Vor allem seine Behörde steht in der Kritik, bei der Kontrolle über Wirecard versagt zu haben. Einen Rücktritt schloss Hufeld aus. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hält den angekündigten Untersuchungsausschuss für einen guten Weg, um Klarheit in den Fall Wirecard zu bringen, der Banken und Investoren Milliarden kostet.
"Wir tun gut daran, diesen Fall jetzt so zu untersuchen, dass wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen", sagte Sewing. Dabei dürften aber nicht nur einzelne Personen an den Pranger gestellt werden. Es müsse darum gehen, herauszufinden, was falsch gelaufen sein. Die oppositionellen Parteien Grüne, FDP und Linke haben einen parlamentarischen Unterschungssausschuss auf den Weg gebracht und erhoffen sich Antworten darauf, wer wann welche Fehler gemacht hat.
Hufeld sagte, seine Behörde werde alles dafür tun, um den Skandal aufzuklären und Konsequenzen zu ziehen, damit so etwas nicht mehr passiere. "Wir werden unseren Beitrag dazu leisten, jeden Krümel darzulegen." Es müsse geprüft werden, ob eine ganze Reihe gesetzlicher Vorgaben geändert werden müsse. Der oberste Finanzaufseher zeigte sich selbstkritisch. "Wir haben uns zu lange auf die formal korrekten Verfahren verlassen. Wir haben vor lauter Bäumen den Wald nicht gesehen."
Wirecard hat nach bisherigen Ermittlungen der Strafverfolger jahrelang Luftbuchungen in Milliardenhöhe vorgenommen, um das Unternehmen finanzkräftiger darzustellen und von Investoren und Banken Milliarden zu bekommen. Im Juni sind die Vorgänge ans Licht gekommen, Wirecard meldete Insolvenz an. Ex-Chef Markus Braun sitzt in Haft, ein anderer Vorstand ist auf der Flucht.
Die BaFin habe es wie andere zu spät für möglich gehalten, dass bei Wirecard ein so großes Maß an krimineller Energie herrschte, räumte Hufeld ein. "Mit dem Wissen von heute hätten wir in fünf Minuten die Staatsanwaltschaft angerufen und gesagt: Verhaftet diesen Haufen Krimineller." Ein Rücktritt, wie er von Kritikern gefordert wird, komme nicht in Frage. "So lange mein Land und Europa mir Vertrauen entgegenbringen, werde ich weiter meine Pflichten erfüllen."
BÖRSE PLANT "NAMING UND SHAMING"
Die Deutsche Börse will ihre eigenen Konsequenzen aus dem Skandal ziehen. "Wir haben eine ganz bittere Erfahrung für den deutschen Kapitalmarkt hinter uns", sagte Vorstandschef Theodor Weimer. Der Börsenbetreiber werde Sanktionsverfahren beschleunigen und Strafen für Regelverstöße erhöhen. Wirecard hatte es unter anderem versäumt, den Jahresbericht rechtzeitig vorzulegen. Deshalb läuft seit Monaten ein Sanktionsverfahren der Frankfurter Wertpapierbörse gegen das Unternehmen.
"Wir werden sicherlich in Richtung 'naming und shaming' gehen", kündigte Weimer an. Das bedeutet, dass die Frankfurter künftig publik machen wollen, wenn Unternehmen ihre Quartals- oder Jahresbilanzen nicht fristgerecht abgeben. Dies sei bislang in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern per Gesetz nicht zulässig. Bei seinem Auftritt in der Sondersitzung des Bundestag-Finanzausschusses zum Wirecard-Skandal habe er an die Abgeordneten appelliert, das Börsengesetz entsprechend zu ändern.
Wirecard hatte Anlegern und Banken vorgegaukelt, dass der Zahlungsabwickler dank des Booms von Online-Shopping und bargeldlosen Bezahlen rasant wächst. Lange Zeit verfing die Story von dem erfolgreichen Fintech aus Deutschland. "Wirecard hat in einem ganzen Jahr so viele Transaktionen gemacht wie wir an einem Montagmorgen", kritisierte Sewing nun den jahrelangen Hype um den Konzern aus Aschheim bei München. Die Deutsche Bank will ihr Angebot an Zahlungsverkehrsdiensten weiter ausbauen und ist Insidern zufolge auch an der Wirecard Bank interessiert, die zum Verkauf steht.
rtr