Doch ausgestanden ist die Krise für Condor damit noch lange nicht. Denn einen neuen Eigentümer hat das Unternehmen mit seinen 4200 Mitarbeitern nach der Pleite des britischen Mutterkonzerns Thomas Cook nicht. Die Muttergesellschaft der polnischen Fluggesellschaft LOT war in der Coronakrise im April als Käufer abgesprungen.
"Die Anteile liegen bis zum Weiterverkauf bei einer Sanierungsgesellschaft, die zu einer Anwaltskanzlei gehört", erklärte Flöther. Das Risiko tragen aber nicht die Treuhänder aus der Anwaltskanzlei Noerr, sondern de facto die Staatsbank KfW, die im Schutzschirmverfahren 550 Millionen Euro in Form eines Massekredits in Condor gepumpt hat. Nun kann sie nur hoffen, dass der spätere Verkauf mehr einbringt, um nicht einen Teil des Kredits abschreiben zu müssen. Zum Vergleich: Die Polen hatten für gut 300 Millionen Euro den Zuschlag bekommen. Ein neuer Anlauf ist so schnell nicht in Sicht, wie Vorstandschef Ralf Teckentrup klar gemacht hatte. Er rechnet frühestens 2022 mit einem neuen Eigentümer.
Flöther pflichtet ihm bei. "Jetzt ist sicher nicht die beste Zeit, eine Fluggesellschaft zu verkaufen. Ich glaube auch nicht, dass das schon im Frühjahr passieren sollte. Aber es besteht jetzt keine Eile mehr." Mit dem Geld sei Condor bis weit in das Jahr 2021 hinein durchfinanziert. Teckentrup fährt Condor auf extremer Sparflamme, hält das Unternehmen mit Frachtflügen und Kurzarbeit über Wasser, bis das Urlaubsgeschäft wieder anzieht. "Im Lauf des nächsten Jahres muss das Unternehmen aber, wie alle anderen Airlines auch, wieder Luft unter die Flügel bekommen", sagte Flöther. "Ein Corona-Impfstoff würde dazu sicher beitragen."
VORBILD FÜR DIE LUFTHANSA?
Das Unternehmen habe mit der Sanierung Geschichte geschrieben, sagt Flöther. "Condor ist die erste deutsche Fluggesellschaft, die über einen Insolvenzplan saniert wurde - und wohl das erste große Unternehmen, für das man gleich zwei Insolvenzpläne gebraucht hat." Während US-Fluggesellschaften sich immer wieder über Insolvenzverfahren sanieren, gilt die Pleite in Deutschland immer noch als Stigma. "Ich denke, solche Fälle tragen zu einer neuen Sanierungskultur in Deutschland bei", glaubt Flöther. Sogar die Lufthansa liebäugelte im Ringen um Hilfen in der Coronakrise mit einem ähnlichen Verfahren. Um die Kunden nicht zu verunsichern, hatte Condor das Wort "Insolvenz" selbst nie in den Mund genommen, sondern immer von einem "Schutzschirm" gesprochen, obwohl das Schutzschirmverfahren nach drei Monaten in die Insolvenz mündete.
Der erste, schon gebilligte Insolvenzplan war am Rückzieher von LOT gescheitert, beim zweiten blieb für die Gläubiger gerade eine Quote von 0,1 Prozent ihrer Forderungen übrig. "Aber das war alternativlos", sagt der Sachwalter. Zu den wichtigsten Gläubigern zählten der Pensionssicherungsverein (PSV), der für die Betriebsrenten einstehen muss und sich eine Beteiligung am späteren Verkaufserlös zugestehen ließ, und die Bundesagentur für Arbeit, die das Insolvenzgeld vorfinanziert. Grund für die niedrige Quote war, dass die Flugtochter auch für Anleihen von Thomas Cook mithaften musste, so dass deren Anleihegläubiger Ansprüche gegen Condor anmelden konnten.
rtr