An der Spitze steht der als Kostensenker bekanntgewordene Peugeot-Chef Carlos Tavares, der bei Beschäftigten Sorgen vor einem Stellenabbau und Werksschließungen geschürt hat. Der Portugiese will die Ausgaben jährlich um 3,7 Milliarden Euro senken, wie die Unternehmen zum Abschluss ihrer Vereinbarung mitteilten.
Bereits Ende Oktober hatten der französische Hersteller Peugeot und sein italienisch-US-amerikanischer Konkurrent Fiat Chrysler das Vorhaben angekündigt. Beide rücken damit an die drei größten Hersteller Volkswagen, Toyota und Renault-Nissan heran. Tavares regiert künftig ein Imperium von 16 Automarken - neben Fiat und Chrysler, Peugeot und Citroen, Opel und Vauxhall auch Jeep und Chrysler sowie die Luxusmarke Maserati. Mit 410.000 Beschäftigten produzierten beide Konzerne zuletzt jährlich 8,7 Millionen Fahrzeuge. Bei gemeinsamen Umsätzen von 170 Milliarden Euro summierten sich die Betriebsgewinne auf elf Milliarden Euro.
Doch der neue Autoriese steht vor riesigen Herausforderungen. Dass die beiden Traditionskonzerne sich auf einen gemeinsamen Namen einigen müssen, dürfte eines der geringsten Probleme sein. Eine Hauptaufgabe von Tavares ist der Abbau der massiven Überkapazitäten. Nach Angaben des Marktforschers LMC Automotive sind die Fabriken beider Hersteller auf die Produktion von jährlich 14 Millionen Fahrzeugen ausgelegt, also rund 60 Prozent mehr, als sie tatsächlich verkaufen. Auch bei der Vielfalt an Marken und Plattformen sehen Branchenexperten Einsparpotenzial. Allein in beiden Konzernzentralen könnten Tausende Mitarbeiter überflüssig werden.
Vor Gesprächen mit den mächtigen Gewerkschaften in Frankreich und Italien wiegelte der Konzernchef ab. "In diesem Stadium ist nichts entschieden. Wir werten aus, was unsere Möglichkeiten sind", sagte Tavares. Nach Ansicht von Branchenexperten führt jedoch an harten Einschnitten kein Weg vorbei. "Der fusionierte Konzern muss massive Einsparungen erzielen und wahrscheinlich auch Werke schließen, auch wenn die Wortwahl des Konzernchefs anders lautet", erklärte Analyst Frank Schwope von der NordLB. Die Aktien beider Konzerne tendierten kaum verändert.
Weltweit kämpft die Autoindustrie mit einer schwächelnden Nachfrage bei zugleich steigenden Kosten für die Entwicklung von Fahrzeugen mit weniger Emissionen, um die schärferen Klimaschutzvorgaben zu erfüllen. Die Branche steckt Milliardensummen in Elektrofahrzeuge und autonome Fahrsysteme. Zugleich kühlt sich die Konjunktur ab. Tavares warnte bereits im September auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt, die Branche stehe vor "zehn Jahren Chaos". Tavares hat sich seine Sporen als Sanierer verdient. Er rettete den Peugeot-Konzern vor der Pleite, übernahm Opel von General Motors und führte den deutschen Hersteller wieder in die Gewinnzone.
rtr