€uro am Sonntag: VW sorgt mit dem milliardenschweren Einstieg beim Autovermieter Europcar, der schon mal zum Konzern gehörte, für Furore. Konzernchef Diess will ihn zur zentralen Mobilitätsplattform für Bereiche wie Carsharing und Abos ausbauen. Was bringt das den Wolfsburgern?
Ferdinand Dudenhöffer: Europcar ist für VW eine sehr spannende Geschichte. Vermietung dürfte dabei aber zum Nebengeschäft werden. Wichtiger ist, dass VW Europcar völlig neu ausrichtet und mit anderen Konzernsparten zu 100 Prozent verschmilzt. Neue Produkte wie der boomende Markt um Auto-Abos, autonomes Fahren und eine neue Vertriebsschiene spielen dabei eine zentrale Rolle. Der Charme liegt in der neuen Vertriebsstruktur für diese Zukunftsprodukte.
Was bedeutet das für die VW-Händler?
Vielen klassischen VW-Händlern bereitet der Deal in der Tat schon jetzt erhebliche Bauchschmerzen. Bisher stand zwischen VW und Endkunde immer der Autohändler - eine teure und komplizierte Beziehung, die mehr als zehn Prozent des Neuwagenpreises frisst. Künftig hat VW mit Europcar einen eigenen Absatzkanal bis zum Endkunden. Damit kann man Vertriebskosten senken. Klar wird es klassische Autohändler auch in Zukunft geben, aber ihre Bedeutung sinkt. Es geht weiter in Richtung Tesla, auch im Vertrieb.
Müssen andere Vermieter wie Sixt, Avis oder Hertz vor VW-Europcar zittern?
Die sind weiter in ihrem angestammten Vermietgeschäft unterwegs. Durch den VW-Europcar-Deal wird für sie der Wettbewerbsdruck wohl nicht direkt steigen. Doch sie zeigen sich eben auch wenig innovativ und sind gerade dabei, den Anschluss in Wachstumsfeldern wie Auto- Abos zu verpassen. Für Vermieter wird es durch den VW-Deal noch schwerer, sich künftig neue Wachstumspotenziale zu erschließen - keine schöne Perspektive.