Schließlich bietet weder jedes Finanztechnologieunternehmen einen Robo-Advisor an, noch ist jeder bis heute angetretene Robo-Advisor in einem Unternehmen beheimatet, das den Anspruch erheben würde, ein "Fintech" zu sein.

Der Fall Cashboard zeigt, dass Anbieter und Nutzer bisweilen eine durchaus unterschiedliche Wahrnehmung davon haben, was man unter einer echten "Finanzinnovation" verstehen kann und dass die Klassifizierung "Fintech" im Sinne eines revolutionären Start-Ups häufig eher vom Selbstanspruch einzelner Akteure zeugt, als von deren Möglichkeiten, die Finanzdienstleistungsbranche nachhaltig zu verändern.

Dabei wird alles in allem immer deutlicher, dass die Revolution der Finanzdienstleistungen, zumindest mit Blick auf das Portfoliomanagement, tendenziell eher die Züge einer Evolution annimmt, also die einer schleichenden statt einer abrupten Entwicklung. Das mag man unter anderem auch daran ablesen, dass es zuletzt vor allem etablierte Marktteilnehmer und Platzhirsche im Sinne bestehender und gut finanzierter Finanzkonzerne sind, die mit neuen Konzeptionen von "Robo-Advisorn" von sich Reden machen. Sie bieten durch Algorithmen gesteuertes Portfoliomanagement und automatisierte Beratung quasi als Alternative oder Weiterentwicklung bestehender Lösungen, Strategien und Kompetenzen an.

Man könnte es auch so sagen. "Robo-Advice", welche Ausprägungen es auch immer annehmen mag, ist gekommen, um zu bleiben und Finanzdienstleistungen insbesondere mit Blick auf den Zugang zum Kunden in vielfältiger Form zu verändern. Mit "Fintechs" hat das nur partiell zu tun.

Björn Drescher ist Gründer des auf Fonds spezialisierten Finanzinformationsdienstleisters Drescher & Cie (www.drescher-cie.de).