In der zu Ende gehenden Woche knackte der Dax die psychologisch wichtige Marke, schaffte es aber nicht, sich darüber zu etablieren. Am Freitag notierte er bei rund 12.990 Punkten, auf Wochensicht kam er damit kaum vom Fleck. Börsianer führen die Zurückhaltung der Anleger auf die politische Krise in Katalonien und den stärkeren Euro zurück, der die Absatzchancen europäischer Firmen auf dem Weltmarkt schmälert.

Finanzmarktexperte Joachim Goldberg von der Beratungsfirma Goldberg & Goldberg erwartet weiterhin keine großen Sprünge an der Börse. Profi-Investoren seien eher auf dem Rückzug, während Private zukauften. "Während für die institutionellen Anleger das Glas beim Dax halb leer ist, scheinen die Privatanleger völlig anderer Meinung zu sein." Dagegen sieht Anlagestratege Martin Lück vom Vermögensverwalter BlackRock keinen Grund zur Beunruhigung. "Der deutsche Aktienmarkt ist angesichts eines neuen Allzeithochs beim Dax nicht überbewertet." Politische Risiken böten eher Gelegenheit zum Kauf.

Mit Spannung werden Anleger verfolgen, wie sich der derzeit größte politische Bandherd in der Euro-Zone entwickelt - die Krise in Katalonien. Die Zentralregierung in Spanien hat den Ball ins Feld der nach Unabhängigkeit strebenden wohlhabenden Region zurückgespielt und eine Frist bis Montag gesetzt. Bis dahin müsse Regierungschef Carles Puigdemont erklären, ob die Unabhängigkeit nun ausgerufen worden sei oder nicht.

STÄRKERER EURO DÜRFTE BREMSSPUREN HINTERLASSEN HABEN



An der Wall Street dreht sich in der neuen Woche alles um das Zahlenwerk von Firmen, Konjunkturtermine sind rar gesät. "Die Konsensschätzungen für das Gewinnwachstum der US-Unternehmen liegen 2017 und 2018 bei über zehn Prozent", sagt Nadia Grant, Leiterin für US-Aktien beim Fondsverwalter Columbia Threadneedle. "Wir haben 2017 ein starkes Wachstum der Unternehmensgewinne gesehen, das sich im nächsten Jahr fortsetzen dürfte, denn das globale Wachstum gewinnt an Fahrt."

Die Großbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley, der Konsumgüterriese Johnson & Johnson sowie der Computerhersteller IBM lassen sich am Dienstag in die Bücher schauen. Ebay ist am Mittwoch dran, einen Tag später folgen Nestle und Unilever. Dann veröffentlicht auch der Walldorfer IT-Riese SAP als erstes Dax-Unternehmen sein Zahlenwerk. Den Abschluss am Freitag machen unter anderem der Autobauer Daimler und der US-Siemens-Rivale General Electric.

Anlageberater Dennis Etzel vom Fondshaus NFS Capital geht davon aus, dass der stärkere Euro Bremsspuren im Geschäft der exportabhängigen Firmen in der Euro-Zone hinterlassen hat. "Von diesem negativen Währungseffekt dürften neben den großen Autoherstellern auch die Autozulieferer und die Maschinenbauer aus der zweiten und dritten Reihe betroffen sein."

CHINAS FÜHRUNG LEGT KÜNFTIGE MARSCHROUTE FEST



Ein Blick gen Osten dürfte sich für Investoren ebenfalls lohnen. Die Führungskader der kommunistischen Partei in China beratschlagen ab Mitte der Woche über die Marschroute für die kommenden Jahre. Zudem legt die zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt Zahlen zum Wachstum im dritten Quartal vor. Analyst Bernd Weidensteiner von der Commerzbank rechnet mit einem Zuwachs von knapp sieben Prozent, betont aber: "Unter der ruhigen Oberfläche zeigen sich Probleme." So kämen Stimulierungsmaßnahmen der Regierung vor allem Staats-Konzernen zugute, die privaten Firmen fielen dagegen zurück. Außerdem schwächele der Immobilienmarkt.

"Die außenwirtschaftliche Verflechtung Chinas ist so eng, dass sich ein Einbruch dort unweigerlich negativ auf den Rest der Welt auswirken würde", fügt Chefvolkswirt Axel Angermann vom Vermögensverwalter Feri hinzu. China habe mittlerweile einen Anteil an der Weltwirtschaft von mehr als 18 Prozent, sieben Prozentpunkte mehr als vor zehn Jahren.

rtr