Sowohl die Aktie der Münchener Rück als auch der Hannover gehören zu Deutschlands beliebtesten Dividendenaktien, besonders nach der Rallye, die beide Titel in den vergangenen Jahren hingelegt haben. Doch wo bieten sich jetzt mehr Chancen für Anleger? Das verrät Fondsmanager Norbert Schmidt.
In den letzten Jahren haben Aktie aus der Branche der Rückersicherungen einen deutlichen Kursanstieg geschafft. Papiere wie die Münchener Rück sind nach mehr als 20 Jahren endlich wieder auf neue Rekordhochs gestiegen.
Dies hat gleichzeitig die Bewertungen in die Höhe getrieben und die Ausschüttungsrenditen bei den beliebten Dividendenaktien gesenkt. Deswegen fragen sich viele Anleger: Wie geht es jetzt weiter? Und kann man auf diesem Niveau noch investieren?
So steht es um diese zwei beliebten DAX-Dividendenaktien
Auf meine Fragen zur aktuellen Situation bei den beiden Rückversichern hat mit Fondsmanager Norbert Schmidt vom FU Bonds Monthly Income (WKN: HAFX9M) geantwortet:
Herr Schmidt, Rückversicherung war in Deutschland lange ein langweiliges Thema – erst als die Münchener Rück & Co. es geschafft haben, steigende Prämien konstant durchzusetzen, ist das Geschäftsmodell für viele wirklich attraktiv geworden und mit den Kursen ging es nach oben. Zuletzt stellte man sich allerdings immer wieder die Frage: Kann die ständige Prämienerhöhung immer so weitergehen? Wie blicken Sie auf die Branche?
Bei der Rückversicherung handelt es sich um ein extrem stabiles und planbares Geschäftsmodell, bei dem Risiken von klassischen Erstversicherern im Ausgleich gegen eine Prämie übernommen werden. Auch wenn immer mal wieder Schadensfälle eintreten, so ist der Sektor doch extrem krisenresistent und auch in konjunkturell schwierigen Zeiten in der Regel weiterhin hochprofitabel.
In den letzten Jahren konnten von den Rückversicherern gegenüber den Erstversicherern immer wieder Preiserhöhungen durchgesetzt werden. Diese Preiserhöhungen lagen in der Regel sogar oberhalb des Anstiegs bei den Schadenssummen – also eine echte Margenausweitung.
Nun scheint sich im Markt ein neues Gleichgewicht bei Angebot und Nachfrage gefunden zu haben, weshalb der ganze Sektor eher mit Schadenssummen-bereinigt stabilen Prämien rechnet. Allerdings nimmt das Geschäftsvolumen weiterhin zu, weil mehr Geschäftsvorfälle abgedeckt werden wie bspw. Cyberrisiken, aber auch weil das Bestandsgeschäft durch die anhaltende Inflation zunimmt. Deshalb ist trotz stabil erwarteter Margen weiterhin mit deutlichem Gewinnwachstum zu rechnen. Die Kombination aus langfristigem Wachstum, Inflationsschutz und vergleichsweise geringer Konjunktursensibilität ist eine wirklich spannende Ausgangslage.
Schätzen Sie die aktuelle Hurrikane Saison als großes Problem für die Rückversicherer ein?
Nein. Großschäden durch Naturkatastrophen sind stets ein guter Aufhänger für weitere Prämienerhöhungen. Die Rückversicherungsbranche verdient unabhängig von Schadensereignissen gut. Bleiben die Großschäden aus, verdient man stabil hohes Geld. Treten tatsächlich Großschäden auf, beflügelt das die Gewinne der Zukunft. Beides sehr gut für die Branche. Natürlich kann dadurch in einzelnen Jahren wie 2020 mal die Zwischenbilanz verhagelt aussehen. Dem langfristig profitablen Wachstum schadet dieser Umstand allerdings nicht.
Wie ist Ihrer Meinung nach die Auswirkung von Zinssenkungen auf die Branche? Zuletzt hatten Rückversicherer ja massive Zinsgewinne verzeichnen können?
Wie Sie richtig sagen, hatten die Zinsanhebungen nochmals einen positiven Effekt auf die Ertragsentwicklung der großen Rückversicherer. Das ist darauf zurückzuführen, dass Rückersicherungen einen großen Prämienbestand vor sich herschieben, bis dieser in unregelmäßigen Abständen bei Großschäden ausgezahlt wird. Bis zur Auszahlung werden diese hohen Prämienbestände überwiegend in sicheren, kurzlaufenden Staatsanleihen geparkt. Das zuletzt deutlich gestiegene Zinsniveau hat diesen „Nebenverdienst“ sehr unterstützt. Da wir trotz vereinzelter Zinssenkungen mittelfristig nicht mit einem rasanten Abfallen beim Zinsniveau rechnen, sollte dieser Zusatzertrag weiter erzielt werden können.
Mit der Münchener Rück und der Hannover Rück haben wir ja auch zwei weltweit führende Rückversicherer im DAX, die aufgrund ihrer Dividenden auch für Einkommensinvestoren stets einen Blick wert sind. Fangen wir mit der größeren Münchener Rück an – Wie bewerten Sie die Aussichten?
Die Münchener Rück ist noch vor der Swiss Re die volumenstärkste Rückversicherung der Welt und weist dauerhaft gute Zahlen aus. Bedingt durch diese Größe profitiert das gesamte Unternehmen von Skaleneffekten und einer starken Verhandlungsposition. Für die Münchener Rück erwarten wir Schadens-bereinigt stabile Prämien, bei in Summe deutlich steigendem Auftragsvolumen. Die Aussichten sind demnach exzellent.
Und wie sieht es bei der Hannover Rück aus? Und welche der beiden Werte ist für Sie interessanter?
Auch die Nummer 3 weltweit glänzt mit stabil hohem Wachstum und einer soliden Kapitaldecke. Zu sagen, dass die eine Rückversicherung besser für eine Investition geeignet ist, als eine andere, wäre demnach nicht möglich - zumindest auf der Aktienseite. Das spiegelt sich auch in fast identischen erwarteten Kursgewinn-Verhältnissen und vergleichbaren Dividendenrenditen.
Wie steht der Anleihemarkt zu beiden Unternehmen? Sieht man hier etwas, was sich möglicherweise am Aktienmarkt noch nicht widerspiegelt? Und sind Sie selbst mit dem FU Bonds Monthly Income hier investiert?
Auf der Anleihe-Seite der beiden Unternehmen sieht es differenzierter aus. Grundsätzlich verfügen beide Unternehmen über Creditratings von S&P und sowohl die Hannover Rück als auch die Münchener Rück erhalten hier das identische und extrem gute Rating von AA-. Beiden Rückversicherern wird demnach eine extrem hohe Solvenz attestiert, die nur noch von vereinzelten Top-Schuldnern wie bspw. der Bundesrepublik übertroffen werden kann. An dieser Stelle also wieder gleichwertige Spitzenergebnisse.
Wesentlich interessanter wird es, wenn wir uns den nachrangigen Anleihe-Bereich etwas genauer ansehen. Hier verfügt die Hannover Rück mit einer 5,875 Prozent Zinskupon Anleihe über eine einzigartige Investitionsmöglichkeit. Diese haben wir für uns im FU Fonds - Bonds Monthly Income auch genutzt, da sie für uns hohe Zinsen und Sicherheit verbindet. Ein solches Risiko-/ Ertrags-Verhältnis ist extrem attraktiv. Hohe Sicherheit und gleichzeitig sehr attraktive Zinsen.
Neben dem wirklich attraktiven Kupon bietet die Anleihe aufgrund der Laufzeit signifikantes Kurspotenzial, sollten die Zinsen schneller als erwartet gesenkt werden. Die Anleihe erfüllt in unserem Portfolio demnach auch eine Hedging-Funktion.
Zum Abschluss: Wie sieht es aktuell am Anleihemarkt allgemein aus? Sind deutliche Zinssenkungen jetzt endlich in Sicht? Und wie spiegelt sich das in Ihrem Anleiheportfolio wider?
Die Juni-Senkung der EZB galt als sicher. Darüber hinaus bahnen sich nun schon weitere Senkungen an. Das zeigt zumindest die Zinserwartung am Markt. Der 12-Monats EURIBOR-Zins ist auf etwa 3,5 Prozent zurückgekommen. Das impliziert mindestens einen Zinsschritt für die nächsten Monate. Damit befinden wir uns allerdings auf einem weiterhin sehr attraktiven Niveau. Nicht nur für Tagesgeldsparer, sondern vielmehr noch für Anleihe-Liebhaber, die sich weiterhin Kupons von 5 - 8 Prozent auf Papiere von starken Unternehmen einloggen können. Genau diese hohen Zinsen auf Unternehmensanleihen sichern wir uns weiterhin für unseren Fonds und unsere Anleger.
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