Für viele Deutsche ist Frankreich Kultur, Genuss und Romantik pur. Börsianer verschmähen das begehrte Urlaubsziel allerdings eher. Nicht ohne Grund: In den vergangenen zehn Jahren steht für den Pariser Leitindex CAC 40 ein Verlust von 15 Prozent zu Buche. Der DAX legte dagegen rund zwei Drittel zu.

Zwar hatten die Standardwerte aus dem Nachbarland auch 2016 das Nachsehen, allerdings fanden sie ebenfalls den Weg in die Pluszone. Die Jahresendrally verlief nämlich genauso dynamisch wie hierzulande. Der Vorstoß brachte den CAC 40 sogar in Reichweite zur 5000-Punkte-Marke. In diesem Bereich befindet sich eine Widerstandszone. Wird sie erfolgreich überwunden, würde das dem Index charttechnisches Potenzial bis in den Bereich von 6000 Zählern bescheren.

So weit die Technik. Fundamental scheint die Unterstützung für die Bullen auf den ersten Blick relativ begrenzt. 2016 und 2017 erwarten die Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) keine großen Sprünge und gehen von einem moderaten BIP-Wachstum von 1,3 Prozent aus - das ist weniger, als für Deutschland erwartet wird. Auch ist die Arbeitslosenquote mit 9,7 Prozent mehr als doppelt so hoch wie hierzulande. Aber es zeigt sich Licht am Horizont. Im November waren mit 3,45 Millionen Menschen 0,9 Prozent weniger arbeitssuchend als im Vormonat. Damit festigt sich der jüngst eingeleitete positive Trend: Erstmals seit 2008 ist die Arbeitslosigkeit drei Monate in Folge gesunken.

Eigentlich sind das gute Nachrichten für das sozialistische Regierungslager. Allerdings fehlt der Partei der Kopf für die im April anstehende Wahl. Der amtierende Präsident François Hollande tritt nämlich nicht mehr an. Ein neuer Kandidat ist noch nicht gefunden. Die konservativen Republikaner schicken den wirtschaftsliberalen François Fillon ins Rennen, dem die Verschlankung des Staats am Herzen liegt. Einen ganz anderen Weg schlägt der rechtsextreme Front National mit seiner Leitfigur Marine Le Pen ein. Dieser möchte raus aus der Eurozone und das Land mit alten Francs fluten. Umfragen sehen derzeit Le Pen und Fillon vorn. Es dürfte also eine Richtungswahl sein, die über Europas Zukunft entscheiden könnte.



"Politische Börsen haben kurze -Beine", lautet eine alte Börsenweisheit. Ob das dieses Mal auch so sein wird, bleibt angesichts der großen Unsicherheiten abzuwarten. Anleger sollten bei ihrer Investmententscheidung vor allem auf die Einzelstorys achten, die die Unternehmen zu bieten haben. Gut sieht es etwa für Renault aus. Der Autokonzern profitiert derzeit innerhalb der Volumenhersteller am stärksten von den niedrigen Zinsen sowie der verbesserten wirtschaftlichen Lage in vielen Teilen Europas. So legte der Absatz im November um knapp 17 Prozent zu. Damit bleibt der Konzern klar auf der Überholspur. Von Juli bis September wurden 16 Prozent mehr Neuwagen verkauft. Unter anderem trug das in Indien besonders günstig angebotene Modell Kwid zu dem starken Wachstum bei. Wir heben Ziel- und Stoppkurs an.

Begehrter Luxus



Es muss aber nicht immer günstig sein. Das Geld sitzt weltweit wieder lockerer, die Nachfrage nach Luxus steigt. Davon profitiert Branchenprimus LVMH ebenso wie Rémy Cointreau. Der Spirituosenhersteller verdiente dank florierender Geschäfte in den USA und China in der ersten Hälfte des ersten Geschäftshalbjahrs 2016/17 deutlich mehr. Der operative Gewinn legte um 15,9 Prozent zu, bereinigt um Währungsgewinne waren es sieben Prozent. Die Marge verbesserte sich um satte 2,7 Prozentpunkte auf 24,1 Prozent. Um auf Erfolgskurs zu bleiben, setzt Rémy auch auf Übernahmen. Kurz vor dem Jahreswechsel kaufte die Firma den US-Whiskey-Hersteller Westland Distillery.

Aus ihrer Lethargie erwachen könnte schon bald die Carrefour-Aktie. Europas größter Einzelhändler will Gerüchten zufolge im Frühjahr seine milliardenschwere Gewerbeimmobilientochter Carmila an der Börse versilbern. Eine Bewertung von stolzen 4,5 Milliarden Euro kursiert derzeit auf dem Parkett. Mit dem frischen Geld könnte Carrefour das Wachstum weiter vorantreiben.