Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden in diesem und im folgenden Jahr wohl noch noch deutlich zu spüren sein. Doch die Pandemie trifft nicht alle Regionen und Branchen gleich stark. Wichtige Trends, die sich schon länger abzeichnen, haben sich zuletzt beschleunigt. Etliche Unternehmen profitieren nicht nur in der Krise, sondern wohl auch in Zukunft von den Veränderungen, die auch nach Corona noch bleiben werden. Manche Länder, insbesondere in Asien, haben die Pandemie besser im Griff als andere. Das Thema Nachhaltigkeit bekommt zudem noch einmal Schwung. Die Börse antizipiert diese wesentlichen Trends bereits. Im Rahmen des crossmedialen Formats "Fonds im Fokus" gingen Analysten von FondsConsult Research im Gespräch mit Experten verschiedener Fondsgesellschaften der Frage nach, welche Lösungen sie für die Herausforderungen der kommenden Monate und Jahre anzubieten haben.
In der vergangenen Woche diskutierten bereits Experten des Immobilienfonds-Spezialisten BNP Paribas REIM und des Vermögensverwalters Eyb & Wallwitz Marktentwicklungen und passende Lösungen. In den vergangenen Tagen nun folgten Gespräche mit Christophe Braun von der Capital Group, Vishal Gupta von Morgan Stanley IM und Max Anderl von der UBS. Die drei Fondsmanager zeigen eindrücklich auf, wie die sogenannten Millennials die Weltwirtschaft immer stärker beeinflussen, welche Chancen ausgewählte Schwellenländer bieten und wie das Thema Nachhaltigkeit die Märkte beschäftigt.
Capital Group: Disruptoren als Basisinvestment
Wer auf Dauer erfolgreich investieren will, muss vor allem Verluste vermeiden. "Jetzt aber könnte uns eine lange Zeit der Unsicherheit bevorstehen, was für klassische defensive Aktien nicht einfach ist", erklärt Christophe Braun, Investment Director für Aktien bei der Capital Group. Im Gespräch mit Senior Analyst Stephan Schrödl von FondsConsult Research diskutiert Braun die Frage, ob Anleger mit klassischen defensiven Aktien weiterhin ihre Ziele erreichen können. Oder ob es Zeit ist, umzudenken und ganz neue Denkansätze zuzulassen. "Vielleicht werden wir in diesen Zeiten des Umbruchs eine neue Generation von defensiven Aktien sehen - Firmen, die heute noch als disruptive Unternehmen ganze Branchen aufmischen und von vielen Investoren als offensive Player eingestuft werden, morgen aber schon aufgrund ihrer Innovationskraft, der hohen Skalierbarkeit ihrer Geschäftsmodelle und der positiven Entwicklung ihrer Erträge als defensive Anlagen gelten", so Braun. Um diese Unternehmen zu finden, setzenBraun und seine Kollegen auf das sogenannte Capital System. Hinter dem prägnanten Namen, den sich die Firma sogar schützen lassen hat, verbirgt sich eine Philosophie, die über das komplette Unternehmen bis in die einzelnen Fonds wirkt. Die Idee: Es gibt keinen einzelnen Star-Manager, der für einen Fonds hauptsächlich verantwortlich ist. Stattdessen steuern mehrere gleichberechtigte Fondsmanager das Gesamtportfolio.
Morgan Stanley IM: Smarte Schwellenländer-Strategie
Der Morgan Stanley INVF Emerging Leaders Equity Fund hat bemerkenswerte Alleinstellungsmerkmale, die ihn von anderen Emerging Market-Fonds unterscheiden. So bietet der Fonds im Vergleich zu anderen EM-Produkten, bei denen China aufgrund seiner übergroßen Gewichtung in der Benchmark besonders stark involviert wird, ein diversifiziertes Engagement sowohl auf Landes- als auch auf thematischer Ebene an. "Wir haben spezifische Themen, die wir in den Schwellenländern suchen, von denen wir glauben, dass es strukturellen Rückenwind für das Wachstum gibt", sagt Portfolio Manager Vishal Gupta. "Wir betrachten unsere Anlagemöglichkeiten als Bottom Up-Aktienchancen, die zu unseren langfristigen strukturellen Top-Down-Themen passen.
Wir sind der festen Überzeugung, dass wir an der Schwelle zu einigen bedeutenden Veränderungen bei Unternehmen stehen, die in Schwellenländern notiert werden, was spannend ist", so Gupta, der seine Anlageentscheidungen frei von einer Benchmark treffen kann und dadurch nicht auf eine bestimmte Liste von Ländern für seine Investitionen gebunden ist. Im Gespräch mit Fondsanalyst Jan Richter gibt Gupta seine Einschätzung zu den zukünftigen Konsumententrends innerhalb der Schwellenländer wieder und zeigt auf, wo er diesbezüglich Chancen insbesondere in den kontinental-großen Märkten sieht. Zudem erklärt er auch seine Sicht auf die Verlagerung der Gewinne von etablierten hin zu disruptiven Unternehmen und warum er dabei besonders auf mögliche Fallen achtet.
Jan Richter im Gespräch mit Vishal Gupta, Portfolio Manager des MSINVF Emerging Leaders Equity Fund.
UBS: Zukunft ist jetzt - Concentrated Alpha + ESG
Sicherheitsorientiert zu investieren, ohne den Anspruch aus dem Blick zu verlieren, eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften, ist in den vergangenen Jahren herausfordernder geworden. Denn die Alternativen an geeigneten Lösungen sind geschrumpft. Anleihen etwa bieten kaum noch Rendite. Durch die Auswirkungen der Politik der sogenannten Quantitativen Lockerung und der aktuellen Zinspolitik der Zentralbanken sind die niedrigen, bereinigten Renditen von Staatsanleihen weltweit sichtbar. Deshalb fließt Kapital zunehmend in risikoreichere Assets. Doch ist das die Ultima Ratio? "Was können wir tun?" fragt Senior Analyst Patrick Reuther von FondsConsult Research seinen Interviewpartner Max Anderl von der UBS. "Viele Anleger haben ihre Gelder in der Vergangenheit in Unternehmensanleihen und High Yield Bonds investiert. Der UBS European Opportunity Sustainable bietet Anlegern mit einem hohen Active Share Portfolioansatz eine risikoadjustierte Alternative, mit der Anleger für die Zukunft gut aufgestellt sind", so der Portfoliomanager. Max Anderl erklärt im Gespräch mit Reuther seinen nachhaltigen, ganzheitlichen, konzentrierten Investmentprozess und verweist kenntnisreich auf die Chancen, die sich in Investmentprozessen unter Berücksichtigung von ESG-Kriterien ergeben. Er verweist jedoch auch auf die ungeklärten Lücken in den Regulierungsbemühungen der Europäischen Union und die Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn international agierende Fondsgesellschaften auf Länderebene Sonderlösungen finden müssen.