Zwischen Schneiderkunst und Geldanlage gibt es einige Parallelen. Wenn man Profis ranlässt, kostet es Geld. Doch wenn die Fachleute ihr Handwerk verstehen, kommen hochwertige Ergebnisse heraus und man hat viel Freude mit der Anschaffung - und das über Jahre hinweg.
Genauso wie ein Maßanzug bei jedem Träger anders geschnitten ist, passt nicht zu jedem Anleger das gleiche Investment. Die einen bekommen nicht genug von Fonds, die ihren Wert explosionsartig steigern können, egal, welches Risiko damit einhergeht. Die anderen wollen eine solide Geldanlage mit guten Ertragsaussichten, aber ohne andauernd Vollgas zu geben. Wieder andere wünschen sich eine Kapitalvermehrung mit überschaubarem Risiko.
€uro am Sonntag hat sich auf die Suche gemacht nach Portfolios von Profis, die ihr Geld wert sind. Dabei hat die Redaktion drei Typen von Anlegern im Blick: offensive, moderate und defensive. Für jeden hat sie vier Fonds aus den mehr als 6.000 Produkten herausgefiltert, die hierzulande an private Anleger vertrieben werden. Ins Rennen gegangen sind sämtliche Fonds, die zumindest teilweise in Aktien (oder Aktienoptionen) investieren. Reine Anleiheportfolios blieben außen vor.
Um die Spitzenportfolios zu ermitteln, hat €uro am Sonntag mehrere Kennzahlen zurate gezogen. Im ersten Schritt wurden Produkte ausgewählt, die seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind und €uro-FondsNote 1 oder 2 tragen. Ein solches Rating bescheinigt dem Portfolio ein überdurchschnittliches Rendite-Risiko-Profil. Um die FondsNote zu ermitteln, werden die Wertentwicklung gegenüber der direkten Konkurrenz, die Wertentwicklung gegenüber einem Vergleichsindex und die Schwankungsbreite in den vergangenen vier Jahren betrachtet. Zusätzlich fließt eine qualitative Bewertung des Fondsmanagements ein. In die engere Auswahl kamen also nur die besten Produkte ihrer Art - rund 700 an der Zahl.
Um passgenaue Fonds zu bestimmen, hat sich die Redaktion in Schritt 2 eine Risikokennzahl angesehen, die weniger stark im Rampenlicht steht als die Volatilität: den maximalen Verlust, auf Englisch Maximum Drawdown. Sie gibt Auskunft darüber, wie stark der Anteilswert eines Fonds in einem bestimmten Zeitraum höchstens zurückgegangen ist. Die Kennzahl beschreibt also den theoretischen Fall, dass ein Anleger an einem Hochpunkt in einen Fonds eingestiegen ist und an einem Tiefpunkt seine Anteile verkauft hat.
Damit ist sie anschaulicher als die Volatilität, die die Schwankungsbreite des Anteilswerts um seinen Mittelwert beschreibt. Während die Volatilität schwer greifbar ist, bekommen Anleger durch den maximalen Verlust eine Vorstellung davon, welches Minus sie im schlimmsten Fall während der Haltedauer eines Fonds hätten ertragen müssen.
Corona als Bewährungsprobe
€uro am Sonntag hat die Portfolios mit den FondsNoten 1 und 2 nach ihrem maximalen Verlust in Fondswährung in den vergangenen fünf Jahren sortiert. Bei fast allen Produkten zeigt die Kennzahl an, wie sich die Portfolios während des Corona-Crashs vor einem Jahr geschlagen haben. Denn diese Marktphase war der empfindlichste Dämpfer der vergangenen Jahre.
Einige defensive Mischfonds, die Aktien und Anleihen kombinieren, kommen hierbei auf Werte von weniger als zehn Prozent. Reine Aktienfonds, die bei dieser Kennzahl brillieren, verloren maximal zehn bis 20 Prozent. Am unteren Ende der Skala stehen Fonds, die zwischenzeitlich 40 bis 60 Prozent Minus verkraften mussten.
Damit Anleger maßgeschneiderte Fonds finden, hat die Redaktion drei Klassen gebildet. In der ersten befinden sich Portfolios mit einem sehr schlanken Risiko. Maximal 15 Prozent durfte ein Produkt in den vergangenen fünf Jahren verloren haben, um hier aufgenommen zu werden. In der zweiten Kategorie sind Fonds versammelt, deren maximaler Verlust zwischen 15 und 25 Prozent lag. Portfolios, die zwischenzeitlich mehr als 25 Prozent eingebüßt haben, finden sich in Gruppe 3. Hier tummeln sich besonders dynamische Aktienfonds, die teils dicke Renditen erzielt haben, aber eben auch heftig einstecken mussten, als im ersten Quartal 2020 die Kurse erodierten.
Aus jeder Kategorie stellt €uro am Sonntag vier Fonds vor, die in den vergangenen Jahren ihre Leistungsstärke besonders unter Beweis gestellt haben. Bei der Endauswahl spielte die Rendite eine maßgebliche Rolle - denn ohne attraktive Zuwächse taugt die beste Verlustbegrenzung wenig. Und natürlich müssen die Aussichten stimmen: Nur Fonds, von denen wir auch in Zukunft viel erwarten, wurden ausgewählt.
Herausgekommen ist ein bunter, äußerst lukrativer Mix. Wann immer es möglich war, haben wir mit den Fonds, die wir auf den folgenden Seiten vorstellen, verschiedene Facetten abgedeckt. So lassen sich unterschiedliche Anlageklassen, Regionen, Branchen und Themen ins Depot holen.
Für Anleger, die der aktuellen Hausse nicht trauen, ihr Geld aber nicht auf dem Sparkonto versauern lassen wollen, sind eher die defensiven Produkte geeignet. Investoren, die signifikant auf Aktien setzen wollen, aber Produkte bevorzugen, die vergleichsweise widerstandsfähig sind, finden sich in der moderaten Gruppe wieder. Und wer auf dem Boom der vergangenen Monate mitreiten will, investiert in die offensiven Fonds.
Warum es sinnvoll ist, nicht nur auf die Rendite zu schauen, sondern stets auch die Höhe potenzieller Verluste im Auge zu behalten, erläutern wir abschließend.
Defensive Fonds:
Die Gefahren im Blick behalten
Anleger, die schlimmstenfalls zehn bis 15 Prozent Maximalverlust erleben wollen, sind bei vermögensverwaltenden Mischfonds und einem Portfolio für Stiftungen gut aufgehoben.
Die maximal mögliche Rendite herauszukitzeln, ist bei defensiv agierenden Fondsmanagern nicht das höchste Ziel. Bei ihnen steht Kapitalerhalt und vorsichtige Kapitalvermehrung im Vordergrund, deshalb betrachten sie ausgiebig die Gefahren für die Geldanlage. Ihnen geht es darum, in Krisen deutlich weniger zu verlieren als der Durchschnitt.
Mit einem maximalen Verlust von deutlich unter zehn Prozent bei einer Fünf-Jahres-Rendite von klar über 20 Prozent bietet der Mischfonds FVM-Classic UI ein hervorragendes Chance-Risiko-Profil. Das Kürzel FVM steht für Freiburger Vermögensmanagement, einen seit 1998 tätigen Vermögensverwalter im südwestdeutschen Raum. Das 2008 aufgelegte und 150 Millionen Euro schwere Portfolio spiegelt die Investmentphilosophie des Hauses wider.
FVM-Chef Claus Walter fühlt sich zuallererst dem Vermögenserhalt seiner Kunden verpflichtet. Der Fonds soll eine stetige Wertentwicklung bei vertretbaren Schwankungen bieten. Dazu streut er das Vermögen über verschiedene Anlageklassen - von Aktien über Anleihen bis zu Gold. Auch Absicherungen über Derivate sind möglich. Zu diesem Mittel griffen die Fondsmanager etwa Anfang 2020, sodass der Fonds den CoronaCrash ausgesprochen gut überstand.
Gut durch turbulente Zeiten steuern
Ebenfalls aus der Vermögensverwalter-Ecke kommen die beiden anderen ausgewogenen Mischfonds in unserer Tabelle. Hinter dem Arbor-Fonds stehen die Münchner Anlagespezialisten von Huber, Reuss & Kollegen. Portfoliomanager Adrian Roestel verfolgt eine eher konservative Strategie. Bis zu 60 Prozent Aktien sorgen dennoch dafür, dass die Rendite nicht auf der Strecke bleibt. Enthalten sind im Fonds vorwiegend Unternehmen aus Deutschland und den USA. Auch in turbulenten Zeiten zeigte Roestel, dass er auf Kurs bleiben kann. So büßte sein Fonds im Corona-Kurssturz überschaubare elf Prozent ein und holte diesen Verlust schnell wieder auf.
Deutlich bekannter als die beiden vorgenannten ist der Mischfonds DJE Zins & Dividende der Vermögensverwaltung Dr. Jens Ehrhardt. Das 2,2 Milliarden Euro schwere Portfolio wird von Jan Ehrhardt, dem Sohn des Gründers, gemanagt. Der bewies in den zehn Jahren, seit der Fonds besteht, dass er eine stabile Wertentwicklung liefern und Anleger vor großen Rückschlägen schützen kann. Mit dem Portfolio investiert Ehrhardt in Aktien und Anleihen. Der Aktienteil ist bei 50 Prozent gedeckelt.
In der Corona-Krise gab der Fonds nur zwölf Prozent nach. Ein Urgestein wertstabiler Anlage ist der Stiftungsfonds der Privatbank Merck Finck. Er ist mit 30 Jahren der älteste und erste dieser Art in Deutschland und verfolgt dezidiert eine defensive Strategie. Das Fondsmanagement ist nicht an einen Vergleichsindex gebunden und kann taktisch flexibel agieren.
Anlageschwerpunkt des Portfolios sind festverzinsliche Anleihen bonitätsstarker Emittenten. Dazu kommen mit einem Anteil von 25 bis maximal 30 Prozent Anteilscheine von Unternehmen, vorwiegend sogenannte Substanzaktien, die in Krisenzeiten weniger verlieren als der Durchschnitt. Das beschert dem Fonds eine ruhige und stetige Wertentwicklung, auf die Stiftungen neben einer günstigen Kostenquote hohen Wert legen. Der jährliche Zugewinn liegt bei drei bis vier Prozent, die Kursschwankungen machen niemanden nervös.
Moderate Fonds:
Risiko und Rendite in Balance
Wer einen Kursrückgang zwischen 15 und 25 Prozent verkraften kann, findet attraktive Portfolios für Europa, Deutschland, die Welt und sogar Schwellenländer.
Mit einem maximalen Verlust von 19,7 Prozent in den vergangenen fünf Jahren fällt der LuxTopic Aktien Europa zwar nicht mehr in unsere ganz defensive Kategorie. Doch zweifellos ist sein Risiko sehr moderat, die Ertragschancen dagegen ordentlich. Im Durchschnitt neun Prozent Rendite per annum brachte das Portfolio über den Fünf-Jahres-Zeitraum ein.
Gemanagt wird der Fonds seit Auflegung 2003 vom Vermögensverwalter Robert Beer. Der wählt aus den Aktien des Euro Stoxx 50 Index zunächst jene 35 aus, die sich zuletzt gut und stabil entwickelt haben. Danach sichert er das Portfolio systematisch mit Optionen gegen hohe Verluste ab. Das hat sich 2020 voll ausgezahlt. Beers Fonds gehörte zu den wenigen, die den Corona-Einbruch fast ohne Delle überstanden. Diese Leistung zusammen mit dem langfristig guten Abschneiden verhalfen Beer zum dritten Podestplatz beim "Fondsmanager des Jahres 2021". Die Auszeichnung wird vom Finanzen Verlag, der auch €uro am Sonntag herausgibt, vergeben.
Stabil mit kleinen Unternehmen
Einen bemerkenswert niedrigen maximalen Verlust weist auch der deutsche Aktienfonds Paladin One auf. Bemerkenswert deshalb, weil sich das Portfolio auf Nebenwerte spezialisiert hat, die nicht unbedingt als schwankungsarm gelten. Doch die Fondsmanager Marcel Maschmeyer und Matthias Kurzrock setzen zum einen auf unterbewertete Aktien, zum anderen auf Unternehmen in Sondersituationen wie zum Beispiel Übernahmen, die stabile Notierungen zur Folge haben. Und zum dritten steuern sie das Risiko mit einer flexiblen Bargeldquote, die auch mal deutlich über 20 Prozent liegen kann.
Das Ziel der Fondsmanager: zehn Prozent jährliche Rendite bei deutlich geringeren Schwankungen als der Gesamtmarkt. Über die vergangenen fünf Jahre haben sie das locker geschafft.
Der dritte Aktienfonds in der Runde, der MainFirst Global Equities, geht weltweit auf Aktienjagd und hat den Anspruch, die Vorreiter von Megatrends im Portfolio zu versammeln. Die Fondsmanager suchen Unternehmen mit langfristigem strukturellen Wachstum. Frühzeitig haben sie beispielsweise auf die Gewinner der Digitalisierung gesetzt, aber auch auf die Themen künstliche Intelligenz, E-Commerce oder Dekarbonisierung der Wirtschaft. Versorger, Banken oder Unternehmen aus dem Öl- und Gassektor sind im Fonds gar nicht oder nur geringfügig vertreten.
Insgesamt profitiert das Portfolio von den strukturellen Veränderungen, die durch die Pandemie verstärkt wurden. Dazu steuern die Fondsmanager das Risiko über Aktienindex-Futures. Der maximale Verlust rangiert deshalb noch unter der 25-Prozent-Marke.
Deutlich unter dieser Schwelle bewegt sich der Maximum Drawdown des Carmignac Emerging Patrimoine. Der Schwellenländerfonds bietet einen Mix aus Aktien und Anleihen, nutzt zudem Währungschancen. Aktuell ist die Aufteilung: 40 Prozent Aktien, knapp 40 Prozent Staatsanleihen und 20 Prozent Unternehmensanleihen. Das Portfolio, das vor zehn Jahren aufgelegt wurde, zählt vielleicht nicht zu den RenditeSpitzenreitern seiner Kategorie, aber es bot in den vergangenen Jahren ansprechende Erträge bei relativ niedrigen Kursschwankungen. Eine gute Möglichkeit, die aufstrebenden Volkswirtschaften ins Depot zu holen und die Risiken dabei im Zaum zu halten.
Offensive Fonds:
Rendite mit Vollgas
Anleger, die bereit sind, zwischenzeitliche Verluste von mehr als 25 Prozent hinzunehmen, können mit Aktienfonds gezielt in spezielle Anlagesegmente investieren.
Drei Themen haben in den vergangenen Jahren die Börsenwelt dominiert: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und China. Kein Wunder also, dass die vorderen Ränge der Fünf-Jahres-Ranglisten vielfach von Fonds mit diesen Schwerpunkten besetzt sind. Das spiegelt sich auch in unserer Produktauswahl wider. Stärkster der hier vorgestellten Fonds ist der BGF World Technology. Er konnte seinen Wert binnen fünf Jahren mehr als vervierfachen. Während des CoronaCrashs gab er in Fondswährung zwar um rund 30 Prozent nach. Doch bereits wenige Wochen nach dem Tiefpunkt Mitte März 2020 markierte das Portfolio neue Höchststände und der Anteilswert kannte kein Halten mehr.
Das Thema Technologie wird auch in Zukunft aussichtsreich bleiben. Wer hohe Renditen wünscht und risikobereit ist, kommt an entsprechenden Fonds nicht vorbei. Beim Blackrock-Produkt investieren die Manager Tony Kim und Reid Menge überwiegend in Bluechips, knapp zehn Prozent des Vermögens stecken in Mid und Small Caps. Die Fondslenker legen den Begriff Technologie weit aus und halten nicht nur reine IT-Unternehmen, sondern auch Titel aus den Branchen Einzelhandel und Medien wie Amazon oder den chinesischen Social-Media-Anbieter Tencent.
Mit dem Ökoworld Klima setzen Anleger auf ein weiteres heißes Thema. Immer mehr Anleger möchten beim Investieren ökologische und soziale Belange berücksichtigen. Das hat zu einem Boom bei nachhaltig ausgerichteten Fonds geführt.
Der Ökoworld Klima bedient eine besondere Facette dieser Entwicklung. Er investiert in Unternehmen, die von den Bemühungen, den Klimaschutz zu verbessern, wirtschaftlich profitieren. Dazu zählen unter anderem Firmen aus den Bereichen Energieeffizienz, Recycling, Verringerung der Schadstoffbelastung und erneuerbare Energien - etwa der Hersteller von Wechselrichtern für Solaranlagen, Enphase Energy. Nicht nur mit seinem Zuwachs kann der Fonds überzeugen, auch mit seiner Widerstandsfähigkeit. Von den vier offensiven Produkten verlor er während des Corona-Crashs am wenigsten.
Etwas weniger robust als das Ökoworld-Portfolio präsentierte sich der JP Morgan Greater China Fund. Er gab in der Zeit von März 2016 bis heute um maximal 33,3 Prozent nach. Auch bei ihm war der Rückgang im ersten Quartal 2020 bald ausgeglichen und sogar überkompensiert. Auf Sicht von zwölf Monaten steht der seit Jahren erfolgreiche Fonds knapp 60 Prozent im Plus.
Die Fondsmanager Howard Wang und Rebecca Jiang suchen in China, Hongkong und Taiwan nach qualitativ hochwertigen Unternehmen mit starkem Wachstum. Gefunden haben sie diese unter anderem in Alibaba, Tencent und Taiwan Semiconductor, den mit Abstand größten Werten im Portfolio.
Als viertes offensives Produkt empfiehlt die Redaktion den Robeco Global Consumer Trends. Gekonnt greifen die Manager Jack Neele und Richard Speetjens das Thema Konsum auf. In ihrem Portfolio konzentrieren sie sich auf drei Trends, denen sie eine anhaltend hohe Bedeutung beimessen: den digitalen Konsumenten, die Verbraucher in Schwellenländern sowie Gesundheit und Wohlbefinden. Auf diese Weise vereint das Portfolio so unterschiedliche Unternehmen wie den Online-Zahlungsdienstleister Paypal, den chinesischen Lebensmittellieferdienst Meituan Dianping und den schwedischen AudioStreaming-Anbieter Spotify.
Neben der Rendite auch aufs Risiko achten
Wer hätte das nicht gerne im Depot? Fonds, die innerhalb weniger Jahre ihren Kurs verdoppeln oder verdreifachen. Gibt es, keine Frage. Portfolios, die auf Unternehmen wie Apple, Amazon, Facebook und dergleichen setzen, lieferten in den vergangenen Jahren sensationelle Gewinne. Spezialthemen wie Robotik, künstliche Intelligenz oder saubere Energie boomten an der Börse. Ist es nicht das Beste, allein auf diese Top-Performer zu setzen? Nein, zumindest wenn es um eine langfristige Anlagestrategie geht, vielleicht sogar um die Altersvorsorge.
Hohe Renditen sind zwangsläufig mit größerem Risiko verknüpft. Dieser Zusammenhang mag im Zeitalter überbordender Notenbank-Liquidität etwas in Vergessenheit geraten sein. Aber das muss nicht so bleiben. Das Portfolio sollte deshalb nicht ausschließlich aus Kursraketen bestehen, die in einem Crash mehr verlieren als der breite Markt.
Verluste aufzuholen ist nämlich umso schwieriger, je höher diese ausfallen. Die Grafik rechts zeigt es deutlich: Verliert ein Portfolio fünf Prozent an Wert, reicht ein ungefähr ebenso großer Zuwachs aus, um wieder in den grünen Bereich zu kommen. Bei einem Kursrutsch von 20 Prozent muss der Fonds bereits 25 Prozent wieder gutmachen, um den Verlust auszugleichen. Und fällt der Anteilswert gar um 50 Prozent, ist eine anschließende Rendite von 100 Prozent für eine ausgeglichene Bilanz nötig. Extrembeispiele bieten Technologiefonds, die um die Jahrtausendwende aufgelegt wurden und beim Platzen der Dotcom-Bubble um bis zu 90 Prozent verloren. Viele Portfolios verschwanden vom Markt. Und die überlebenden mussten 900 Prozent Plus erwirtschaften, damit Anleger der ersten Stunde allein ihren Einstandspreis wieder sahen. Das dauerte in vielen Fällen 15 Jahre und mehr. Langfristig zahlt es sich deshalb aus, auf ein vernünftiges Verhältnis von Rendite zu Risiko zu achten.