte kein Problem sein, mal ein paar Jahre mit einer Umsatzrendite von vier Prozent oder fünf Prozent zu arbeiten. Die Kompensation für die Durststrecke erfolgt langfristig. Zusätzlich gilt: Die deutschen Autobauer haben eine gute Eigenkapitalausstattung, also ist es möglich einen größeren Teil der Investitionen mit preisgünstigem Fremdkapital zu finanzieren. Das können etwa die US-Autobauer oder PSA-Opel und Renault oder einige der Japaner weniger. Also eine doppelte Chance.
Wie sollten sich die Hersteller auf die verschärften Vorgaben jetzt konkret einstellen?
Fokussiert das Thema angehen. Die Investitionen in den Dieselmotor stoppen, so wie es bereits Volvo oder Toyota angekündigt hat. Zusätzlich die Investitionen in Plug-In hybride stoppen. Die helfen nicht weiter. In den nächsten Jahren das Angebot von 48-Volt-Hybriden mit Ottomotor sehr stark erweitern. Damit erhält man bessere CO2-Werte als mit dem Diesel, und dann Stück für Stück das Elektroauto ausrollen. Ziel sollte sein, das Unternehmen so aufzustellen, dass bis 2030 rund 50 Prozent der Antriebe reine Elektroantriebe sind. Notwendig sind dazu Joint-Ventures mit Batterie-Zellherstellern aus Asien. Damit wird das Gewinn- und Versorgungsrisiko strategisch abgesichert.