Europäische Aktien sind Ende vergangenen Jahres schmerzhaft unter die Räder gekommen. So schmerzhaft, dass Anleger bis heute vor (Neu-)Investments zurückschrecken. Nach Zahlen des deutschen Fondsverbands BVI trennten sich Fondsanleger im Dezember 2018 von Aktienfonds im Gegenwert von 1,3 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr steht zwar ein Mittelzufluss von 675 Millionen Euro zu Buche, gegenüber dem Vorjahr ist das aber eine geradezu lächerliche Summe. 2017 vertrauten damals sehr optimistische deutsche Anleger ihren Aktienfondsmanagern noch 17 Milliarden Euro zur möglichst ertragsreichen Disposition an.
Dieser Wunsch ging indes in den meisten Fällen nicht in Erfüllung. Zumindest nicht für 2018. Europäische Aktien sackten im Schnitt um 13 Prozent in die Knie, deutsche und österreichische Aktien sogar noch stärker. Entsprechend ist die aktuelle Anlegerstimmung ziemlich pessimistisch, so lassen zumindest die BVI-Zahlen schließen. Ob zu Recht wird sich im Laufe des Jahres herausstellen.
Gedrückte Anlegerstimmung
Der letztjährigen Kursschwäche konnte sich auch Fabio Ricelli mit seinem Fidelity European Dynamic Growth Fund nicht entziehen, wie der Chart eindrücklich zeigt. Fünf Prozent Minus verzeichnete der Fonds übers Jahr gerechnet - lag damit aber immer noch deutlich besser als etliche Konkurrenten sowie seine Benchmark, dem MSCI Europe Index, der 10,6 Prozent an Wert einbüßte. Die gute Nachricht: In diesem Jahr weist die Entwicklung des Fonds bereits wieder nach oben.
Seit Auflegung im Januar 2001 hat Ricellis Fonds insgesamt 178 Prozent an Wert zugelegt (per 31.01.2019). Auf Jahresbasis sind das 5,9 Prozent, was eine deutliche Outperformance gegenüber dem Index bedeutet, der in der gleichen Zeit um 4,6 Prozent p.a. zugelegt hat. Noch besser lief es in den vergangenen fünf Jahren, in denen der Fondsmanager 9,0 Prozent Rendite p.a. erzielte, was für seinen Fonds die Euro-FondsNote 1 von Börse online bedeutet. Von den Analysten von Morningstar ist der Fonds mit der maximalen Anzahl von fünf Sternen ausgezeichnet.
Qualitätsaktien im Fokus
Fabio Ricelli ist ein erklärter Stockpicker mit Vorliebe für Wachstumswerte, der seinen Fonds mit "einem reinen Bottom-Up-Ansatz managt". Er sucht nach europäischen Unternehmen, die unter ihrem inneren Wert notieren - insbesondere solche Titel, deren langfristiges Wachstumspotenzial vom Markt fehlbewertet wird. Sein Ansatz ist aktiv ausgerichtet, was der Active Share des Fonds von 89,4 Prozent belegt. Der Schwerpunkt dabei liegt auf strukturellen und weniger auf zyklischen Wachstumstreibern, wobei Ricelli darauf achtet, dass seine Unternehmen vor allem von endogenen Variablen abhängen, statt von externen Faktoren. Die Strategie ist langfristig ausgerichtet, der Portfolioumschlag in der Regel gering.
Untergewichtet ist der Fonds daher in Unternehmen und Sektoren, die hauptsächlich von exogenen Faktoren wie dem makroökonomischen oder politischen Umfeld bestimmt werden, die schwer vorherzusagen sind, wie Ricelli betont. Das sind beispielsweise Finanzwerte, Energie- und Rohstofftitel. Besonderes Interesse finden vielmehr die Sektoren Technologie, IT, Industrie, Gesundheitswesen und Kommunikationsdienste, die auch im Fonds hoch gewichtet sind. Namentlich sind das etwa das IT-Unternehmen Experian, das mit seinen Datenanalysen und seiner Sicherheitssoftware ein Oligopol mit hohen Eintrittsbarrieren aufgebaut habe, das für Neueinsteiger schwer zu replizieren sei. Oder auch SAP als Marktführer für Enterprise-Action-Software, die speziell zur Unterstützung und Automatisierung von Geschäftsprozessen entwickelt worden sei. Oder Firmen wie Novo Nordisk, Scout24 und Qiagen, die hohe Erträge und überdurchschnittliche Wachstumsraten erwarten lassen.
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Weitgehende Sicherheitsmaßnahmen
Angesprochen auf die Sicherheitsmechanismen in seinem Fonds verweist er auf eine sehr detaillierten Due Diligence, die vor einer Investitionsentscheidung durchgeführt werde. Nachdem er auf ein Unternehmen aufmerksam geworden ist, führt Ricelli eingehende Untersuchungen durch, was Gespräche mit der Unternehmensleitung ebenso einschließt, wie den Austausch mit den europäischen Aktienanalysten von Fidelity. "Angesichts unseres Fokusses auf Qualitätswachstum suchen wir nach Unternehmen, die eine vorhersagbare Wachstums- und Renditestabilität bieten", betont der Manager. Er investiert in Unternehmen mit geringem Geschäftsrisiko, mit guten Wettbewerbspositionen und robusten defensiven Puffern, oder solchen, die so positioniert sind, auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren ein starkes Wachstum zu erzielen. "Diese Fokussierung auf Qualität und ein Element der Vorhersehbarkeit in den Wachstumspfaden der Unternehmen bietet eine Sicherheitsmarge und hilft, das Abwärtsrisiko zu verringern."
Damit nicht genug werde das Risikomanagement durch unabhängige Kontrollen weiter gestärkt. "Dazu gehören die tägliche Überwachung der Portfoliorichtlinien und -einschränkungen sowie die Berücksichtigung aufsichtsrechtlicher Anforderungen durch den Compliance-Bereich sowie eine monatliche Bewertung des Portfoliorisikos (IROC)", erklärt Ricelli.
Krisen bieten Chancen
Was die weiteren Aussichten für europäische Aktien betrifft, ist Ricelli gedämpft optimistisch. Seit Ende der Finanzkrise hätten Anleger von einem durchschnittlichen Kursanstieg von neun Prozent profitiert, rechnet er vor. Das könne in dieser Höhe in den kommenden fünf Jahren nicht erwartet werden. Nach dem anhaltend starken Wachstumsschub der letzten Jahre sei es insbesondere bei Qualitätsaktien nicht ungewöhnlich, in den nächsten Monaten einige Gegenwinde zu erleben. "Trotzdem gibt es immer Möglichkeiten, gute Investments zu finden, die vom Markt vorübergehend übersehen oder falsch bewertet werden."
Er verweist auf die Herausforderungen, die mit einem Auslaufen der quantitativen Lockerung durch die Notenbanken und mit wieder steigenden Zinssätzen einhergehen, "gekoppelt mit kurzfristigeren konjunkturellen und politischen Faktoren". Andererseits verweist er darauf, dass europäische Aktien hinsichtlich der Bewertung verglichen mit Aktien aus anderen entwickelten Märkten relativ preiswert seien, was es ihm erleichtere, die von ihm gesuchten Qualitätsaktien zu finden.
Das gelte auch für die Unsicherheiten, die von den Diskussionen um den Brexit ausgehen. Britische Aktien stellen die mit Abstand größte Länderposition in seinem Fonds, was allerdings als reines Ergebnis des Aktienauswahlprozesses gesehen werden müsse, da er bestrebt sei, die besten Wachstumsunternehmen mit attraktiven Bewertungen zu besitzen, unabhängig davon, wo sie ansässig sind. Die betreffenden Unternehmen seien in ihrer Branche weltweit führend und würden über Wachstumschancen verfügen, die nicht durch das beeinflusst werden, was in der britischen Politik vor sich geht. Allerdings habe die durch den Brexit verursachte Volatilität am Markt vielfach zu attraktiven Einstiegskursen geführt, die er gern genutzt hat.
Technische Daten
Der Fidelity European Dynamic Growth Fund A-EUR wurde am 15. Januar 2001 aufgelegt und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 1,836 Milliarden Euro (per 31.01.2019). Der Note-1-Fonds wird mit einem maximalen Ausgabeaufschlag von 5,25 Prozent angeboten, die laufenden jährlichen Kosten liegen bei 1,91 Prozent, ein Erfolgshonorar wird nicht erhoben. Die anfallenden ordentlichen Erträge des Fonds werden regelmäßig ausschüttet.Die Wertentwicklung des Fidelity European Dynamic Growth in den vergangenen 5 Jahren
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