Nun ist die Schlacht um den Posten des Staatspräsidenten in Frankreich also endlich geschlagen. Mit Emmanuel Macron hat sich ein Kandidat durchgesetzt, mit dem die Märkte gut leben können. Zu tun hat das mit dessen proeuropäischer Haltung. Außerdem versprechen sich Anleger von ihm Reformen. Diese hat Frankreich auch nötig. Denn die Grande Nation hat in den zurückliegenden Jahren an Schlagkraft verloren.

Was Macron an Reformen umsetzen kann, hängt aber von den Parlamentswahlen im Juni ab, stellt die von ihm 2016 gegründete Partei En Marche! ("Vorwärts!") doch noch keine Abgeordneten. Für ein wirkungsvolles Agieren braucht er eine stützende Basis. Schließlich steht eine Herkulesaufgabe an. Das sieht auch Peter Hensman, Stratege bei Newton Investment, so: "Der Wahlsieg Macrons hat nichts an den strukturellen wirtschaftlichen Problemen geändert. Diese sind auf die hohe Verschuldung, die demografische Entwicklung und die technologischen Umwälzungen zurückzuführen."

Nebenwerte glänzen



Auch wenn kritische Töne berechtigt sind, darf eines nicht vergessen werden: Frankreich mag etwas verkrustet sein und echte volkswirtschaftliche Dynamik trotz zuletzt verbesserter Wirtschaftsdaten noch fehlen. Aber das Land verfügt über eine interessante Unternehmenslandschaft, bei der nicht zuletzt der Mittelstand punkten kann. Das bestätigen auch die Nebenwerteindizes CAC Mid 60 und CAC Small, die den Standardwerteindex CAC 40 seit März 2009 um Längen abgehängt haben. Passend dazu ist auch die Bilanz der in den "Länderreporten" der Ausgaben 35/2015 und 09/2016 empfohlenen Frankreich-Aktien. Mit Trigano und Ubisoft steuern zwei dieser Titel sogar auf Kursverdreifachungen zu.

Auch aktuell lohnt es sich, an der Pariser Börse auf die Pirsch zu gehen. Was Charttechnik, Momentum und Geschäftsmodell angeht, finden sich viele interessante Titel. Schwieriger ist es hingegen, noch Schnäppchen aufzuspüren. Denn speziell nach dem jüngsten Kursschub sind die Bewertungen oft anspruchsvoll.

Doch das ließe sich korrigieren, wenn es gelingt, wieder mehr Umsatzdynamik zu generieren und die Eigenkapitalrenditen zu erhöhen. Denn in beiden Fällen ist Frankreich gegenüber Deutschland seit der Finanzkrise zurückgefallen. Auch die Unternehmensgewinne bewegen sich laut Société Générale noch unter dem Niveau von vor der Eurokrise.

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Stimmige Unternehmensstorys



Unter unseren sechs aktuellen Favoriten zählt Valeo als Vertreter des CAC 40 zur ersten Börsenreihe. Wir haben den zu den führenden Zulieferern der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie zählenden Titel früher schon vorgestellt. Die Firma hat sich innovativen Produkten zur Reduktion von CO2-Emissionen und zur Weiterentwicklung des intuitiven Fahrens verschrieben. Man bedient somit Megatrends, und laut Analysten soll der Gewinn je Aktie im Zeitraum 2016 bis 2021 von 5,62 auf 8,71 Euro steigen.

Wenngleich nicht im Leitindex CAC 40 enthalten, geht auch Amundi bei einem Börsenwert von klar über zehn Milliarden Euro als Standardwert durch. Die Gesellschaft ist mit einem weltweit verwalteten Vermögen von über 1100 Milliarden Euro Europas führender Vermögensverwalter. Analysten sehen den Gewinn von 2016 bis 2020 deutlich von 3,30 auf 6,26 Euro steigen.

Aus der zweiten Garnitur stammen die nächsten drei Empfehlungen. Die erste ist Teleperformance. Diesen Wert hatten wir in Ausgabe 09/2016 bereits vorgestellt. Der Spezialist für ausgelagerte Geschäftsprozesse, der unter anderem Call- und Contact-Center betreibt, hat seitdem seinen Rekordkurs weiter ausgebaut. Kein Wunder, schließlich gelang in 19 Quartalen in Folge ein Umsatzwachstum von mehr als fünf Prozent. Ein Trend, der anhalten dürfte.

Hinter Plastic Omnium steckt ein familiengeführter Anbieter von Automobilteilen und Karosseriemodulen, Kraftstoffsystemen für Fahrzeuge und Abfallbehälterlösungen. Die Zielsetzung des Vorstands lautet, den Umsatz von 2015 bis 2020 von fünf auf acht Milliarden Euro zu steigern. Können die Verantwortlichen liefern, sind hier ebenfalls noch höhere Kurse drin.



Auch das auf Technologieberatung spezialisierte Unternehmen Altran befindet sich weiterhin auf Rekordkurs. Wie bei Plastic Omnium gibt es hier klar definierte Ziele. So will der Vorstandschef die Marge auf den Gewinn vor Steuern und Zinsen von 9,6 auf 13,0 Prozent steigern. Gelingt das, winkt ein fortgesetzter Kursanstieg.

Aus der dritten Börsenkategorie stammt der sechste Kauftipp: Axway Software. Die bei der Digitalisierung von Geschäftsprozessen unterstützende Gesellschaft kommt auf eine Marktkapitalisierung von unter einer Milliarde Euro und ist nur an der Euronext Paris handelbar. Auch hier soll ein Transformationsprozess Schwung bringen, wobei die Société Générale den Gewinn je Aktie von 2016 bis 2019 von 1,77 auf 2,52 Euro steigen sieht. Getreu dem Motto: "En marche!"



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