Pekings Plan geht auf: Vor fünf Jahren beschloss die Regierung Chinas, das Wirtschaftsmodell zu ändern. Treiber des Wachstums sollen nicht mehr Exporte und Investitionen sein, sondern die Binnennachfrage. Offiziellen Angaben zufolge wurde schon viel erreicht. Im ersten Halbjahr 2015 trug der private Konsum nach Angaben der Nationalen Statistikbehörde 60 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, 2013 waren es nur 48,2 Prozent.

Auch wenn die Zahlen möglicherweise zu hoch ausfallen: An der wachsenden Konsumfreude der Chinesen gibt es keinen Zweifel. Die Kauflust zeigt sich beispielsweise an "Guanggun Jie", dem Tag für Alleinstehende. Jeweils am 11. November bietet das Internetunternehmen Alibaba Singles 24 Stunden lang Preisnachlässe bei Onlinekäufen an. Dieses Jahr erzielte Alibaba einen Umsatz von umgerechnet 9,4 Milliarden Euro. 60 Prozent mehr als 2014.

Gut möglich, dass in den kommenden Jahren nicht nur bei Alibaba, sondern auch bei vielen anderen Unternehmen neue Rekordmarken erreicht werden. Laut Demand Institute, einem Institut für Wirtschaftsanalysen, werden Chinas Konsumenten bis 2025 rund 5,8 Billionen Euro im Jahr ausgeben. Raymond Ma, Manager des Fidelity China Consumer Fund, will die sich daraus ergebenden Investmentchancen nutzen. Auf Sicht von drei Jahren legte der Fonds um 50 Prozent zu. Seit Jahresanfang erzielte er trotz kräftiger Korrektur im Sommer ein Plus von sieben Prozent.



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Ein Kauf ist für Ma beispielsweise Hengan International Group. Das Unternehmen produziert Windeln sowie Babypuder und dürfte langfristig davon profitieren, dass sich China von der Ein-Kind-Politik abwendet. Zu den Top-Ten-Werten des Fonds zählt zudem Tencent Holdings. Der Internetgigant, dessen Text-App WeChat mittlerweile im Monat von 650 Millionen Menschen genutzt wird, steigerte zwischen Mai und Juli den Gewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal um 28 Prozent auf umgerechnet 1,3 Milliarden Euro. Wachstumsfelder für Tencent sind unter anderem Online-Videos und Mobiles Bezahlen.

Obwohl die Kasino-Industrie in Macau anhaltende Umsatzeinbußen verkraften muss, hat sich Ma auch bei Sands China engagiert. Das Unternehmen betreibt in der ehemaligen portugiesischen Kolonie 4000 Slotmaschinen, 1900 Spieltische und mehrere Hotels. Nach einer kräftigen Kurskorrektur hält Ma den Titel inzwischen wieder für attraktiv bewertet.

Chancen sieht Ma vor allem aber in Finanzwerten wie China Life Insurance oder Ping An Insurance. Diese legen kräftig zu, denn mit dem Automobilabsatz steigt auch der Abschluss von Kfz-Versicherungen. Zudem entscheiden sich immer mehr Chinesen für eine Lebensversicherung. Sollten Chinas Aktienmärkte wieder kräftig anziehen, winken den Versicherungen darüber hinaus steigende Erträge aus Kapital-anlagen, sagt Ma.