Frankreich mangelte es bislang an konjunktureller Fitness, jedenfalls haben sich die Volkswirtschaften der übrigen Mitglieder der G7-Staaten seit Beginn der Finanzkrise wesentlich besser entwickelt. Nur um drei Prozent ist das Bruttoinlandsprodukt der weltweit sechstgrößten Industrienation gewachsen. Deutschland dagegen bringt es seit dem Jahr 2008 auf ein Plus von sechs Prozent, die Briten erzielten acht Prozent.

Die schwache Erholung der Grande Nation und der in Paris lange kaum vorhandene Wille zu wachstumsfördernden Reformen trübte die Stimmung der Investoren. Der Leitindex CAC 40 legte in den vergangenen fünf Jahren gerade mal um 42 Prozent zu, der DAX dagegen um mehr als 80 Prozent. Auch in diesem Jahr sind die Anleger an der Seine überwiegend vorsichtig. Seit Jahresanfang weist Frankreichs Leitindex ein Minus von 1,8 Prozent auf. Eine ganze Reihe von Unternehmen hat sich wesentlich schlechter entwickelt als erwartet: Air France-KLM, die Bank Crédit Agricole und die Industriegruppe Bouygues etwa weisen hohe zweistellige Kursrückgänge auf.

Morgan Stanley hält die Skepsis der Investoren jedoch nicht mehr für zeitgemäß. Frankreich ist nach Ansicht der Investmentgesellschaft jener Aktienmarkt in Europa, der am stärksten "überverkauft" sei. Trotz des ungewissen Ausgangs der für die Wirtschaft so wichtigen Präsidentschaftswahlen im kommenden Frühjahr rät das Investmenthaus zum Kauf. Denn die politischen Unwägbarkeiten spiegelten sich bereits in den Kursen wider. Zudem weist Frankreich im Vergleich zu Deutschland keine großen Wachstumsdifferenzen auf. Die Wirtschaft werde in beiden Ländern laut Internationalem Währungsfonds im kommenden Jahr um 1,4 Prozent zulegen.

Steuersenkungen möglich



Für risikobereite Investoren empfiehlt sich der Fidelity France. Der Fonds erzielte auf Sicht von fünf Jahren 72 Prozent Plus und schneidet damit deutlich besser ab als der Vergleichsindex. Auch kommt die von Morgan Stanley ausgemachte Übertreibung nach unten dem Investmentansatz des Fondsmanagers entgegen: Vincent Durel sucht nach unterbewerteten Qualitätsaktien, deren Wachstum von "strukturellen Faktoren" angetrieben wird.

Zu diesen Faktoren zählt die aufgrund von Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst gestiegene Kaufkraft der Franzosen, von der wiederum die Binnennachfrage profitieren sollte. Zusätzliche Kursfantasie entzündet sich an den von Finanzminister Michel Sapin für das kommende Jahr in Aussicht gestellten Steuererleichterungen. Durels Favoriten innerhalb der Konsumbranche sind Renault und der Luxuskonzern Christian Dior.

Auch den Bausektor beurteilt er als aussichtsreich. Der Manager rechnet mit erhöhten Ausgaben zur Modernisierung von Straßen und Schienen und setzt auf das Infrastrukturunternehmen Eiffage. Zudem macht Durel Chancen im stark wachsenden Telekombereich aus. Sein Favorit ist Iliad. Der Internet- und Telefonkonzern hat es in kurzer Zeit in Frankreich auf Platz 3 der Branche geschafft und expandiert nun auch nach Italien.