Aus Sicht deutscher Anleger ist es immer spannend, zu wissen, was für den deutschen Aktienmarkt zu erwarten ist. Der sogenannte Home Bias ist die Ursache dafür, dass heimische Anleger bevorzugt zu Aktien aus dem eigenen Land greifen - in Deutschland dann eben zu Titeln aus DAX & Co.

Im abgelaufenen Jahr sorgte das eher für Enttäuschungen. Der DAX notierte zum Schluss nur noch bei 10.500 Punkten, was auf Jahressicht einen Rückgang um rund 18 Prozent bedeutet. Ähnlich trübe dürfte es in den Depots der Anleger aussehen, was aber nur eine Momentaufnahme ist, sofern sie nicht aus purer Verzweiflung ihre Anteile verkauft und damit die Verluste festgeschrieben haben. Für alle anderen besteht berechtigte Hoffnung, dass sich die Kurse früher oder später erholen werden. Wie schnell das sein wird, kann zwar niemand seriös beantworten. Der Blick auf den Langfristchart zeigt aber beruhigenderweise, dass sich der DAX, trotz aller zwischenzeitlichen Rückschläge, in einem langfristigen Aufwärtstrend befindet, der zugegebenermaßen seit Anfang 2018 talwärts zeigt.



Der deutsche Markt korrigiert



Christian von Engelbrechten, der Manager des Fidelity Germany Fund, sieht die Entwicklung im Jahr 2018 als eine Korrektur vorheriger Übertreibungen an den Börsen. Das Jahr 2016 sei von einer nahezu euphorischen Stimmung geprägt gewesen, was sich 2017 noch fortgesetzt habe. Dabei seien die Kurse allerdings vielfach den Fundamentaldaten der Unternehmen vorausgelaufen. Das hätte sich 2018 wieder normalisiert, weshalb viele Unternehmen von niedriger Qualität, die zuvor die Indizes angetrieben hätten, nun im Kurs deutlich gefallen seien. Gemeint sind Unternehmen, die ihre Kapitalkosten nicht dauerhaft übertreffen können und strukturell kaum wachsen. "Das sind vor allem Titel aus dem Stahl- und Grundstoffbereich ebenso wie Finanz- und Industriewerte", präzisiert der Fondsmanager.

Von Engelbrechten selbst agiert wachstumsorientiert und legt bei der Auswahl der Titel für seinen Fonds den Schwerpunkt auf eine hohe Kapitalrendite und ein Ertragswachstum, "das dauerhaft über dem Durchschnitt liegt". Bei der Ideenfindung mache er "intensiven Gebrauch von Fidelitys Researchkapazitäten" - ihm steht ein Team von gut 130 Aktienanalysten zur Seite, - und wende viel Zeit für den Kontakt zu Unternehmen auf. Er besucht Unternehmen und analysiert zudem auch die Kunden, Zulieferer und Wettbewerber. Zusammengefasst untersucht er die Gewinntreiber jedes Unternehmens für verschiedene Regionen, Geschäftsbereiche und Produkte und versucht so, Firmen ausfindig zu machen, deren Ertragswachstum aus strukturellen Gründen über dem allgemeinen Wirtschaftswachstum liegen sollte, und das, ohne dass der Markt dies bereits in den Kurs eingepreist hat.

Vorteil für Qualitätsaktien



Es sind diese Qualitätsaktien, "die tatsächlich solide sind und ihre Gewinne kontinuierlich steigern können, die nun wieder verstärkt in den Fokus des Marktes rücken", so von Engelbrechten. Dabei bevorzugt er Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich und aus dem Technologiebereich. Namentlich zählen SAP, Airbus und Infineon ebenso zu seinen Top Ten wie Qiagen oder Fresenius Medical Care. Daneben setzt er verstärkt auf Nebenwerte.

Von Engelbrechten legt Wert darauf, zu betonen, dass sein Fonds kein Euphoriefonds sei, was bedeutet, dass er in Börsenphasen wie 2016 etwas zurückhängt. Seine Stärken seien vielmehr die langfristig soliden Unternehmen, die sich auf Dauer durchsetzen, in die er aufgrund seiner Qualitäts-Wachstums-Strategie investiert. Das schlägt sich beispielsweise in der Performance seit Auflegung nieder, die seit Oktober 1990 gerechnet bei 7,7 Prozent p.a. liegt (per 30.11.2018). Der Lohn dafür ist Euro-FondsNote 2 von BÖRSE ONLINE sowie fünf Sterne vom Analysehaus Morningstar. Fondsmanager von Engelbrechten erhielt zudem für seine Leistungen das Silber-Rating von Morningstar, was außer ihm nur noch der DWS Invest German Equities FC erreichte. Ein Gold-Rating ist im Segment "Aktien Deutschland Standardwerte" zurzeit nicht vergeben.

Der Crash bleibt aus



2019 erwartet der Fidelity-Manager in Deutschland und Europa eine "moderat positive Marktentwicklung", was ein Wirtschaftswachstum von schätzungsweise um 1,5 Prozent bringen könnte. Weltweit rechnet er mit einem Anziehen der Konjunktur um 3,0 bis 3,5 Prozent. Für deutsche Unternehmen könne man durchschnittliche Gewinnsteigerungen von sechs Prozent erwarten, was in Verbindung mit den inzwischen wieder moderaten Aktienbewertungen Hoffnung auf einen positiven Jahresverlauf schürt.

Befürchtungen, wonach eine scharfe Rezession oder gar ein Börsencrash drohen, erteilt er indes eine klare Absage. Er erwartet ein ähnliches Szenario wie in den Jahren 2011 bis 2015, als vor dem Hintergrund eines moderaten Wirtschaftswachstums sowohl die Unternehmensgewinne als auch die Kurse angestiegen sind. Selbstredend spürt auch er den Gegenwind an den Börsen, der beispielsweise aus der restriktiveren Geldpolitik der Notenbanken resultiert, dem Handelskonflikt zwischen China und den USA, der weltweit zunehmenden Verschuldung oder auch den politischen Unwägbarkeiten.

Demgegenüber würden sich nach seiner Erfahrung jedoch auch immer Unternehmen finden lassen, die mit den jeweiligen Rahmenbedingungen gut zurechtkommen. Unternehmen, die in der Lage sind, sich an die Herausforderungen dynamisch anzupassen und aus eigener Kraft zu wachsen. "Diese Unternehmen aufzuspüren, ist meine Aufgabe", resümiert der Fondsmanager.

Technische Daten



Der Fidelity Germany A wurde am 1. Oktober 1990 aufgelegt und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 740 Millionen Euro (per 30.11.2018). Der Note-2-Fonds wird mit einem maximalen Ausgabeaufschlag von 5,25 Prozent angeboten, die laufenden jährlichen Kosten liegen bei 1,91 Prozent, ein Erfolgshonorar wird nicht erhoben. Die anfallenden ordentlichen Erträge des Fonds werden jährlich ausgeschüttet. Es gibt vom Fidelity Germany zudem eine thesaurierende Tranche, bei der unter sonst gleichen Konditionen die ordentlichen Erträge des Fonds regelmäßig wieder angelegt und nicht ausgeschüttet werden.