Die Strahlkraft des Fidelity European Growth hat in letzter Zeit spürbar nachgelassen. Hinsichtlich der Wertentwicklung ist er insbesondere in den vergangenen zwölf Monaten deutlich hinter seinem Referenzindex zurückgeblieben. Während der FTSE World Europe Index ein Plus von 6,0 Prozent markierte, schaffte der Fonds nur einen Zuwachs von 1,1 Prozent (per 28.02.2018). Auch die Performance seit Auflegung am 2. Mai 2007 hat gelitten. Der Fidelity-Fonds erzielte ein durchschnittliches Jahresergebnis von 2,0 Prozent gegenüber einem Indexanstieg von 3,1 Prozent p.a. Die Konsequenz ist unter anderem, dass er zurzeit nur mit einer durchschnittlichen Euro-FondsNote 3 bewertet ist.

"Wir hatten in den letzten Jahren und Monaten kein Makroumfeld, in dem die Anlagestrategie des Fonds besonders gut abschneidet", erklärt Fondsmanager Matthew Siddle die Umstände. Auslöser sei letztlich die lockere Geldpolitik der EZB gewesen, die zwar zu einem stärkeren Wirtschaftswachstum in der Eurozone sowie einer geringeren Arbeitslosigkeit geführt habe. In der Folge hätten andererseits in erster Linie risikoreichere Unternehmen wie beispielsweise Infineon stärker davon profitiert als etwa Qualitätstitel wie SAP oder Siemens - und seien auch stärker in den Fokus der Anleger gerückt. Somit hätten in der jüngeren Vergangenheit risikoreichere Aktien deutlich besser performt als sogenannte Qualitätstitel.

Kein allzu gutes Umfeld damit auch für Siddle, der für den Fidelity European Growth Fund "Qualitätsfirmen mit stabilen Cashflows und Gewinnen" bevorzugt. Diese würden auf lange Sicht gute Renditen bieten, ohne ein zu großes Risiko eingehen zu müssen. Nur sind diese Qualitätstitel in letzter Zeit weniger gefragt gewesen, weshalb auch der Fidelity-Fonds nicht nur schwächer als der Index gelaufen ist, sondern auch schwächer als etliche Konkurrenten. Drehen werde das indes spätestens, wenn sich das Makroumfeld verschlechtert und Märkte wie Marktteilnehmer unruhig werden. Dann dürften sie wieder stärker auf Qualität achten, Unternehmen mit stabileren Cashflows bevorzugen und somit auch den Qualitätsansatz von Matt Siddle unterstützen.

Deutlich zeigt sich das an den Langfristergebnissen seines Fonds, wie Siddle betont: Ab einer Anlagedauer von acht Jahren und mehr sei die Anlage in den Fonds über alle Zeiträume positiv. Zeichen der Besserung sehen daher bereits die Analysten des Ratinghauses Scope. Sie setzten kürzlich das Rating des Fidelity European Growth Fund von zuvor C auf nunmehr B, was bedeute, dass er wieder zurück im Bereich der Top-Ratings sei, wie die Experten von Scope erklärten. Siddle wiederum hat seinen Teil dazu beigetragen, in dem er beispielsweise im vergangenen Jahr die Gewichtung seiner Investments entsprechend der Marktrotation von Quality/Growth-Ansätzen hin zu Value-Ansätzen verschob. Das heißt, er hat den strategischen Fokus des Portfolios, den sogenannten "Sweet Spot", auf solide Aktien mit attraktiven Bewertungen reduziert "und stattdessen den Anteil von Unternehmen mit extrem günstigen Bewertungen ausgebaut".

Schwerpunktmäßig ist der 7,3 Milliarden Euro schwere Fonds zurzeit in Finanztiteln, in Gesundheits- und Dienstleistungsaktien sowie Werten aus dem Verbrauchsgüter-, dem Industrie- und dem Öl & Gasbereich investiert. Die größten Länderpositionen finden sich in Großbritannien, gefolgt von Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Die wichtigsten Einzeltitel sind SAP, Royal Dutch Shell, Fresenius Medical Care und Publicis. Die Investitionsquote liegt bei 99,5 Prozent, in der Kasse finden sich nur 0,5 Prozent des Fondskapitals.

Die Anlageentscheidungen für sein recht konzentriertes Portfolio basieren auf verschiedenen quantitativen Rastern sowie auf den Analysen, die durch das Fidelity-Research erstellt werden. Dies ergänzt Siddle durch eigene Fundamentalanalysen. So sucht er gezielt nach den für ihn interessanten, attraktiv bewerteten Qualitätsunternehmen. "Ein Merkmal, auf das ich großen Wert lege, sind dauerhaft hohe Kapitalrenditen, die das Unternehmen in die Lage versetzen, schneller zu wachsen als die Konkurrenz und hohe Cashflows zu erwirtschaften", betont er. Denn er sei überzeugt, dass Unternehmen mit diesen Eigenschaften langfristig tendenziell besser abschneiden als der breite Markt. Über solche Titel führt er eine Beobachtungsliste, um sie gegebenenfalls ins Portfolio aufnehmen zu können.

Was das gegenwärtige Marktumfeld für seinen Fonds betrifft, geht Siddle insgesamt von einem positiven Umfeld aus. "Die Weltwirtschaft ist in einer sehr guten Verfassung - das zeigen die Wirtschaftsdaten." Die Arbeitslosigkeit sei so niedrig wie seit den 80er-Jahren nicht mehr, die Investitionen der Firmen auf einem hohen Niveau, und die Stärke der Verbraucher lasse sich auch an den Rekordzulassungen von Neuwagen ablesen. Hinsichtlich der Notenbankpolitik wiederum erwartet er beispielsweise nicht, dass die Europäische Zentralbank 2018 von ihrer Politik des billigen Geldes abrückt oder die US-Notenbank ihre Zinsen kräftig erhöht.

Allerdings sieht er auch die Gefahr, dass die Märkte von der Droge "Politik des billigen Geldes" zu abhängig werden. Wenn die Inflation doch stärker ansteige, wie jüngst Anfang Februar, könnten die Zentralbanken ihre expansive Geldpolitik zurückfahren und die Volatilität würde weiter steigen, befürchtet der Fondsmanager. Daher achte er im Rahmen der quantitativen Raster bei der Aktienanalyse genau darauf, wie sich makroökonomische Effekte auf einzelne Titel auswirken können, um entsprechend reagieren zu können.

Fondsmanager



Matt Siddle begann seine Laufbahn bei Fidelity 1999 als Analyst für europäische Aktien. Seit 2007 arbeitet er als Fondsmanager für verschiedene europäische Aktienfonds. Seit 01.07.2012 ist er Manager des 7,3 Milliarden Euro schweren Fidelity European Growth Fund (ISIN: LU0048578792). Der Fonds wird mit einem maximalen Ausgabeaufschlag von 5,25 Prozent angeboten, die laufenden jährlichen Kosten liegen bei 1,89 Prozent, ein Erfolgshonorar wird nicht erhoben. Die anfallenden Erträge des Fonds werden regelmäßig reinvestiert (thesauriert).