Das Thema Handelskrieg rückt dadurch in den Hintergrund. "Jenseits des Säbelrasselns gibt es Verhandlungen", sagt Gill Lakin, Chef-Anlegerin des Vermögensverwalters Brompton. "Vielleicht eröffnet sich dadurch die eine oder andere Kaufgelegenheit." Auch Benjamin Melman, Anleihechef des Vermögensverwalters Edmond de Rothschild, äußert sich verhalten optimistisch. "Auch wenn das ein reales Risiko darstellt, glauben wir weiterhin nicht, dass ein Handelskrieg das wahrscheinlichste Szenario ist."
"Die Sorgenliste bleibt aber lang", warnt Shane Oliver, Chef-Analyst des Vermögensverwalters AMP Capital. Sie reiche von einer möglichen direkten militärischen Konfrontation zwischen den USA und Russland bis zu den anhaltenden Ermittlungen wegen einer möglichen Manipulation der US-Präsidentschaftwahlen. In den vergangenen Tagen gewann der Dax dennoch knapp zwei Prozent und steuert auf den dritten Wochengewinn in Folge zu. Das ist die längste Serie seit einem halben Jahr.
ZAHLREICHE QUARTALSBILANZEN AUS DEN USA
Vor allem US-Firmen öffnen in der neuen Woche ihre Bücher. Hierzu gehören Bank of America (Montag), Goldman Sachs (Dienstag) und Morgan Stanley (Mittwoch). Daneben gibt der Siemens-Rivale General Electric (GE) (Freitag) Geschäftszahlen bekannt. Wegen den zum Jahreswechsel in Kraft getretenen US-Steuersenkungen spekulieren Anleger auf positive Überraschungen. In Deutschland legen unter anderem die skandalerschütterte "Poco"-Mutter Steinhoff (Montag) und die Software AG (Donnerstag) Zwischenergebnisse vor.
US-EINZELHANDELSUMSÄTZE UND FED-KONJUNKTURBERICHT IM BLICK
Bei den Konjunkturdaten richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger vor allem auf die US-Einzelhandelsumsätze am Montag. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Von Reuters befragte Analysten rechnen für März mit einem Plus von 0,3 Prozent nach einem Minus von 0,1 Prozent im Vormonat. "Auch die mittelfristigen Aussichten für den privaten Verbrauch sind gut", betont Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. "Der Arbeitsmarkt ist unverändert robust und die allmählich anziehenden Löhne und die Entlastungen durch die Steuerreform werden das verfügbare Einkommen weiter anschieben."
Weitere Hinweise auf Zeitpunkt und Tempo der erwarteten Zinserhöhungen erhoffen sich Anleger vom Konjunkturbericht der Notenbank Fed am Mittwoch. Tags zuvor stehen die Daten zur Industrieproduktion auf dem Terminplan.
Diesseits des Atlantik wird am Dienstag der ZEW-Index veröffentlicht, der die Stimmung der Börsianer widerspiegelt. "Auch wenn die Wachstumsprognosen für Deutschland bis zuletzt nach oben revidiert wurden, mehren sich die Zeichen, dass der Aufschwung zumindest etwas an Fahrt verlieren wird", sagt Commerzbank-Experte Weidensteiner. Daher werde der Index wohl zum ersten Mal seit knapp zwei Jahren unter null Punkte fallen.
rtr